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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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Ihnen denn gar nichts erzählt?«
    »Es wäre gut, wenn ich es von Ihnen hören könnte.«
    »Ich bin Immobilienmaklerin. Ich arbeite für Blydon & Schadow. Wir verkaufen das Haus, in dem die Leiche war, Bentley Grove 11. Was meinen Sie, warum ich bei Roundthehouses war?« Sie runzelte die Stirn. »Gehören Sie etwa zu den Leuten, die Makler nicht ausstehen können?«
    »Nein, ich …« Sam hörte ein scharrendes Geräusch und drehte sich um. Grint hatte genau diesen Moment gewählt, um seinen Stuhl zu verrücken. Immobilienmaklerin . Das war das Letzte, was Sam erwartet hätte, und Grint wusste es. Es erklärte das leichte Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Als ich Freitagnacht nicht schlafen konnte, dachte ich mir, ich guck mal, was so auf den Markt gekommen ist, während ich weg war«, erklärte Jackie. »Dass Bentley Grove 11 da sein würde, wusste ich – ich wusste, dass sie es verkaufen wollte, die Ärztin, der das Haus gehört, Dr. Gane. Ich hätte den Verkauf selbst abgewickelt, aber ich wollte ja nach Neuseeland, deshalb habe ich es Lorraine übergeben – meiner Kollegin Lorraine Turner?«
    »Also …« Sam hatte das Gefühl, irgendwie hinterherzuhinken. »Entschuldigen Sie, vielleicht könnten Sie etwas für mich klarstellen: Sie sagten, sie wären ins Internet gegangen, um nachzuschauen, welche Objekte während Ihrer Abwesenheit neu dazugekommen waren …«
    »Genau. Ich wollte auch sehen, was verkauft worden war und für welche Objekte Angebote eingingen. Man muss die Konkurrenz im Auge behalten. Ich wollte mich davon überzeugen, dass die anderen nicht mehr verkaufen als wir. In Cambridge herrscht eine rege Nachfrage nach Immobilien. Die Krise hat uns nicht so schlimm erwischt wie andere Städte, und die Konjunktur erholt sich. Wenn irgendein Objekt, ein Einfamilienhaus oder eine Eigentumswohnung, im Zentrum für weniger als sechshunderttausend Pfund angeboten wird, ist es binnen weniger Tage weg, es sei denn, es ist sanierungsbedürftig oder liegt an einer Hauptverkehrsstraße. Alles eine Frage von Angebot –«
    »Wenn ich Sie kurz unterbrechen dürfte.« Sam lächelte, um sein übergriffiges Verhalten wiedergutzumachen. »Also, im Grunde wollten Sie auf dem Laufenden sein, bevor Sie wieder ins Büro gingen.«
    »Ja. Sehen Sie, ich verrat Ihnen mal was über mich. Ich liebe meinen Beruf – für mich ist es eher eine Berufung als ein Job. Meine Arbeit fehlt mir sogar, wenn ich wegfahre. Es gibt keinen Beruf, den ich lieber ausüben würde, und das ist die Wahrheit.«
    »Ich denke, das könnte die Frage beantworten, die ich gerade stellen wollte.« Die Frage, die ich schon vor geraumer Zeit gestellt hätte, wenn du nicht so versessen darauf wärst, den Klang deiner eigenen Stimme zu hören . »Warum haben Sie den virtuellen Rundgang angeklickt? Wahrscheinlich müssen Sie die Inneneinrichtung eines Hauses sehen, um festzustellen, ob der Kaufpreis angemessen ist.« Sam beantwortete seine eigene Frage und stellte sich vor, wie er sich fühlen würde, wenn seine Leidenschaft im Leben das Verkaufen von Immobilien wäre.
    »Ja, das muss man.« Jackie nickte begeistert. »Völlig richtig. Ich war allerdings schon mal in Dr. Ganes Haus, zwei Mal sogar. Ich habe den Rundgang angeklickt, weil ich sehen wollte, ob sie tatsächlich ausgezogen war, wie sie angekündigt hatte. Ich war einfach neugierig. Sie hatte gesagt, dass sie nicht in dem Haus bleiben wollte, nach allem, was passiert war. Sie würde ins Hotel ziehen müssen, sagte sie. Ich sagte zu ihr: ›Das wird Sie aber ganz schön was kosten – in einem Hotel zu wohnen, bis das Haus verkauft ist und Sie was Neues gefunden haben.‹ Aber sie hat es tatsächlich gemacht, das konnte ich sehen. Die meisten Sachen hatte sie dagelassen, aber im Badezimmer war keine Zahnbürste, keine Zahnpasta und kein Klopapier, und auf dem Nachttisch lagen keine Bücherstapel, stand kein Wasserglas.« Jackie tippte sich an die Nase. »Ich habe einen Instinkt für Häuser – und für die Leute, die darin wohnen.«
    Und für die Leute, die darin sterben?
    »Ich weiß noch, ich dachte: Sie hat’s tatsächlich getan – die ist in ein Hotel gezogen, zu Gott weiß welchen Kosten. Alberne Person! Und dann kam das Bild vom Wohnzimmer, und ich sah die Leiche, die darin lag, das ganze Blut …« Jackie erschauderte. »So etwas will ich nie wieder sehen, besten Dank auch.«
    »Sie sagten eben: ›nach allem, was passiert war‹. Ich fürchte, Sie werden ganz am Anfang anfangen

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