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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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ging das runter wie Öl. »Ach herrje«, seufzte sie dann, »was für ein Unsinn.« Aber sie genoss es und versuchte, ihr Lächeln zu verbergen. Ich glaube, sie fragte sich wehmütig, wie es wohl wäre, wenn er sieben Tage die Woche rund um die Uhr mit ihr flirten und sie umhätscheln würde, statt nur einmal alle vierzehn Tage, wenn er die Lieferung brachte.
    Ich schnitt ihr die Haare barfuß, damit mir nicht zu warm wurde, und ich trug nur mein Top mit Spaghettiträgern. Das Zimmer war überladen. Neben einem Fernseher und zwei Ledersofas gab es einen gefliesten Kamin mit züngelnden Flammen, ein Sideboard und eine Glasvitrine, die vollgestopft war mit Ziergegenständen, sowie eine hohe Anrichte, auf der all die dekorativen Teller standen, die Bertha sammelte und die jede Woche ausgetauscht wurden. Der heutige Favorit, dem sie stolz die Poleposition eingeräumt hatte, zeigte den Kopf eines goldenen Labradors, der wie ein Irrer grinste, so als stamme er aus dem Film Das Omen . Trotz dieses ganzen Sammelsuriums strahlte das Zimmer eine anheimelnde Atmosphäre aus, die mir gefiel. Den größten Teil des Raums nahm Mr Bertha ein, der fest in seinem Sessel saß, die Füße auf einem Hocker und mit einem Läufer zugedeckt. Einem Läufer!
    Â»Ich hab heute versucht, dich anzurufen, Ruby«, sagte Bertha. »Ich wollte dir sagen, du sollst ein bisschen früher kommen. Dann wärst du eher wieder zu Hause gewesen.«
    Â»Tut mir leid«, sagte ich. »Ich hab mein Handy verloren.«
    Â»Oh, um Himmels willen, Ruby. Wie hast du das denn angestellt?«
    Ich zuckte die Schultern, zog eine Locke nassen Haars gerade und schnitt ein Stückchen ab. Schnipp, schnipp, schnipp. »Es macht mir sowieso nichts aus. Ich hab nichts vor.«
    Â»Ja, gut. Wie also hast du dein Handy verloren?«
    Ich zögerte und nahm eine weitere dünne Locke zwischen die Finger.
    Okay, Bertha, so ist es passiert. Foley und ich waren auf dem kleinen Spielplatz, dem bei der Mauer am Fluss, ganz auf der anderen Seite des Dot Cumming Memorial Park. Wir beobachteten Mallory dabei, wie sie an diesem Klettergerüst hochkraxelte. Dieses Mädchen würde es noch weit bringen, sie war völlig rücksichtslos. Sie schob sich an den Seilen hoch, überholte Kleinkinder und Teenager, stützte sich auf jedem in ihrem eigenen Alter ab, bis sie kreischten. Sie war eine Spinne in ihrem eigenen Netz, schnell und sicher und erbarmungslos. Oben hing sie triumphierend da und sonnte sich in ihrem Erfolg.
    Ich beneidete sie um das sichere Gefühl, dass sie nicht fallen würde. Sie würde auch niemals springen, nicht Mallory. Wenn man Mallory zubrüllen würde, sie solle sich verpissen, würde sie sich an die Schläfe tippen, dir die Zunge rausstrecken und dich beschimpfen. Mallory hatte die Vernunft und den Überlebensinstinkt einer Sechsjährigen, und mochte sie vielleicht auch etwas ungeschliffen sein, so war sie doch zumindest nicht alt genug, um dumm zu sein.
    Foley und ich saßen auf der Mauer, den Rücken dem Fluss zugewandt. Da wir so hoch saßen, konnten wir bis zur Straße auf der anderen Seite des Spielplatzes hinsehen, sodass ich Jinn sofort entdeckte, als sie mitten am Tag aus dem Pub herauskam.
    Sie war in Gesellschaft eines Typen, den ich noch nie gesehen hatte, eines fetten, bierseligen Kerls, und sie hatte diesen starren, leeren Blick. Sie würde jetzt jeden Augenblick den Kopf heben und zum Spielplatz rüberschauen und mich sehen. Und wie es der verdammte Zufall so wollte, kam Tom Jerrold gerade angefahren und parkte seinen Wagen am Straßenrand direkt gegenüber der Baustelle, wo neue Wohnungen entstanden. Er hatte Jinn noch nicht gesehen, aber ich wusste, dass er das tun würde. Jinn hob den Kopf in meine Richtung und das Licht des Erkennens wärmte ihre toten Augen. Also drehte ich mich schnell um, um hundertachtzig Grad, wobei ich fast das Gleichgewicht verlor, und ließ die Beine über die andere Seite der Mauer baumeln, hin zum Fluss.
    Foley lehnte sich ein wenig zurück und neigte sich so zur Seite, dass seine Schulter gegen meine stieß. Träge sagte er: »Soll ich dir sagen, wenn sie weg ist?«
    Ich wäre am liebsten im Boden versunken. »Ja.«
    Nach wenigen Augenblicken sagte er: »Sie ist weg.«
    Ich zitterte: »Ich schäme mich nicht für sie oder so.«
    Â»Schon klar.«
    Ich senkte den Kopf und

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