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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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fuhr ich ihn an. Das hatte ich eigentlich nicht gewollt, aber ich war wütend wegen des Handys.
    Â»Ich wollte dich um Jinns Telefonnummer bitten.«
    Â»Hah!« Ich schaute wieder hin zum Fluss.
    Â»Ich wollte mit ihr reden.« Er griff in seine Tasche, zog einen Stift hervor und sah mich erwartungsvoll an.
    Â»Es tut mir wirklich leid.« Ich leckte mir die Lippen. »Ich weiß ihre Nummer nicht.«
    Â»Oh.« Er zuckte mit einer Augenbraue.
    Â»Sie war auf meinem Handy. Schnellwahl. Hab nur die Taste gedrückt. Tut mir leid.«
    Â»Okay. Meine Schuld dann.«
    Â»Ich bin diejenige, die es hat fallen lassen.«
    Â»Ja, aber – egal.« Er zuckte die Schultern. Ich hatte gedacht, er hätte das Gesicht eines Erwachsenen, aber so wie er jetzt dreinschaute, sah er wieder aus wie ein Schuljunge. »Na ja, ich werd sie schon irgendwo auftreiben.«
    Da hätte ich am liebsten gekichert wie ein Schulmädchen. Es gelang mir, es nicht zu tun, aber er wurde rot und sah sogar noch jünger aus.
    Â»Tut mir leid«, sagte er. »Das mit dem Handy, meine ich.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich fragte mich, wie es gekommen war, dass er in dem seltsamen Machtspiel zwischen uns plötzlich zum Bittsteller geworden war. Und ich hätte gern gewusst, wie lange das anhalten würde.
    Â»Du musst einfach Jinx anrufen«, sagte ich.
    Â»Und?«, fragte die Dicke Bertha.
    Ich schüttelte mich. »Ich hab’s verloren«, sagte ich erneut.
    Â»Na, na«, sagte sie. »Das habe ich nicht gefragt. Ums Telefon ging’s vor fünf Minuten. Du bist Friseurin, Ruby. Wenn du nicht gut reden kannst, musst du gut zuhören können.«
    Â»Tut mir leid.«
    Bertha fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar. »Kannst du sie das nächste Mal ein bisschen pink färben?«
    Ich trat einen Schritt zurück und betrachtete ihr Haar. »Ja. Das ginge.«
    Â»Ich glaube, es würde schön aussehen.«
    Â»Verdammter Unsinn«, übertönte Mr Bertha den Lärm seines Fernsehers. » Ich finde, es würde lächerlich aussehen.«
    Â»Dich fragt aber keiner«, erwiderte Bertha.
    Â»Es würde gut aussehen«, sagte ich, zum Teil, um Mr Bertha zu ärgern, der mir auf die Nerven ging. »Ich werde dir ein paar Strähnchen machen. Ein richtiger Hingucker.«
    Â»Ja, genau. So hab ich mir das auch gedacht.« Vor Freude errötete sie leicht.
    Â»Blödsinn«, knurrte Jabba the Hutt in der Ecke.
    Ich reichte Bertha ihren kleinen Spiegel und sie bewunderte sich. Sie war in den Vierzigern, hatte aber noch immer eine wunderschöne Haut. Ihr mausgraues Haar konnte etwas Farbe vertragen. Aber vielleicht brauchte sie etwas Dezenteres.
    Â»Du willst sicher kein Lila«, dachte ich laut. »Ich könnte Lila nehmen, aber es wäre wie eine blaue Spülung.«
    Sie nickte glücklich. »Daran hab ich auch schon gedacht. Kannst du es Donnerstagabend machen?«
    Â»Ja.«
    Ich begegnete ihrem Lächeln im Spiegel und erwiderte es. Der Aufblasbare George lieferte am Freitag. Wie auf ein Stichwort hin summte das Telefon neben ihr und klingelte dann.
    Sie nahm es in die Hand, schnitt eine Grimasse und zeigte mir die Nachricht. George.
    Â»Er macht ein bisschen Getue«, flüsterte sie, als ich mich zu ihr hinabbeugte, um die Nachricht zu lesen.
    Es schien ihr aber nicht zu missfallen. Mit einem Seitenblick zu Mr Bertha tippte sie mit dem Daumennagel schnell eine Antwort ein.
    Â»Wie geht’s Jinn?«, fragte sie laut.
    Â»Es geht ihr gut«, log ich. »Sie hat im Volkskundemuseum gearbeitet.«
    Â»Ja, vor zwei Monaten. Was macht sie jetzt?«
    Â»Sie hat sich arbeitslos gemeldet. Sucht einen Job.«
    Bertha legte ihr Telefon wieder hin und hielt den Spiegel höher. Sah mich mit Augen an, die in Büchern Luchsaugen genannt werden.
    Â»Nathan Baird?«
    Ich zögerte, reinigte mir einen Nagel. »Sie ist noch mit ihm zusammen. Liebt ihn, leider.«
    Bertha schnaubte. »Jedem das Seine.«
    Â»Das wird schon vorbeigehn«, sagte ich.
    Â»Je eher, desto besser.«
    Meine Finger zitterten, als ich meine Schere, meine Kämme und mein Rasiermesser einpackte. Ich brauchte frische Luft, musste aus diesem Haus raus. Es war nicht mehr heimelig, es erstickte mich. Ich hätte am liebsten den Föhn durch diesen verdammten TV -Bildschirm geworfen, damit endlich Ruhe war.
    Â»Ich hätte sie gern wieder

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