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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Nicht-Verdächtige? Wieder Jackie Napier – sie ist von sich aus zur Polizei gegangen und hat ausgesagt, dass sie die Leiche gesehen hat, womit sie die Geschichte von Connie Bowskill bestätigt, eine Geschichte, auf die niemand auch nur fünf Minuten verschwendet hätte, wenn Jackie nicht gewesen wäre – man hätte Connie als Neurotikerin mit Wahnvorstellungen abgetan. Erst nach Jackies Aussage hat Grint sich mit dem mutmaßlichen Mord befasst, hat die Spurensicherung geholt und entdeckt, das zu dem Zeitpunkt jemand sich ins System gehackt hat. Grob vereinfachende Annahme? Jackie kann unmöglich dafür verantwortlich sein. Die Möglichkeit, dass es anders sein könnte, würde Grint niemals in Erwägung ziehen, und auch sonst niemand – kein Mensch lenkt die Aufmerksamkeit der Polizei auf ein Verbrechen, das er selbst begangen hat, ein Verbrechen, mit dem er sonst davonkommen würde.«
    »Aber … willst du damit sagen, dass Jackie genau das getan hat?«, fragte Sam.
    »Ich glaube schon, ja«, antwortete Simon. »Ich weiß allerdings nicht genau warum.« Er sah zornig aus. »Ich mag ja ein fantasiebegabter Mensch sein, aber Jackies Niveau erreiche ich nicht mal annähernd.«
    »Du redest, als wüsstest du mit Sicherheit, dass Jackie eine Lügnerin ist«, sagte Charlie.
    »So ist es auch. Wenn du mich heute zu den beiden Maklerbüros begleitet hättest, Blydon & Schadow und dem Cambridge Property Shop, wüsstet du es auch.«
    Charlie wies ihn nicht darauf hin, dass er ihr weder mitgeteilt hatte, wo er hinwollte, noch sie aufgefordert hatte, ihn zu begleiten.
    »Zunächst einmal, Jackie war in letzter Zeit nicht in Neuseeland, und sie hat auch keine Schwester. Das mit dem Urlaub ist wahr. Sie war mit ihrer behinderten Mutter in einer Frühstückspension in Weston-super-Mare. Das macht sie offenbar jeden Sommer.«
    Weston-super-Mare. Neuseeland. Der Abstand zwischen Lüge und Wahrheit reichte aus, einen Jetlag hervorzurufen.
    »Jackie hat 2003 den Verkauf des Objekts Pardoner Lane 18 an eine Familie Gilpatrick abgewickelt«, sagte Simon. »2009 wollte die Familie erneut umziehen. Jackie, die damals immer noch für den Cambridge Property Shop arbeitete, verkaufte ihnen auch das zweite Haus, das Haus gegenüber von Professor Sir Basil Lambert-Wall. Das alte Haus der Gilpatricks hat sie selbst gekauft.«
    »Was?« Charlie war sich nicht sicher, ob sie richtig gehört hatte.
    »Jackie Napier hat das Haus, Pardoner Lane 18, im März letzten Jahres gekauft«, bestätigte Simon. »Sie war die Maklerin, die den Verkauf abgewickelt hat, sie hat das Haus zum Verkauf angeboten – und es dann selbst gekauft.«
    »Aber … warum es dann erst zum Verkauf anbieten?«, fragte Sam.
    »Musste sie an sich selbst Courtage zahlen?«, wollte Charlie wissen.
    »Keine Ahnung.« Simon blickte weg. Er hasste es, etwas nicht zu wissen. »Aber dort wohnt sie jetzt – in dem Haus, auf das Kit Bowskill 2003 so scharf war, das Haus, das er so unbedingt haben wollte, dass er seine stolze Maske fallen ließ und seine Eltern um fünfzigtausend Pfund bat.«
    Charlie sah Hilfe suchend Sam an und sah ihre eigene Verwirrung in seinem Gesicht gespiegelt.
    »Im Februar diesen Jahres wechselte Jackie den Arbeitgeber – sie ging zu Blydon & Schadow«, sagte Simon. »Ich habe mit Hugh Jepps gesprochen, einem der Seniorpartner des Maklerbüros Cambridge Property Shop. Er fühlt sich seitdem schuldig, weil er ihr ein glänzendes Zeugnis ausgestellt hat, und war nur zu gern bereit, mich seine Beichte hören zu lassen. Er hat sie nur deshalb in den höchsten Tönen gelobt, weil er sie loswerden wollte – er hätte sie natürlich entlassen können, aber dann wäre vielleicht rausgekommen, was sie so getrieben hatte. Jepps war sich nicht sicher, ob die Firma die schlechte Publicity überstehen würde. Außerdem hätte er ihr auch nichts nachweisen können, obwohl er genau wusste, was ablief.«
    »Was mehr ist, als man von Sam oder mir sagen kann«, murmelte Charlie.
    »Bei jeder Immobilie, die Jackie verkaufte, gab es ein Gegenangebot, sobald ein Angebot eingegangen war – ein kleines bisschen höher«, fuhr Simon fort. »Normalerweise führt das dazu, dass die Interessenten sich gegenseitig überbieten – jede Partei bietet jeweils zwei Riesen mehr, manchmal auch fünf oder zehn, je nachdem, wie begehrt das Objekt ist, bis schließlich jemand aussteigt. So weit, so normal, meinte Jepps – das passiert ständig bei Immobilienverkäufen –, nur dass es bei

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