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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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haben, Connie«, sagt Sam. Er klingt erleichtert, als hätte er mir das schon seit geraumer Zeit mitteilen wollen.
    »Jackies Beschreibung ist fast identisch mit Ihrer.« Das kommt von Grint. »Unmengen von Blut auf dem Teppich, eine dunkelhaarige Frau in einem gemusterten Kleid, Gesicht nach unten, Haar fächerförmig um den Kopf ausgebreitet, als wäre sie gestürzt. Aber wissen Sie, was mich am meisten beeindruckt hat? Die Zeugin sagt – ebenso wie Sie, wie ich von Sam weiß –, dass das Blut in der Bauchgegend am dunkelsten war.«
    Ich schließe die Augen und sehe alles wieder vor mir. »Das hätten Sie mir gleich sagen sollen!«, bringe ich heraus.
    »Finden Sie?«, sagt Grint. »Da bin ich anderer Ansicht. Wenn ich es Ihnen sofort erzählt hätte, als Sie hier reinkamen, hätte ich es Fremden erzählt.«
    Was soll das denn nun wieder bedeuten?
    »Jackie konnte den Anblick nicht ertragen, sagte sie. Also hat sie den Rundgang abgebrochen und sich erst mal einen großen Gin-Tonic eingeschenkt. Sie hat überlegt, ob sie ihre beste Freundin anrufen soll, wollte sie dann aber doch nicht aufwecken. Zehn Minuten später, als sie sich ein bisschen beruhigt hatte, sah sie noch einmal nach. Beim zweiten Mal war keine Frauenleiche mehr da.«
    »Also …« Kit hat sich gerade hingesetzt. »Wenn diese Jackie das gesehen hat, was Connie gesehen hat …«
    »Das war noch nicht alles.« Grint tritt ans Fenster und schlingt die Finger durch das Maschengeflecht. »Ich habe mit Roundthehouses gesprochen. Das Immobilienportal hat mit dem virtuellen Rundgang durch die Objekte nichts zu tun – der Makler, der die Immobilie verkauft, stellt alles Material – Fotos, Rundgänge, Grundrisse.«
    »Lorraine Turner«, sage ich. Ich erinnere mich an ihren Namen. Sam hat ihn in seiner Geschichte über die Vorbesitzer, ihren Weihnachtsbaum und den Fleck auf dem Teppichboden erwähnt.
    »Richtig.« Grint lächelt. Er wirkt unangemessen glücklich. Ich hoffe stark, er genießt nur seine Macht über uns alle und nicht die Aussicht auf eine Tote mit Bauchwunde. »Lorraine Turner ist die Maklerin, die das Objekt Bentley Grove 11 verkauft, aber mit der IT-Seite der Dinge hat sie nichts zu tun. Wie viel wissen Sie über Computerhacker?«
    »Es gibt nichts über Computer, das Kit nicht weiß«, bemerke ich.
    »Ich bin kein Hacker.«
    »Aber du weißt, wie es funktioniert.« Es ist keine rhetorische Frage, sondern eine Feststellung. Grint schaut mich an.
    »Und Sie?«
    »Ich habe keine Ahnung davon.«
    »Dann werde ich den technischen Kram lassen und es einfach halten. Einer der IT-Leute des Maklerbüros hat mich eine halbe Stunde vor Ihrem Eintreffen zurückgerufen. Jemand hat sich am Samstagmorgen kurz vor eins in ihre Website gehackt. Wie es aussieht, wurde der virtuelle Rundgang durch einen anderen ersetzt – die offizielle Version durch das Webvideo mit der Leiche der Frau.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn.« Kit ist grau im Gesicht. »Als ich es mir angesehen habe, war da keine Leiche und kein Blut.«
    »Um 1.23 trat der Hacker wieder in Aktion«, erklärt Grint. »Oder die Hackerin, sollte ich wahrscheinlich sagen, es könnte ja ein Mann oder eine Frau gewesen sein. Der ursprüngliche Rundgang wurde wieder installiert.«
    »Aber als ich es mir ansah, war es noch nicht dreiundzwanzig Minuten nach eins«, sagt Kit. »Ich erinnere mich, dass ich auf die Uhrzeitangabe auf dem Computer geschaut habe und dachte: Was zum Teufel tue ich hier eigentlich mitten in der Nacht? Da war es genau zwanzig nach eins. Und ich habe den virtuellen Rundgang nicht erneut angeklickt – ich habe mir den Durchlauf angesehen, den Connie aufgerufen hatte. Er lief in einer Programmschleife. Also wieso habe ich nicht das gesehen, was Connie gesehen hat?« Kits Blicke schießen durch den Raum, ohne an irgendetwas oder irgendjemandem hängen zu bleiben.
    »Das ist doch offensichtlich, oder?«, sage ich. »Der Hacker hat es so eingerichtet, dass in seiner Version das Bild der Toten nur alle zwanzig Durchläufe kam, oder alle fünfzig.« Hatte ich das nicht bereits erläutert? Warum hat Kit beschlossen, das zu vergessen?
    »Wäre das möglich?«, will Grint von ihm wissen. Weil Kit hier der Computerexperte ist, oder weil Grint annimmt, Kit könnte derjenige sein, der den virtuellen Rundgang manipuliert hat?
    »Alles ist möglich.« Kit zuckt mit den Achseln und stößt langsam die Luft aus. »Damit wäre ich dann wohl aus dem Schneider. Überleg mal, Connie. Wo war ich

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