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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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den Stuhl fesseln oder dergleichen.
    Doch ich schien ihn schließlich doch noch zum Reden gebracht zu haben. »Er geht einem auf den Sack, mein Bruder. Aber er ist nicht normal. Ich hasse es, wenn ihm jemand wehtut.«
    Oh ja, in der Schule wussten das alle. Alle wussten, was dem Rädelsführer zugestoßen war, der Alex auf der Party gedemütigt hatte. Damien Harris war so stolz auf sein langes, kunstvoll gestyltes Haar, bis es auf geheimnisvolle Weise nach der Schule auf der Jungentoilette mit Spachtelmasse verklumpt wurde, hoffnungslos. Seine Mutter musste ihm die Haare noch am selben Abend abrasieren. Es erfolgte keine Anzeige. Damien hielt den rasierten Kopf schamvoll gesenkt und Tom blieb unergründlich cool.
    Â»Er ist exzentrisch«, bemerkte er. »Er ist nicht normal, das ist alles. Alex denkt nicht so wie andere.«
    Ich nickte, wünschte mir, Jinn würde ihren Arsch in Bewegung setzen und heimkommen. Ich hatte jetzt ein sehr ungutes Gefühl und wollte nicht, dass Tom weiterredete. Aber es war zu spät.
    Â»Sag, kannst du mir einen Gefallen tun?«, fragte Tom. »Sag bitte Ja, wenn Alex dich bittet, ihn zum Halloween-Ball zu begleiten.«
    Und so kam es, dass ich beim Halloween-Horror-Ball der Breakness High an Alex’ Arm den Saal betrat. Man könnte annehmen, dass er sich über seine ferngesteuerte Eroberung freute, aber er redete nicht gerade viel.
    Alex hatte erstaunlich dichtes dunkles Haar, einen leichten Flaum am Kinn und einen Ausdruck ständigen Staunens im Gesicht. Ich musterte ihn von der Seite: Aus der Nähe betrachtet, hatte er ein ziemlich hübsches Gesicht, lang und oval, mit stark ausgeprägten Wangenknochen und großen Augen. Der Gesamteindruck wurde keineswegs durch seine grüne Gesichtsfarbe und die Plastikschraube, die sich durch seinen Hals bohrte, beeinträchtigt; es wirkte bei ihm geradezu natürlich. Ich hatte meine Haare mit dem stärksten Gel gestylt, das ich finden konnte, und eine weiße Strähne aufgesprüht, die von vorne nach hinten verlief. Meine Augen waren schwarz umrandet und das Reden fiel mir mit meinen in der Dunkelheit leuchtenden Vampirzähnen aus Plastik noch schwerer als üblich. Ich merkte ganz genau, dass geflüstert wurde. Wie gut wir zueinander passten. Dass wir ja auch jemanden haben mussten und da konnten wir uns auch gleich zusammentun.
    Ich fand, dass ich mir wegen des Geflüsters nichts denken musste. Alex war schweigsam, abgesehen von gelegentlichen spitzen Bemerkungen, doch eher abweisend als nervös. Er besaß einen fast schockierend kühlen Nimbus. War cool auf eine absonderliche lächerliche Weise, die nicht cool hätte sein sollen. Ich meine, wir alle gaben gern vor, dass uns alles schnurzegal sei. Doch Alex Jerrold war wirklich alles schnurzegal.
    Zumindest erweckte es damals diesen Eindruck. Vielleicht war er einfach überzeugender oder vielleicht wollte ich es im Nachhinein glauben.
    Nach einem missglückten Versuch, den Time Warp zu tanzen, gaben wir das Tanzen ganz auf. Wir saßen stumm in einer Ecke, und dann gingen wir in stillem Einvernehmen in die milde Nacht hinaus, setzten uns auf die Schultreppe und amüsierten uns über die besser Gekleideten, Beliebteren. Wenn er sich entspannte, war er lustig. Richtig süß!
    Nach einer Weile wandte ich mich ihm zu und überlegte, dass es mich überhaupt nicht stören würde, wenn er mich jetzt küsste. Nervös wie ein Reiher, der nach einem Fisch schnappt, peilte er meine Lippen an, verfehlte sie jedoch, da ich blödsinnigerweise den Kopf weggedreht hatte, als aus der Aula ein Schrei ertönte. Alex hustete, zitterte leicht und wandte sich ab. Er ließ es bei dem einen Versuch bewenden.
    Er sagte: »Dieser neue 3-D-Film?«
    Â»Ja?«
    Â»Willst du hin?«
    Ich musste kurz überlegen. Ich stand nicht besonders auf Zeichentrickfilme, und diese Woche lief in Saal 5 ein anderer Film, den ich viel lieber sehen wollte. Vielleicht könnte ich Alex dazu überreden?
    Â»Ich bin nicht scharf auf diesen Film«, begann ich.
    Ich wollte gerade meinen Vorschlag vorbringen, doch Alex stellte die Schraube an seinem Hals nach und sagte: »Okay.«
    Er mied meinen Blick, lächelte auch nicht, stand lediglich auf und klopfte sich den Staub vom Rücken.
    Â»Ich denke, wir sollten wieder reingehen.«
    Ich überlegte, ob ich mich nicht vom Fleck rühren sollte, bis er wieder Platz

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