Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
Vom Netzwerk:
war er vielleicht eifersüchtig. Irrsinnig eifersüchtig.«
    Es brauchte einen Moment. Einen Moment des Nachdenkens …
    Ja, eifersüchtig.
    Wenn er darüber nachdachte.
    Wenn er über Jinx nachdachte …
    Doch nur eine Sekunde oder zwei und dann kam die Welt zum Stillstand.
    Der Planet hörte auf, sich zu drehen, die Eissturmvögel hörten auf zu schreien, und das Meer dort unten hörte auf, sich zu heben.
    Ãœbelkeit stieg meine Speiseröhre hoch. Ich beugte mich vor, legte die Ellbogen auf die Knie und schloss die Augen.
    Nichts sehen. Wollte einen Moment lang nichts sehen. War das gefährlich?
    Aber ich musste nachdenken. Ich wollte, dass er weg war, bevor ich die Augen wieder öffnete.
    Wenn ich einfach die Augen geschlossen hielt. Hierblieb, mich unter der Felsnase zusammenrollte, nichts in den Augen außer dem gluthellen Glühen der Sonne.
    Nichts außer dem Geruch des Meeres und den Geräuschen der Möwen und Eissturmvögel. Vielleicht ging er ja.
    Bitte.
    George holte kurz Luft. Ich glaube, als er sie einatmete, fluchte er.
    Er musste auch nachgedacht haben.
    Ich harkte eine Handvoll trockenen, sandigen Kies zusammen, der sich scharf unter meinen Fingernägeln anfühlte.
    Meine Fingerspitzen fanden Muschelstückchen, winzige Steine.
    Â»Warum hast du das getan?«, fragte ich. Meine Stimme hörte sich schrecklich leise an unter der Klippe; sie erreichte nicht einmal die Felsnase, um vom Stein widerzuhallen.
    Â»Was getan?«
    Â»Warum hast du sie Jinx genannt?«
    Wir blieben dort sitzen, schweigend.
    Dumme, dumme Ruby. Ich hätte das nicht fragen brauchen. Ich hätte aufstehen und lächeln und mich verabschieden und weggehen können.
    Doch das konnte ich nicht. Es lag nicht nur daran, dass ich seine Antwort wissen musste.
    Es lag daran, dass auch er genau wusste, was er gesagt hatte. Er wusste es, sobald er es ausgesprochen hatte.
    Das Schweigen zog sich vielleicht eine halbe Minute hin, vielleicht auch zweieinhalb. Ich wusste es nicht. Die Zeit war gummiartig, elastisch geworden. Ich umfasste die Knie noch fester. Die glänzende See füllte meine fest geschlossenen Augen mit Licht. Feuerwerke hinter meinen Lidern. Schatten von Rot und Geglitzer. Sternenstaub. Ich blinzelte und öffnete die Augen.
    George saß noch immer neben mir.
    Â»Na ja«, sagte er schließlich. »Es stand in den Zeitungen. Stimmt’s? Dort haben sie sie nicht Jacintha genannt.«
    Oh Gott, ja. Die Erleichterung war so groß, so gewaltig, dass mir schwindelig wurde. Ich brach in schnaubendes Lachen aus.
    Er lachte nicht. Überhaupt nicht, sodass ich auch damit aufhörte. Ich überlegte, wie lange er gebraucht hatte, bis ihm das eingefallen war.
    Â»Oh«, sagte ich. »Oh ja, stimmt.« Ich verzog den Mund zu einem Lächeln.
    Â»Gut. Ich glaube, ich möchte jetzt nach Hause gehen.«
    Er stand nicht auf, um mir zu helfen. Er rührte sich nicht. Er zeigte mit dem Kopf auf meinen Hals und sagte: Ȇbrigens, dein Anhänger gefällt mir. Woher hast du ihn?«
    Ãœberrascht schaute ich nach unten. »Foley hat ihn mir geschenkt.«
    Â»Den anderen, meine ich.«
    Â»Oh!« Ich nahm die Zyklopenkatze in die Hand und betrachtete ihr zwinkerndes Auge. »Es ist eine lange Geschichte. Ich muss jetzt wirklich gehen.«
    Â»Ich hab sie schon einmal gesehen.«
    Â»Na ja«, sagte ich. »Jinn hatte sie.«
    Â»Nein, nein«, sagte er. »Vor Jinn.«
    Nein, wollte ich sagen. Jinn hatte sie zuerst . Aber ich wusste es jetzt. Panik erfasste mich. Ich konnte mit der Jinx-Geschichte davonkommen. Aber ich konnte nicht mit der Zyklopenkatze davonkommen. Und außerdem, genau deshalb war er hier. Er hatte sie oben auf der Felskuppe gesehen. Eine unsichtbare Faust schlug mir leicht gegen das Zwerchfell.
    Â»Dieses Mädchen hatte sie«, sagte er. »Dieses Mädchen Roberta.«
    Ich sagte: »Ihr Name war Marley.«
    Â»Ach so?« Er zog die Augenbrauen hoch.
    Ich wollte mich übergeben, wollte weinen. Ich wollte Foley. Ich wollte Jinn. Ich wollte etwas, womit man einen Mann schlagen konnte. Ich wollte irgendwo anders hinrennen können als nach oben .
    Nichts davon konnte ich haben. Niemand war auf dem Klippenweg in unsere Richtung unterwegs. Niemand war da, außer den Eissturmvögeln, die über uns kreisten und trauerten. Ein Muschelstückchen, das ich fest umklammert hielt, durchbohrte meine

Weitere Kostenlose Bücher