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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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zugewandt und berührte sein Gesicht. Sie lachte, als wäre sie seine Ballkönigin oder etwas Ähnliches. Gott sei Dank sah sie mich nicht.
    Aber Tom Jerrold entdeckte mich, lächelte aber immer noch nicht. Er ließ seinen Blick auf mir ruhen, dann beschleunigte er und fuhr die holperige Straße hinter dem Büro des Hafenmeisters entlang. Ich stand ungefähr zwanzig Minuten lang wie erstarrt da und zermarterte mir das Hirn, was ich tun sollte.
    Es gab eigentlich nichts, was ich tun konnte. Also ging ich nach Hause und sah mir CSI an, um mich abzulenken.
    Natürlich hatte ich mir immer gewünscht, sie würden miteinander gehen, aber nicht so. Und plötzlich sah ich Tom Jerrold ständig.
    Der Samstagmorgen war sehr kühl, aber die Luft war erfrischend, der Himmel blau und die Sonne schien. Als ich das Cut N’Dried betrat, war ich bester Laune. Ich lächelte sogar Mrs Bolland zu, die gerade Strähnen gemacht bekam und ein Gesicht hatte, das Steine zum Erweichen bringen konnte. Sie schüttelte ihre Zeitschrift aus und bedachte mich mit einem finsteren Blick, der ein bisschen mehr nach einem Lächeln aussah als sonst. Man verspürte keine Lust, sie länger als notwendig anzuschauen, also warf ich einen Blick in den Spiegel neben ihr. Und ich entdeckte Toms Spiegelbild.
    Leanne bürstete gerade die abgeschnittenen Haare von seinem Nacken. Als er aufstand und seinen Pulli ausschüttelte, entdeckte er mich. Er zog eine Grimasse – entweder freundlich oder etwas spöttisch, ich bin mir nicht ganz sicher – und ging dann zur Kasse, um zu zahlen.
    Er hatte mich immer noch nicht gegrüßt.
    Ich verstand, weshalb er zurückgekommen war, aber ich wünschte mir, er hätte es nicht getan. Ich sah ihn in Glassford; ich sah ihn in Breakness. Ich sah, wie er auf dem Parkplatz des Golfclubs seine Schläger auspackte, sah, wie er von seinem Büro zu einem anderen eilte.
    Er hatte eine gute Stellung in einem Vermessungsbüro. Sein Job war wohl gut dotiert, denn dieser glänzende gelbe Wagen war brandneu, ein Luxusauto, ausgestattet mit all den Dingen, von denen ich keine Ahnung habe, weil ich noch nie ein Auto besessen habe. Es war kein Porsche oder dergleichen – es war ein Toyota, aber ein sportlicher, schneller und schöner Toyota. Er schien dieses Auto wirklich zu lieben und kümmerte sich darum, wie man sich um ein Rennpferd kümmert. Ich würde es nicht vergessen, auch nicht, wenn ich nicht gesehen hätte, wie Jinn lächelnd eingestiegen war, den Rock bis zum Arsch hochgeschoben.
    Ich sah Tom Jerrold in dem großen Glassforder Tesco, sah ihn, wie er mit seinen piekfeinen Kollegen in den hübscheren Breakness Pub ging, sah, wie er allein auf einer Bank am Fluss im Dot Cumming Memorial Park seinen Lunch verzehrte. Das war das Mal, als ich hochblickte und er dort war, sieben oder acht Meter von mir entfernt. Ich saß auf der hohen Mauer am Fluss, ließ meine Beine seitlich herunterbaumeln, aß mit einer Plastikgabel einen Reissalat und versuchte, nichts zu verschütten. Ich war so stark konzentriert, dass es mich wunderte, dass mich etwas ablenkte, aber ich musste wohl Tom Jerrolds Blick gespürt haben. Ja, er war es – und er machte mich nervös.
    Im Winter war der Fluss ganz anders. Er war undurchsichtig und kalt, floss als brauner Strom zum Meer, schlängelte sich nicht dahin wie im Sommer und wies auch kein glitzerndes Gefunkel auf. Ich liebte es immer noch, auf der Mauer zu sitzen und den Fluss zu betrachten, wäre aber nicht gern hineingefallen: Es gefiel mir gar nicht, wie Tom Jerrold entschlossen auf mich zukam. Meine Muskeln verkrampften sich und mir verging der Appetit.
    Doch er rempelte mich nicht an. Er zögerte, dann setzte er sich neben mich, aber nicht nah genug, um mich zu berühren. Keiner von uns redete. Ich dachte: Wenn er im Ernst glaubt, ich würde mit ihm reden …
    Er beugte sich vor und sah in das Wasser unter uns.
    Â»Du würdest nicht springen, Ruby, oder?«
    Mir versagte die Stimme, ich war zu eingeschüchtert. Ich schüttelte den Kopf.
    Â»Hab ich auch nicht gedacht. Natürlich kann man das nie genau wissen, aber ich hab’s nicht angenommen.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und steckte mir mit dem Finger das letzte Reiskorn in den Mund. »Ich hab dich mit meiner Schwester gesehen.«
    Ich bin mir nicht sicher, was ich damit zu erreichen hoffte. Es

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