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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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ehemaliges Mann e quin « begnügen müssen. Das klang schön, auch wenn dieses Wort aus dem Holländischen kam und eigentlich » kleiner Mann « bedeutete. Das hatte ihr Petter erzählt. Wie er ihr überhaupt eine Menge erzählt hatte, von dem er glaubte, sie müsse es wissen. Er war es gewesen, der ihr den Job im Head On beschafft hatte. Und die Pillen. Gerade so viel, dass sie einigermaßen gerade von der Arbeit nach Blindern ins Univie r tel laufen konnte, wo sie versuchte, so etwas wie Soziologin zu werden. Doch die Zeit für Petter, die Pillen und ihre Soziologi n nenträume war vorbei. Eines Tages hatte sie ohne Petter dage standen und ohne Examen, allein mit den Schulden für ihr Studium und den Pillen und einem Job in der langweiligsten Kneipe Oslos. Da hatte Barbara alles hingeschmissen, hatte sich von ihren Eltern Geld geliehen und war nach Lissabon gega n gen. Um ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen und vielleicht ein bisschen Portugiesisch zu lernen.
    Lissabon war eine Zeit lang fantastisch gewesen. Die Tage vergingen wie im Flug, doch das hatte sie nicht weiter gestört. Zeit war schließlich nicht etwas, das verging, sondern etwas, das vor einem lag. Bis plötzlich kein Geld mehr da war und es vorbei war mit Marcos » ewiger « Treue und damit auch der ganze Spaß. Sie war um ein paar Erfahrungen reicher heimg e kehrt. Zum Beispiel hatte sie gelernt, dass portugiesisches Ecstasy billiger war als norwegisches, das Leben aber genauso in Unordnung brachte. Dass Portugiesisch eine verdammt komplizierte Sprache ist. Und dass die Zeit eine begrenzte, nicht nachwachsende Ressource war.
    Dann war sie – in chronologischer Reihenfolge –mit Rolf, Ron und Roland zusammen gewesen. Das klang lustiger, als es war. Mit Ausnahme von Roland vielleicht. Roland war nett gewesen. Doch die Zeit war vergangen und mit ihr Roland.
    Erst als sie wieder zu Hause in ihr Kinderzimmer gezogen war, hatte die Welt aufgehört, sich wie wild zu drehen, und auch die Zeit war zur Ruhe gekommen. Sie war abends nicht mehr ausgegangen, hatte es geschafft, ohne diese Pillen auszuko m men, und begonnen, an eine Fortsetzung des Studiums zu denken. In dieser Zeit hatte sie für Manpower gearbeitet. Nach vier Wochen als Leiharbeiterin an der Rezeption der Anwalt s firma Halle, Thune und Wetterlid, die ihr Büro zwar am Carl Berners Plass hatten, aber eher zur unteren Schicht der städt i schen Inkassoanwälte zählten, war ihr ein fester Arbeitsplatz angeboten worden.
    Das war vor vier Jahren gewesen.
    Der Hauptgrund, weshalb sie das Angebot angenommen hatte, war das Gefühl, dass die Zeit bei Halle, Thune und Wetterlid langsamer verging als an jedem anderen Ort. Und zwar sobald man das rote Backsteinhaus betrat und im Fahrstuhl auf die fünf drückte. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich die Türen schlossen und man langsam gen Himmel emporstieg, wo die Zeit noch langsamer verging. Dann –endlich am Platz hinter dem Empfangstresen angekommen –konnte Barbara die langsame Reise des Sekundenzeigers auf der Uhr über der Tür verfolgen. Wie die Se kunden, Minuten und Stunden widerwillig dahinkrochen. An manchen Tagen konnte sie die Zeit dazu bringen, vollkommen stillzustehen. Das war nur eine Frage der Konzentration. Merkwürdig war, dass die Zeit für die anderen um sie herum viel schneller zu vergehen schien. Als lebten sie in einer parallelen Zeitdimension. Das Telefon vor ihr klingelte ununterbrochen, und Menschen kamen und gingen wie in einem Stummfilm, doch schien das alles außerhalb ihrer selbst zu geschehen. Sie war wie ein Roboter mit mechanischen Teilen, der sich genauso schnell bewegte wie die anderen, während ihr Innenleben in Zeitlupe verlief.
    Man nehme nur die letzte Woche. Ein größeres Inkassobüro war plötzlich in Konkurs gegangen, und sofort hatten alle begonnen, wie verrückt herumzurennen und zu telefonieren. Wetterlid hatte ihr gesagt, dies sei eben die Zeit der Geier. Die einmalige Gelegenheit, sich die freien Marktanteile unter den Nagel zu reißen und in die erste Liga aufzusteigen. Und heute hatte er gefragt, ob Barbara etwas länger bleiben könne, da sie bis circa sechs Uhr noch Sitzungen mit den ehemaligen Kunden der in Konkurs gegangenen Gesellschaft hätten. Schließlich wollten sie den Eindruck vermitteln, dass bei Halle, Thune und Wetterlid alles korrekt und ordentlich zuging, nicht wahr? Wetterlid hatte ihr wie immer beim Reden auf die Titten geschaut. Und sie hatte wie gewöhnlich gelächelt und

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