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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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hast sie nicht gewollt.«
    Â»Ich hab sie dir gegeben!«
    Â»Nein, hast du nicht, ich hab sie genommen, weil du sie nicht gewollt hast.«
    Wer hätte gedacht, dass wir uns wegen einer billigen Kette, die keine von uns beiden gewollt hatte, anschreien würden? Doch ich war außer mir, weil sie sie verschenkt hatte, einfach verschenkt.
    Sie griff nach meinem Arm und drängte mich zum ruhigeren Schlafzimmer, wo mehrere Paare knutschten. Ein Paar ging sogar etwas weiter, und mindestens ein Junge war bewusstlos. Es war einfacher, hier zwischen den menschlichen Wracks zu reden.
    Â»Marley geht’s sauschlecht. Ich hab sie ihr geschenkt, um sie aufzuheitern.«
    Â» Marley ? Sie ist nach einem Hund benannt?«
    Â»Sei nicht albern! Sie hatte Streit mit ihrer Mum und ihrem Dad und danach mit ihrem Freund.«
    Â»Das überrascht mich nicht, wenn man so aussieht.«
    Â»Ruby, sie sieht richtig süß aus, und du weißt das. Sie wollte abhauen und im Freien schlafen. Ich hab ihr versprochen, wenn sie es nicht tun würde, bekäme sie die Katze. Meine wertvolle juwelenbesetzte Katze. Es war Spaß, verstehst du?«
    Â»Ja, ich hab euch kichern gesehen. Du hast also meine Kette aus Spaß verschenkt?«
    Â»Na und? DU HAST SIE JA NICHT GEWOLLT !«
    Da stürmte ich hinaus und betrank mich.
    Ich hatte eine großartige Zeit. Die Kombination, zuerst glücklich zu sein und dann wahnsinnig wütend: Genau das brachte es, denke ich. Ich redete tatsächlich, redete sehr viel. Ich hatte den Engel Alkohol entdeckt und das war gut. Er war meine Rettung, lehrte mich zu sprechen und nicht nur das: Er lehrte mich, Witze zu reißen. Gott, wie war ich lustig. Ich war so unvorstellbar witzig (wenn ich mich nur an einige meiner Sprüche erinnern könnte!). Ich redete ungeniert, und die Zunge klebte nicht am Gaumen fest, sie war geschmeidig und schnell wie eine Kobra. Gedanken perlten in meinem Gehirn und machten nicht ihre üblichen Umwege, sie übersprangen die Hürden und sprudelten ungeniert heraus. Ich brachte die Menschen zum Lachen, auf eine gute Weise. Sie waren etwas verblüfft, und einige von ihnen machten sich auch über mich lustig, aber das machte mir nichts aus. Das war mein neues Ich und ich würde nie mehr zu meinem alten Ich zurückkehren. Ich musste nur dafür sorgen, dass mein Punschlevel immer konstant blieb.
    Ich hatte also eine gute Zeit, kippte einen Punsch nach dem anderen hinunter, fühlte mich weder seltsam noch schlecht, sondern einfach nur high, high, high.
    Dann geschah es. Etwas wie ein Fingernagel kratzte hinten in meinem Hals und ich zögerte. Es kratzte erneut. Ich stand auf, das Zimmer mit mir. Erstaunlich. Das Zimmer stand auf und wirbelte wie eine wankende Wall of Death um mich herum. Ich hatte es gerade so bis zum Klo geschafft, als der Vulkan Mount St. Ruby auch schon ausbrach.
    Wie ein Gläubiger kniete ich vor der Toilettenschüssel, krallte mich an ihren kalten weißen Rand und reiherte und reiherte. Keine Chance, es bis unten zu schaffen, wie der Junge von vorhin. Ich erinnerte mich nur verschwommen daran, wie ich zum Klo gerannt war, wie ich alles durch einen Nebel von Erbrochenem in der Farbe des Punsches gesehen hatte. Ich vermute also, dass ich ein ganz schönes Chaos angerichtet hatte. Der Punsch bestand aus mehreren Varianten Molotow, aus Wodka, Rum und Apfelsaft. Ich glaube, von da an verlor die Molotow-Regenbogenfarbpracht ihren Reiz für mich.
    Irgendjemand muss Jinn gerufen haben, denn sie kniete neben mir, gab beruhigende Geräusche von sich und strich mir über den Rücken. Am liebsten hätte ich ihr gesagt, sie solle damit aufhören, denn die sanfte Handbewegung verstärkte noch meinen Brechreiz, und ich wollte doch, dass es aufhörte. Doch ich konnte nicht mehr sprechen, und Magenkrämpfe hin oder her, es war sehr beruhigend, Jinn bei mir zu haben. Trotz des Nebels in meinem Gehirn erkannte ich irgendwie, dass ich die Sache am nächsten Morgen bitter bereuen würde – ja, ich würde die eigentliche Bedeutung einer am Gaumen klebenden Zunge erfahren, aber das wäre nicht das Schlimmste –, und ich brauchte Jinn, damit sie mir sagte, es sei in Ordnung, ich brauche mir keine Sorgen zu machen, würde mich bald besser fühlen, und niemand sei böse. Ich brauchte sie hier, damit sie das arme Geschöpf abwimmelte, das an die Tür bummerte und dringend hereinwollte,

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