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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Richtung Bühne, wo der in Tweed Gehüllte gerade ausrief: » Ich werde eine Herzogin aus diesem Bündel Lumpen m a chen. «
    » Regisseur, Bühnenbildner, Schauspieler «, sagte Barli. » Von morgen an bin ich nur noch Zuschauer in dieser … « Er wedelte weiter mit der Hand, bis er auf das richtige Wort kam. » … Komödie. «
    » Nun, Hauptsache, man erkennt sein Talent. «
    Barli lachte hohl und verstummte abrupt, als sich der Regi s seur plötzlich umdrehte. Dann beugte sich Willy Barli zu dem Polizisten und flüsterte: » Sie haben Recht. Ich wa r z wanzig Jahre lang Tänzer. Ein ziemlich schlechter Tänzer noch dazu, wenn Sie es genau wissen wollen. Aber das Opernballett hat einen solchen Mangel an männlichen Tänzern, dass die Messla t te nicht sonderlich hoch liegt. Egal, wir werden pensioniert, wenn wir vierzig werden, und so musste ich etwas Neues finden. Irgendwann habe ich begriffen, dass mein Talent eigentlich darin liegt, andere tanzen zu lassen. Etwas auf die Bühne zu bringen, Hole, das ist das Einzige, was ich kann. Aber wissen Sie was? Der geringste Erfolg versetzt uns in Euphorie. Weil die Dinge zufällig ein paar Mal in unserem Sinne abgelaufen sind, halten wir uns für Götter, die alle Fäden in der Hand haben. Denken, dass wir unseres Glückes Schmied sind. Und dann geschieht so etwas, und wir müssen realisieren, wie hilflos wir sind. Ich … «
    Barli hielt abrupt inne. » Ich langweile Sie, nicht wahr? «
    Der andere schüttelte den Kopf und sagte: » Es geht um Ihre Frau. «
    Barli kniff die Augen zusammen und duckte sich unwillkü r lich.
    » Wir haben einen Brief bekommen. Mit einem abgetrennten Finger. Ich fürchte, es ist der Ihrer Frau. «
    Barli schluckte. Er hatte sich immer für einen großherzigen Menschen gehalten, doch jetzt fühlte er ihn wieder wachsen, diesen Klumpen in seiner Magengrube. Dieses Geschwür, das ihn noch zum Wahnsinn trieb. Und er wusste, dass es eine Farbe hatte. Dass der Hass gelb war.
    Er riss sich zusammen: » Wissen Sie was, Herr Hole? Das ist beinahe eine Erleichterung. Ich habe es die ganze Zeit gewusst, dass er sie verletzen wird. «
    » Verletzen? «
    Barli hörte die verhaltene Überraschung in der Stimme des anderen.
    » Können Sie mir eine Sache versprechen, Harry? Es ist doch in Ordnung, dass ich Sie Harry nenne? «
    Der Polizist nickte.
    » Finden Sie ihn. Finde ihn, Harry –und bestraf ihn. Bestraf ihn … hart. Versprichst du mir das? «
    Barli glaubte, den anderen im Dämmerlicht nicken zu sehen. Doch er war sich nicht sicher. Vor Tränen verschwamm ihm alles vor den Augen.
    Dann war der Mann verschwunden. Willy Barli atmete tief durch und versuchte, sich wieder auf das Geschehen vorne auf der Bühne zu konzentrieren.
    » Ick werd diese Polizistenbirne schon putzen! «, rief Toya.
     
    H arry saß im Büro und starrte auf die Tischplatte. Er war so müde, dass er nicht wusste, ob er durchhalten würde.
    Die Eskapaden des vergangenen Tages, die Stippvisite in der Ausnüchterungszelle, eine weitere Albtraumnacht –das alles hatte Spuren hinterlassen. Doch es war die Begegnung mit Willy Barli, die ihm die letzte Kraft geraubt hatte. Dazusitzen und zu versprechen, dass sie den Täter finden würden, und nichts zu sagen, als Barli davon sprach, seine Frau sei » verletzt «. Denn wenn sich Harry einer Sache sicher war, dann der, dass Lisbeth Barli nicht mehr lebte.
    Harry spürte den Drang nach Alkohol schon, seit er am Mo r gen aufgewacht war. Erst das instinktive Verlangen des Körpers, dann Panik, weil er sich selbst von seiner Medizin abgeschnitten hatte, indem er weder den Flachmann noch Geld mitgenommen hatte. Und jetzt, in dieser Phase, war das Verlangen purer Schmerz, die blanke Angst, in Stücke gerissen zu werden. Der Feind zog und zerrte dort unten an den Ketten, die Köter knurrten mit gefletschten Zähnen dort unten im Bauch, irgen d wo unter seinem Herzen. Mein Gott, wie er sie hasste. Er hasste sie, wie sie ihn hassten.
    Harry stand abrupt auf. Am Montag hatte er eine halbe Flasche Bell ’ s im Archivschrank deponiert. Erinnerte er sich wirklich erst jetzt daran, oder war er sich die ganze Zeit über dessen bewusst gewesen? Harry war es gewohnt, dass Harry Harry hinterging, er kannte Hunderte von Tricks. E r w ollte gerade die Schublade aufziehen, als sein Blick nach oben glitt. Sein Auge hatte eine Bewegung erfasst. Ellen lächelte ihn vom Bild aus an. Wurde er langsam verrückt, oder hatte sie gerade den Mund bewegt?
    » Was

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