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Das Fünfte Geheimnis

Titel: Das Fünfte Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Starhawk
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verhindern, daß sein Kopf auf dem Boden aufschlug. Längst war sein Hemd zerrissen, seine Haut schürfte über Steine und Pflasterung. Schmerzensschreie um ihn her, als andere City-Bewohner ebenfalls brutal fortgerissen wurden.
    Singen, dachte Bird, wir sollten singen. Und so laut er nur konnte, begann er zu singen: »Es gibt eine Kraft in jedem, die tanzt mit dem Mond, mit der Sonne...«
    Vereinzelt zuerst, dann immer mehr Stimmen nahmen das Lied auf, und schließlich brauste es über die Menschen hin, über Steward-Soldaten und City-Bewohner gleichermaßen, bis sie sich alle unwillkürlich vom gleichen Rhythmus durchdrungen waren.
    »Wir sind die Hoffnung, die nicht verweht, wir sind die Tide, die kommt und geht...«

    ✳✳✳

    Die Straßen füllten sich in dieser Nacht mit Soldaten. Sie schienen überall zu sein, sie marschierten auf beiden Seiten des Stromes flußauf- und flußabwärts. Sie drangen überall in die Gärten ein, pflückten die Früchte von Bäumen und Sträuchern, und zertrampelten die Rasenflächen in den Parks.
    Bird suchte sich vorsichtig einen Weg zwischen ihnen, drückte sich in Toreinfahrten, verbarg sich im Schatten von Gebüsch. Sam hatte seine Kopfwunde versorgt und verbunden. Maya hatte ihn unter entsetzten kleinen Schreien liebevoll versorgt und bemuttert. Sie versuchte, ihn im Hause zu halten. Aber Bird wollte mit Lan, Marie und Roberto sprechen.
    Eine hölzerne Fußgängerbrücke überquerte den vom Hügel aus südwärts fließenden Strom. Er mied die Brücke. Statt dessen wollte er den Fluß auf den in der Strömung liegenden Steinen überqueren, so wie er es als Junge immer am liebsten getan hatte. Während er von Stein zu Stein sprang, hatte er sich immer vorgestellt, der Fluß sei voll mit gefräßigen Pirhañas, Krokodilen und anderem gefährlichen Getier. Nun waren die Gefahren echt, und er rannte über Steine. Sein verwundetes Bein behinderte ihn zwar, aber es ging besser als er dachte. Nur in der Dunkelheit auf dem letzten Stein rutschte er ab. Ungeschickt taumelte er ans Ufer und schlug der Länge nach hin – direkt neben jemandem, der da im Schatten eines Baumes hockte.
    »Disculpame«, sagte Bird halblaut, »Entschuldigung.«
    Der Jemand rührte sich nicht. Bird hielt sich die schmerzenden Rippen und erkannte einen Mann. Ein Soldat. Er kniete am Flußufer und hielt seine Hand ins Wasser, Tränen standen auf seinem Gesicht. Etwas an ihm erinnerte Bird an Littlejohn, genauso schmächtig, genauso strähniges Haar.
    »Bist du okay?« fragte Bird. Zu Füßen des Fremden lag ein Laser-Gewehr, dennoch empfand er keine Angst.
    »Woher kommt all dies Wasser?« fragte der Soldat. Es schwang ein träumerischer Ton in seiner Stimme mit, als wollte er sich an etwas erinnern.
    »Von dort oben, vom Himmel, aus den Wolken, vom Regen, von den Hügeln, aus den Reservoirs der City und aus den Wasserschläuchen in den Gärten«, gab Bird zurück.
    »Aber das Wasser fließt hier einfach durch die Stadt, jeder könnte es stehlen.«
    »Das Wasser ist frei. Es gehört uns allen, niemand muß hier Wasser stehlen, niemand muß dafür bezahlen, niemand profitiert davon, Wasser ist uns heilig.«
    »Mein Bruder wurde für einen Wasserdiebstahl erschossen. Und ich wurde in die Armee gesteckt.«
    »Nimm dir soviel du möchtest«, ermunterte Bird. »Bade drin, schwimm drin, trink davon, es ist sauber.«
    »Aber wir sind hier, um euer Wasser wegzunehmen.«
    Ich habe mich von Maya und Lily überzeugen lassen. Ich habe mich ihren Plänen angeschlossen, überkam es Bird, aber erst in diesem Moment habe ich einen leisen Hoffnungsschimmer, daß wir siegen könnten. Er hockte sich neben den Soldaten und senkte seine Stimme zu einem halblauten, beschwörenden Ton.
    »Du kannst dir nehmen, soviel du willst. Wir werden niemals daneben stehen und aufpassen, ob du es vielleicht verschwendest. Alles was du brauchst, kannst du dir nehmen.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Wir haben für dich einen Platz an unserer Tafel gedeckt. Du bist eingeladen. Du mußt nicht in der Armee bleiben.«
    »Du meinst, ich soll zu euch kommen, für euch kämpfen?«
    »Auf unsere Weise kämpfen, ja.«
    »Aber was ist mit den Boostern?«
    »Den Immun-Verstärkern?«
    »Alle sagen, wenn du erstmal auf Booster bist, mußt du ohne sie sterben.«
    »Nicht immer«, gab Bird zurück. »Ich kenne Deserteure, die immer noch leben. Es ist riskant. Wir haben aber Heilkundige, Ärzte und weise Frauen, die helfen.«
    In diesem Moment hörten sie

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