Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
der Geistliche mit einem entrüsteten Blick auf die gezogene Waffe. «Ich möchte Sie bitten, dieses Ding wegzustecken, Monsieur. Vergessen Sie nicht, wo Sie sind.»
«In Gesellschaft eines Lügners und möglichen Gehilfen bei einer Straftat», entgegnete Simon. «Ich habe es nicht vergessen.» Er warf die Tür des letzten Beichtstuhls krachend zu. «Ich schlage wirklich vor, dass Sie anfangen zu reden.»
Der Geistliche sah ihn böse an. «Ich werde überhaupt nichts sagen. Was Benedict Hope mir im Rahmen der Beichte anvertraut hat, bleibt zwischen uns und Gott.»
Simon schnaubte. «Wir werden sehen, was der Richter dazu meint.»
«Sie können mich meinetwegen in Ihr Gefängnis stecken, Monsieur», erwiderte Pater Pascal gelassen. «Ich war in schlimmeren Gefängnissen, damals im Algerienkrieg. Ich werde nicht reden. Ich sage Ihnen nur eins. Der Mann, den Sie jagen, ist unschuldig. Er ist kein Krimineller. Dieser Mann tut nur Gutes. Ich habe nur wenige Männer kennengelernt, die so aufrecht und tugendhaft waren wie er.»
Simon lachte auf. «Ach, tatsächlich? Vielleicht haben Sie ja Lust, mir mehr über diesen Heiligen und seine barmherzigen Werke zu erzählen, Pater .»
Kapitel 48
Die Daytona brachte ihn schnell weg von Saint-Jean. Er jagte durch die zerklüftete Landschaft, tief über den Tank gebeugt, und der Wind rauschte um seinen Helm. Die Straße huschte unter den Rädern hinweg. Bens Gesicht war eine kalte Maske, während er überlegte, wie sein nächster Zug aussehen sollte. Er wusste in seinem Herzen, dass es nur eines gab, was er jetzt tun konnte: Roberta finden. Doch sie konnte überall sein. Und sie konnte längst tot sein.
Er näherte sich einer Kurve und nahm das Gas zurück. Auf der einen Seite war eine steile Felswand, auf der anderen ein tiefer Abgrund mit einem Wald unten im Tal. Er zog die Maschine tief in die Kurve, und sein Knie streifte fast den Boden. Im Scheitelpunkt gab er wieder Gas. Die Maschine richtete sich auf und beschleunigte kraftvoll, während der Motorenlärm zu einem dumpfen Brüllen anwuchs. In der Ferne glitzerte Metall im Sonnenlicht. Ben fluchte hinter seinem schwarzen Visier. Dreihundert Meter vor ihm am Ende einer langen Geraden hatte die Polizei eine Straßensperre errichtet. Inzwischen war anscheinend die gesamte Polizei des Languedoc mobilisiert worden. Ein Mord vor der Villa von Anna Manzini, eine Entführung und ein Verdächtiger auf der Flucht. Jeder Polizist in der Gegend hatte wahrscheinlich inzwischen sein Bild in der Tasche.
Ben verlangsamte die Maschine. Er sah vier Streifenwagen und Polizisten mit Maschinenpistolen. Gesichert, aber bereit. Sie hatten einen Volvo Kombi angehalten. Der Fahrer war ausgestiegen, während sie seine Papiere kontrollierten. Ben hatte keine, und sobald sie ihn den Helm ausziehen ließen, wäre er aufgeflogen.
Festgenommen zu werden war nicht so sehr das Problem. Es waren vielmehr die Scherereien, die er sich auflud, falls er sich der Verhaftung widersetzte – wozu er gleich gezwungen sein würde. Doch er wollte die Polizisten nicht verletzen. Außerdem konnte er es sich nicht leisten, dass Tausende Polizisten und das Militär ganz Südfrankreich auf den Kopf stellten, um ihn zu finden, während er jede Minute brauchte, um Roberta zu retten und zu Ende zu bringen, was er angefangen hatte.
Er bremste, und die Maschine kam hundert Meter vor der Straßensperre zum Stehen. Einen Moment saß er da und spielte mit dem Gashebel. Falls er die Straßensperre durchbrach, würden sie möglicherweise das Feuer auf ihn eröffnen. Zu gefährlich. Also wendete er die Triumph in einem engen Halbkreis und riss das Gas wieder auf. Seine Arme spannten sich, als das Hinterrad unter der brutalen Kraft der Maschine durchdrehte und qualmte, bevor es packte und er davonschoss.
Innerhalb von Sekunden war er so schnell, dass er seine gesamte Konzentration aufbringen musste, um auf die Kurven zu reagieren. Im Rückspiegel sah er, dass sie ihn gesehen hatten und ihn verfolgten, mit blitzendem Blaulicht und aufgeblendeten Scheinwerfern. Er gab noch mehr Gas und jagte über den Pass und dann hinunter in eine Serie geschwungener Kurven, die in ein bewaldetes Tal führten. Der Streifenwagen in seinem Rückspiegel blieb rasch zurück und war bald nur noch ein winziger Punkt.
Er erreichte eine lange Gerade, die durch dichten grünen Wald führte; die Bäume, die von der Sonne beschienen wurden, leuchteten golden. Auf der anderen Seite stieg die Straße steil
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