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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Foley. Du warst nicht aufzutreiben.«
    Â»Tut mir leid«, wiederholte ich. »Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren, wusste nicht, dass du…«
    Â»Was?«
    Â»Ich wusste nicht, dass du mich vermisst.« Gott, wie ich meine Worte hasste. »Ich will damit sagen, ich wusste nicht, dass du auf mich wartest. Ich meine, ich dachte, du bist mit – du weißt schon. Ich dachte, du … Hattest du Abendessen gemacht?«
    Â»Wie immer.«
    Ich öffnete den Mund, sagte aber nichts. Vielleicht war ihr nicht klar, dass es in letzter Zeit oft genug kein Abendessen gegeben hatte. Vielleicht hatte sie vergessen, wie oft ich mit Foley Fritten essen gegangen war. Es war das verdammte Handy, basta. Hätte ich es nicht ausgeschaltet, wäre alles in Ordnung gewesen. »Tut mir leid.«
    Sie sah aus, als wolle sie noch etwas sagen, doch stattdessen ließ sie ihre Fingerknöchel knacken und trottete neben mir her. Jetzt da sie sich wieder beruhigt hatte, genoss ich ihre Gesellschaft. Gemeinsam gingen wir unter einem Himmel, der schnell dunkel wurde, zu dem kleinen grauen Haus.
    Â»Ruby«, stieß sie hervor, als sie das rostige Gatter öffnete. »Ein Mädchen wurde ermordet.«
    Wir saßen auf den Treppenstufen, kühlten unseren Hintern auf dem Zement und beobachteten, wie die Straßenlampen angingen und ein mattes oranges Licht verbreiteten. Es schien verrückterweise genau das Richtige zu sein: sich auf die Treppe unseres sicheren kleinen Hauses zu setzen, während eine Meile weiter nördlich eine Mädchenleiche an den Strand geschwemmt worden war. Man stelle sich das vor! Ich denke, es war wegen der kühlen Luft, die uns den Kopf frei machte.
    Â»Wie konnte hier jemand umgebracht werden?« Jinn verschränkte ganz fest die Arme, so als versuche sie, Tränen der Angst hervorzuquetschen, doch sie war zu aufgedreht, um zu weinen.
    Ich denke sowieso, dass es eine rhetorische Frage war, jedenfalls antwortete ich nicht darauf.
    Â»Ruby, du kannst abends nicht mehr lange wegbleiben. Du musst aufpassen.«
    Â»Klar«, erwiderte ich. »Wer war sie?«
    Â»Weiß ich nicht. Sie haben in den Nachrichten nur die Leiche erwähnt.«
    Â»Wahrscheinlich war es also jemand, den sie kannte. Ist doch normalerweise so, oder?«
    Â»Ja.«
    Â»Ich meine, es ist nicht anzunehmen, dass es sich um den Würger von Breakness handelt, oder? Verstehst du, was ich meine?«
    Â»Ich weiß, Ruby. Es ist nur … es ist nur …«
    Okay, ich konnte akzeptieren, dass es nur … Ich wusste, mir konnte das nicht passieren, doch von irgendwelchen verrückten Fremden getötet zu werden, war genau das, worüber Mütter ausflippten und deswegen auch Jinn.
    Â»Tut mir leid«, wiederholte ich.
    Â»Oh, ist in Ordnung.« Jinn legte den Arm um mich und schüttelte mich. »Ich hab mir einfach Sorgen gemacht, das ist alles.«
    Das vermittelte mir ein warmes, beruhigendes Gefühl, so wie früher. »Ist er schon wieder zurück?«
    Sie brauchte nicht zu fragen, wer. Gestern Abend war Nathan in einem Auto, das ihm irgendjemand geliehen hatte – wobei ich mich fragte, wieso dieser Irgendjemand das getan hatte –, nach Süden gefahren. »Nein, er wollte seinen Vater besuchen und wird dort ein paar Tage bleiben.«
    Trotz ihres wehmütigen Tons war ich froh. Es war einfach super, dass Nathan nicht da war.
    Â»Können wir dann morgen Lara besuchen?«, schlug ich vor.
    Â»Klar«, erwiderte Jinn.
    Es war nie traurig oder deprimierend gewesen, Laras Grab zu besuchen, mit Ausnahme dieses einen Mals. Der Friedhof wirkte wie ein Park mit seinem gepflegten Rasen und den Rosenbeeten und den mehr oder weniger intakten Bänken und unauffälligen Überwachungskameras. Er war eine kleine Oase städtischer Behaglichkeit, obwohl er oberhalb der Umgehungsstraße und des Industriegebiets lag. Selbst wenn hier Vögel gezwitschert hätten, hätte man es bei dem ständigen Brummen der Laster nicht gehört. Auf der anderen Seite des Friedhofs blickte man auf eine kleine Siedlung von Sozialwohnungen mit solchen überdachten Balkonen, was einst bestimmt eine hübsche Idee gewesen war, die aber jetzt vollgestopft waren mit Fahrrädern, Wäscheleinen und Waschmaschinen. Die klaffenden Lücken zwischen den Gebäuden verliehen dem Ganzen eine Art Gaza-Look, so als wäre alles mit Granattrichtern übersät. Doch warum

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