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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Party auftauchte, zusammen mit einer Meute anrüchiger Jungs der Glassford Academy. Man konnte sie nicht übersehen, denn sie fiel ins Auge. Sie trug Dreadlocks, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte – vermutlich war das der Grund, weshalb sie sich Marley nannte; mit Labradoren hatte es jedenfalls nichts zu tun. Eine der Locken hatte sich gelöst und stand seitlich ab. Sie trug weite Kakihosen und eine Kampfjacke, ein leuchtend rotes T-Shirt und ein Nasenpiercing. Doch erstaunlicherweise fiel einem all dies nicht als Erstes ins Auge, denn sie hatte das lieblichste Gesicht, das man sich vorstellen konnte. Sie sah aus wie ein Engel.
    Sie kam mit diesem wiegenden Gang herein, der sofort verriet, dass sie Angst hatte. Sie schäkerte mit ein paar Jungs herum und kippte wie ein Cowboy ein Glas Punsch nach dem anderen, mied es aber, irgendjemandem in die Augen zu sehen. Doch sie musterte die Leute, wenn diese nicht zu ihr hersahen, als ob sie sich davon überzeugen wollte, dass sie sich nicht zum Narren machte, es richtig machte.
    Sie muss die mütterliche Ader meiner Schwester angesprochen haben, denn nach fünf Minuten ging Jinn zu ihr, und sie verstanden sich auf Anhieb. Ich hielt mich zurück, tauchte meine Lippen in einen Plastikbecher mit Punsch, studierte die Partygäste und hoffte, dass niemand ein Gespräch mit mir anfangen wollte. Gerne wäre ich ebenfalls zu dem Mädchen mit den Dreadlocks rübergegangen und hätte mit ihr geredet, aber das war eine absurde Idee. Ich! Ich sollte mich einer Fremden vorstellen? Undenkbar!
    Jinn und das Mädchen kicherten nicht pausenlos und tauschten keine netten Belanglosigkeiten aus, so wie man es vielleicht erwarten würde. Fast eine Stunde lang unterhielten sie sich über ein ernstes Thema. Ich schnappte Gesprächsfetzen auf, nickte hin und wieder und übte für das Erwachsenenleben. Ein paarmal machte ich ein paar Tanzschritte, doch dann war es mir zu albern, mich gehemmt am Rande einer improvisierten Tanzfläche zu bewegen. Als es in der Wohnung unerträglich heiß wurde, ging ich hinunter auf die Straße, und beobachtete selbstvergessen, wie das Mondlicht die schaukelnden Yachten anstrahlte. Ich beobachtete, wie ungefähr hundert Meter weiter Kunden in Fu Lings Takeaway hineingingen und wieder herauskamen. Ich genoss die köstliche Nachtluft und lauschte dem Partylärm, der aus dem Fenster über mir drang. Schließlich ging ich zu dem Takeaway und schwatzte Mr Fu Ling eine Tüte öliger Fritten ab, während seine Frau nicht hinsah.
    Das war meine Privatparty. Niemand störte mich, und ich liebte es, Menschen zu beobachten, und ich mochte die frische Nachtluft. Hinter mir stolperte ein Paar die Treppe herunter und torkelte um die Ecke. Sie stützte ihn. Sie suchten wohl einen ruhigen Platz, entweder um zu vögeln oder um zu brechen. Wenn ich ihn ansah, war die zweite Möglichkeit wahrscheinlicher. Ich legte den Kopf in den Nacken und beobachtete den orangefarbenen Schimmer am Himmel und die Sterne, die über den Schären zu sehen waren. Ich lauschte dem Plätschern der Wellen im Hafen und dem metallischen Geklingel der Masten, das sich mit dem dumpfen Geräusch der Musik vereinigte. Ich schloss die Augen und verschlang die letzte Fritte, spürte die Nachtluft auf meiner Haut und überlegte, dass ich wieder hinaufgehen sollte.
    Auf halbem Weg stieß ich auf Jinn und das Mädchen mit den Dreadlocks, die auf dem Treppenabsatz saßen.
    Das Mädchen hatte wohl geweint, aber jetzt nicht mehr. Jinn hatte den Arm um ihre Schultern gelegt und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Das Mädchen schob die widerspenstige Locke hinters Ohr, schniefte und kicherte.
    Sie trug auch meine Kette.
    Vermutlich waren Tausende von den verdammten Dingern verkauft worden. Doch nein, selbst im trüben Treppenlicht erkannte ich die verstümmelte Pfote und das Zyklopenauge. Und Jinns Handgelenk war ohne Schmuck.
    Als ich wortlos an ihnen vorbeiging, bedachte mich meine Schwester mit einem ihrer Spezialblicke. Doch sie ging mir nicht sofort hinterher. Ich hatte Zeit, mich an den Partygästen vorbeizuquetschen, zur Punschschüssel, und schnell einen Plastikbecher hinunterzukippen.
    Doch nun stand Jinn neben mir. »Was ist los?«
    Â»Warum trägt sie meine Kette?«
    Wir schrien beide, aber nur zum Teil deshalb, weil die Musik so laut war.
    Â»Sie gehört dir nicht. Du

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