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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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für jeden einen Platz an unserem Tisch«, antwortete Roberto.
    »Dem nächsten, der wieder so etwas sagt, wird es leid tun!«
    Lan, Roberto, Bird, Marie und viele andere der City-Bewohner hinter ihnen riefen daraufhin im Chor: »Es ist für euch ein Platz an unserer Tafel gedeckt, kommt, eßt mit uns gemeinsam.«
    Wutentbrannt schlug der Commander Roberto mit der flachen Hand ins Gesicht.
    »Sag's nochmal, mein Junge, sag's nochmal!«
    Das ist nicht so gut gelaufen, dachte Bird. Wir haben den Commander nur so weit gebracht, daß er die Kontrolle über sich verloren hat. Wenn Roberto tiefer in dieses ungleiche Duell verstrickt wird, kann es mit Toten enden. Jetzt bin ich dran, dachte Bird.
    Er machte einen Schritt nach vorn.
    »Wir akzeptieren Ihre Autorität nicht«, sagte Bird. »Wir werden Ihnen in keiner Weise helfen. Wir werden nicht kooperieren. Wir werden uns in jeder Weise der Gewalt widersetzen. Aber wir werden euch immer wieder anbieten, mit uns zu leben, statt uns zu erobern und zu unterjochen.«
    Commander Nelsons Gesicht zeigte Geringschätzung: »Ich bin es nicht gewohnt, Ratschläge von Niggern anzunehmen.«
    Bird hatte dieses Wort nicht mehr gehört, seit er aus dem Gefängnis in den Southlands geflohen war. Das beleidigende Wort kam ihm sehr altmodisch vor, eine archaische Waffe aus fernen Zeiten, es kam ihm vor, wie ein Holzspeer oder eine Steinaxt. Unruhe machte sich in der bisher still wartenden Steward-Truppe breit. Ein drohendes Murmeln lief durch einen Teil der schwarzen und dunkelhäutigen Soldaten. Wie bei einem Hund, der im Schlaf gestört worden war, dachte Bird.
    Es gab also Spannungen unter ihnen, Differenzen, die ausbrechen könnten. Der Zusammenhalt in dieser Armee war brüchig, das müssen wir uns merken.
    Marie wollte etwas sagen. Aber Bird kam ihr zuvor. Dies wollte er selbst machen.
    »Wir sind es nicht gewöhnt, dieses Wort in unserer Stadt zu hören«, sagte er. Er verlegte sich dabei auf eine singende Sprechweise, so daß seine Worte auch von den weit hinten stehenden Soldaten noch gut verstanden werden konnten. »Bei uns gibt es keine Rassenschranken. Ich sage dies euch, Brüder, ob Schwarzer oder Latino, Chinese oder Mischling, wir haben für alle, die es wollen, einen Platz an unserem Tisch.«
    Nelson riß sein Gewehr hoch und schmetterte Bird den Kolben an den Kopf. Bird war wie betäubt, rasender Schmerz durchzuckte ihn. Er taumelte, stand aber, unentschlossen. Okay, dachte er, besser dies als tot. Blut rann ihm über die Stirn und durchtränkte den Kragen seines Hemdes.
    »Sie haben nichts verstanden«, sagte Marie zum Commander. Sie ist böse, dachte Bird. Er kannte die Bedeutung der roten Flecke auf ihren Wangen. Aber ihre Stimme klang ruhig. »Ihr versteht die Stärke der Menschen dieser City nicht. Es ist eine Stärke, die ihr niemals zerstören oder erobern könnt, die sich nie eurem Willen beugen wird.«
    Der Commander kehrte ihr den Rücken. »Fertig machen zum Quartier«, brüllte er den Soldaten zu. »Johnson, riegeln Sie das Gebiet ab. Zelte aufstellen!« Er wandte sich um und sagte, an die City-Bewohner gerichtet: »Jeder verschwindet, bevor ich bis zehn gezählt habe.«
    Lan setzte sich auf den Boden.
    Ich bin bereit zu gehen, dachte Bird, sein Kopf dröhnte und schmerzte umerträglich. Aber dann setzte er sich. Roberto, Marie und die City-Bewohner taten es ihm nach.
    Nelson drehte sich zu seinem Zweiten Offizier um. »Räumen Sie dieses Feld. Egal wie, schleift die Leute fort, überfahrt sie mit Trucks, erschießt sie, aber fort mit ihnen.« Er stapfte davon, die Brust mit den Ordensbändern herausgedrückt.
    »Sie haben gehört«, brüllte Jones, aber sein Ton klang verunsichert. »Männer, schafft sie fort!«
    Die Soldaten blieben wie angewurzelt stehen.
    »Teufel auch, worauf wartet ihr?«, brüllte Jones. »Schleift sie weg! Dies ist ein Befehl. Und seid nicht zimperlich mit ihnen.«
    Mit erschrecktem Gesicht gingen einige der Soldaten los. Wenn wir jetzt Waffen unter der Kleidung versteckt hätten, dachte Bird, das wäre jetzt ein gelungenes Überrumpelungsmanöver. Aber sie hatten keine. Die City-Leute begannen zu singen: »Wir weichen nicht von unserem Land! Wir weichen nicht von unserem Land!« Birds Kopf schmerzte mehr und mehr. Doch er vergaß das Pochen in seinem Schädel, als zwei Soldaten ihm unter die Achseln griffen und ihn über das Pflaster fortschleiften. Er machte sich so schwer wie nur möglich. Aber er hatte genug damit zu tun zu

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