Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Straße hinunter … Nein, rechts. Nein, links, definitiv links.»
«Wie lange ist das her?»
Der Dicke seufzte und starrte auf seine Uhr. «Zwanzig Minuten, vielleicht fünfundzwanzig.»
Der Sergeant redete in sein Funkgerät. Er und zwei seiner Kollegen blieben zurück, um eine Zeugenaussage aufzunehmen und das Personal zu befragen. Der vierte Beamte stieg in seinen Wagen, einen Augenblick später raste der Fahrer mit ihm davon.
«Sie ist gestern Nacht angekommen, zusammen mit ihrem Mann», berichtete der dicke Mann. «Ich habe sie gesehen. Warten Sie, jetzt erinnere ich mich wieder … Es war der Mann, der gerade noch hier bei uns gestanden hat.»
«Was denn, der blonde Mann?»
«Ja, der blonde Mann. Ich bin ganz sicher.»
«Wohin ist er gegangen?»
«Er ist verschwunden, einfach so. Eben war er noch da.»
«Hat jemand gesehen, wohin er gegangen ist?»
Ein lauter Ruf ertönte. «Sergeant!» Es war der junge Polizist. Er wedelte mit einem Blatt Papier.
Der Sergeant riss es ihm aus der Hand und las. Seine Augen weiteten sich. Das Bild war vielleicht zehn Jahre alt: kurzer Bürstenhaarschnitt, militärisches Aussehen. Doch es war die Bildunterschrift, die seine Aufmerksamkeit fesselte.
GESUCHT
BEWAFFNET UND GEFÄHRLICH
Kapitel 46
Sechzehn Minuten später trafen taktische Einsatzgruppen der Polizei vor dem Hotel Royal ein. Schwarzgekleidete paramilitärische Beamte mit Maschinenpistolen, kurzläufigen Schrotflinten und Tränengaswerfern umzingelten das Gebäude. Die befremdeten Gäste und das Personal wurden nach draußen geführt und mussten sich in sicherer Entfernung versammeln. Die Neuigkeit machte in Windeseile die Runde, und bald wusste jeder von dem gefährlichen bewaffneten Kriminellen, der von der Polizei gesucht wurde. War er ein Terrorist? Ein Psychopath? Jeder erzählte eine eigene Version der Geschichte weiter.
Die Spur des Mannes fand sich bald darauf auf der Rückseite des Hotels. Hinter dem Parkplatz für das Personal lag eine ungemähte Wiese, die zu einem der benachbarten Bauernhöfe gehörte. Ein aufmerksamer Beamter fand die Stelle, wo das hohe Gras niedergetrampelt worden war. Jemand musste vor ganz kurzer Zeit über die Wiese gerannt sein. Die Fährtenhunde der Polizei nahmen sofort die Spur auf. Unter wütendem Bellen stemmten sie sich in ihre Geschirre, während sie ihre Hundeführer über das Feld führten. Bewaffnete Spezialkräfte folgten ihnen auf den Fersen.
Die Spur führte geradewegs über das Feld zu einem kleinen Wald. Der Flüchtige konnte noch nicht weit gekommen sein.
Doch die Spur führte nirgendwohin. Sie endete aus heiterem Himmel am Waldrand. Die Beamten starrten hinauf in die Bäume, doch da war nichts. Es war, als hätte sich der Mann in Luft aufgelöst.
Es dauerte einige Minuten, bis ihnen dämmerte, dass der Gejagte sie an der Nase herumgeführt hatte. Er war auf seiner eigenen Fährte zurückgelaufen, um eine falsche Spur zu legen.
Die Nasen dicht am Boden, liefen die Deutschen Schäferhunde zurück zum Hotel; die Beamten rannten ihnen hinterher. Die Spur führte um das Gebäude herum und durch den Hintereingang in die Küche. Die Polizisten zogen ihre Waffen. Andere Beamte mit Schrotgewehren kamen zur Verstärkung hinzu.
Unvermittelt hielten die Hunde inne, desorientiert, schnaufend, niesend, und kratzten sich mit den Vorderpfoten an den Nasen. Irgendjemand hatte eine Packung gemahlenen Pfeffer aus der Hotelküche genommen und auf dem Boden verstreut.
Daraufhin schwärmte das Sondereinsatzkommando aus und durchsuchte das Hotel von oben bis unten. Lautlos – sie kommunizierten mit Handzeichen – gingen sie voran und gaben sich stets gegenseitig Deckung. Sie bewegten sich vom Korridor zur Treppe, von einem Raum zum anderen, von einer Etage zur anderen, und suchten in jeder möglichen Ecke nach dem Flüchtigen.
Sie fanden einen Mann in der Honeymoon Suite . Doch es war nicht der, nach dem sie suchten, sondern ein zweiundfünfzig Jahre alter Franzose in Unterhosen, mit den eigenen Handschellen an einen der Bettpfosten gefesselt. Sein Gesicht war puterrot, und seine Augen drohten aus den Höhlen zu quellen, als die Männer des Sondereinsatzkommandos in den Raum stürmten und mit ihren Waffen auf ihn zielten. Irgendjemand hatte ihn mit einem Hotelhandtuch geknebelt. Sein Name war Sergeant Émile Dupont.
Die Polizeimontur war Ben ein wenig zu weit und die Hose ein paar Zentimeter zu kurz. Aber das fiel niemandem auf, als er selbstbewusst aus
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