Das fünfte Buch: Neue Lebensläufe. 402 Geschichten (German Edition)

Leistung, Treue gegen Treue. So gibt es bereits Handlungsstrecken, bei denen ein Sicherheitsunternehmen Leistung für ein anderes erbringt, und der Tausch erfolgt bargeldlos, sozusagen als Gewaltkredit. Ein Guthaben dieser Art (erprobt auch unter Einzelsöldnern) hat bleibenden Wert, ja, es wird, entgegengesetzt zu Inflation oder Deflation, stets wertvoller mit der Zeit. So ist eine Gefälligkeit im Rahmen der ’Ndrangheta bei Neapel jenseits des Atlantiks oder in Ostasien konvertierbar.
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    [Neue Arbeitsfelder im Nordmeer und an dessen Küsten und Zugangswegen] Das Bedürfnis nach Sicherheit, Regelung und dosierter Gewalt folgt den Routen der Wirtschaft. Rechtsfreien Raum gibt es nördlich des Polarkreises. Einsatz von korrumpierbaren Spezialtruppen der Roten Armee erweist sich als teurer, als es unbestechliche Privatkämpfer sind. Auch Vertraulichkeit des Einsatzes ist besser gewährleistet.
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    [Tausch Glück gegen Einsatz] Einer der drei Chefs der Revolution in Burkina Faso wurde von einem der sieben französischen Geheimdienste als Privatkämpfer gewonnen, und zwar durch Zuführung einer Geliebten, der er verfiel. Der Frau zuliebe tötete er seinen Revolutionskameraden, den Staatschef, und übernahm als Präsident das Land, was er weder für Geld noch aus Machtlust getan hätte. Die staatsverräterische Beziehung, durch Liebesglück fundiert, blieb stabil. Das verbrecherische Paar war, auch unabhängig von der persönlichen Liebesfähigkeit, zum Zusammenhalt vergattert, da eine Krise in der Beziehung die Geheimdienste zu sofortiger Aktion gereizt hätte. Die beiden deckten einander den Rücken. Sie waren nicht Liebesleute, sondern Liebeskameraden. Diese libidinöse Währung scheint auch bei Oberst Frossart der Grund dafür gewesen zu sein, daß er mit seiner Truppe auf den Komoren landete. Er hatte die Absicht, eine junge Frau aus dem Gefängnis zu befreien, die er einst in Paris gesehen hatte. Das gelang ihm, und er forderte nicht einmal Liebeslohn. Nach wenigen Tagen war das Unternehmen im übrigen gescheitert. Die Truppe zog sich nach Afrika zurück.
Ein Kämpfer aus Ungarn
    Er war in Ungarn aufgewachsen, hatte sich in Nordafrika als Kämpfer ausbilden lassen und war in Kanada in die arktische Patrouille eingereiht worden. Wer hatte diesen Mann zum Chef eines Saunabetriebs in einem Grandhotel in den Schweizer Alpen gemacht, in dem er ausschließlich leichtbekleidete Frauen kommandierte? Als die Ermittler beim Hotelmanagement vorsprachen, war der rufschädigende Tatbestand schon nicht mehr zu vertuschen. Der Personalchef des Hotels und der Berater des Unternehmens, der das Personal vermittelte, hätten fragen müssen, warum diese Kämpfernatur ihren letzten Job in Kanada verloren und sich jetzt im Spa-Beruf beworben hatte. Stets ging dieser Kampfausbilder halb im Rücken einer der ihm anvertrauten Bedienerinnen des Sauna- und Massagebetriebs, die wegen der Temperaturen in Turnkleidung herumliefen, und observierte, ob sie ihre Aufgaben ordnungsgemäß verrichteten. In diesen Situationen und am Abend nach Dienstschluß soll er seine Position als Vorgesetzter ausgenutzt haben, was so lange verborgen blieb, bis die Eifersucht einiger der ihm Anvertrauten zu Meldungen und Gerüchten führte.
    Die Entlassung des Mannes kostete die Hotelleitung ein anerkennendes Zeugnis, in dem auch eine Erklärung zu finden war, daß der rasche Berufswechsel aus gesundheitlichen Gründen erfolgt sei. Die Ermittlungsbehörde sah, um Rufschaden von Ort und Hotel fernzuhalten, von einer Untersuchung ab. Hierfür gab es haltbare Gründe, weil alle Kontakte einvernehmlich erfolgt und keine Minderjährigen beteiligt waren. Der Vorwurf der Ausbeutung von Abhängigen durch einen Vorgesetzten, ebenfalls unter Strafandrohung, konnte ausgeräumt werden mit dem Hinweis, der »Kämpfer aus Ungarn« sei beratend und nicht entscheidend tätig gewesen. Vorgesetzter des Spa-Bereichs sei das Management selbst, was ja zutraf.
Kleinheit der Fragmente, aus denen sich der Verlauf des Sprengstoffattentats ermitteln läßt
    Das Attentat auf den Ministerpräsidenten des Libanon Rafiq al-Hariri war auf dessen vollständige Vernichtung gerichtet. Der Personenschutz hatte die Angriffswut nur verstärkt. Es waren statt ausreichender 500 Kilo Dynamit 1500 disponiert worden. Der Selbstmordattentäter, der den Großlastwagen gesteuert hatte (in seinem Rücken die gewaltige Sprengmasse), war in winzige Teile zerfetzt worden. Wir fanden später ein Stück der