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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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wimmeln. »Du weißt gar nichts.« Ich halte das Telefon fest ans Ohr gedrückt. Ich werde nicht aufgeben, nicht, solange Kit mich beobachtet.
    Das Klingeln hat aufgehört. Jemand ist rangegangen. Eine Frauenstimme meldet sich: »Bleibender Schaden.«
    Ich kann nicht sprechen. Der Atem in meinem Hals hat sich verfestigt, ist zu Beton geworden.
    »Bleibender Schaden«, wiederholt sie, lauter diesmal. Im Singsangton. Wie um mich zu verhöhnen.
    Weißt du überhaupt noch, was du tust?
    Bleibender Schaden. Bleibender Schaden. Bleibender Schaden.
    Ich stoße einen Schrei aus und werfe mein Handy auf die Straße. Ich will es nicht in meiner Nähe haben.
    »Con, was ist los?« Kit hockt sich neben mich. »Was ist passiert?«
    »Sie sagte …« Ich schüttle den Kopf. Es kann nicht wahr sein. Es muss wahr sein. Ich habe es selbst gehört, zwei Mal hintereinander. »Sie hat gesagt: ›Bleibender Schaden‹. Die Frau, die ans Telefon gegangen ist. Warum sollte sie so etwas zu mir sagen?«
    Ich sehe, wie sich meine eigene Verwirrung in Kits Augen spiegelt: blankes Unverständnis. Dann holt er tief Luft, und seine Miene verändert sich. »Das hat sie nicht gesagt, Connie. Sie hat sich mit ›Blydon & Schadow‹ gemeldet – so heißt das Maklerbüro.«
    Ich schlinge die Arme um mich selbst und schaukle vor und zurück, damit es weggeht. »Sie hat ›bleibender Schaden‹ gesagt.« Ich weiß doch, was ich gehört habe.
    »Connie … Connie! Blydon & Schadow ist der Immobilienmakler, der das Objekt Bentley Grove 11 verkauft. Das ist das Maklerbüro, für das Lorraine Turner arbeitet: Blydon & Schadow.«
    Bleibender Schaden. Blydon & Schadow. Ich weiß nicht, wie oft Kit den Namen sagt, bevor ich mir erlaube, es zu hören. »Woher weißt du das? Woher weißt du, wie das Maklerbüro heißt?«
    Er schließt die Augen und wartet ein paar Sekunden, bevor er antwortet. »Ich kann kaum glauben, dass du es nicht weißt. Das Logo ist doch auf der Roundthehouses-Seite. Direkt über ›Bentley Grove 11, Cambridge‹. Siehst du es nicht vor dir? Wir haben gerade eine halbe Stunde damit zugebracht, es anzustarren, mit Grint und Sam. Alles Großbuchstaben, und das B mit dem S verschlungen. Das Logo ist mir aufgefallen, weil es ein so ungewöhnlicher Name ist. Ich dachte noch: Die müssen neu sein – 2003, als wir nach einem Haus gesucht haben, gab es dieses Maklerbüro noch nicht.«
    Das B mit dem S verschlungen. Ja: marineblaue Schriftzeichen. Ich habe nicht auf den Namen des Maklerbüros geachtet, weil es mich nicht interessierte, welcher Makler das Haus verkauft. Ich war zu sehr damit beschäftigt, auf den Fotos nach meinem Mann zu suchen.
    »Bist … bist du dir sicher?«, frage ich Kit. Wie ist es möglich, dass ich den Namen nicht erkannt habe? Ich habe schon einmal mit diesem Makler telefoniert – am letzten Freitag, als ich das Verkaufsschild im Garten sah. Ich wollte wissen, ob jemand mir das Objekt noch am selben Tag zeigen könne, aber es war niemand verfügbar.
    »Ruf noch mal an.« Kit wirft einen Blick auf mein zerschmettertes Handy, das in Bruchstücken auf der Straße liegt, und versucht, mir sein Telefon in die Hand zu drücken. »Du solltest nicht auf das Wort von jemandem vertrauen, dem du nicht traust.«
    »Nein, ich …«
    »Ruf an!« Er fuchtelt mit dem Telefon vor meinem Gesicht herum. »Beweis es dir selbst. Vielleicht erkennst du dann, dass du Hilfe brauchst – richtige medizinische Hilfe, nicht irgendeine beschissene Quacksalberin, die einen leichtgläubigen Idioten erkennt, wenn sie einen sieht.«
    Und was ist mit dir, Kit? Erkennst du einen leichtgläubigen Idioten, wenn du einen siehst?
    Ich suche nach der Sainsbury-Quittung und tippe die Nummer. Wassertropfen fallen auf das Display. Tränen. Ich wische sie fort.
    Diesmal meldet sich jemand nach dem ersten Klingeln. »Blydon & Schadow.«
    Dieselbe Stimme, dieselbe Frau. Dieselben Worte. Wie konnte ich mich so verhören? Ich gebe Kit sein Telefon zurück. Er wartet darauf, dass ich meinen Fehler zugebe und mich entschuldige.
    Aber was sollte das bringen? Was hat es für einen Sinn, dass Kit und ich irgendetwas zueinander sagen, wenn keinem von uns beiden zu trauen ist?

14
    20. 7. 2010
    »Es waren nur zwei Tage.« Obwohl Sam die Frage gestellt hatte, hielt Jackie Napier den Blick auf Ian Grint gerichtet. »Zwei Tage, das ist wohl kaum lange. Ich habe es am Samstag gesehen, und gleich am Montagmorgen habe ich die Polizei angerufen. Ich habe ja schon erklärt

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