Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
auch einen Kaffee?», fragte sie ihn in perfektem Französisch.
« Non , merci . Ich gehe gleich raus, um Fisch für Lutin zu besorgen.»
Sie lachte. «Deine elende Katze isst besser als ich.»
Michel grinste und verließ das Zimmer. Roberta begann den Kaffee zuzubereiten, während Ben sein Mobiltelefon hervorholte. Er wählte die Nummer von Loriot, dem Verleger, den Jonathan Rose erwähnt hatte. Keine Antwort. Ben hinterließ eine Nachricht auf der Mailbox zusammen mit seiner Nummer.
«Ihr Französisch ist ziemlich gut für einen englischen Journalisten», bemerkte Roberta und stellte zwei Tassen Kaffee auf den Tisch.
«Ich bin viel herumgekommen», erwiderte er. «Ihres ist auch sehr gut. Wie lange leben Sie schon in Frankreich?»
«Inzwischen sind es beinahe sechs Jahre.» Sie trank von ihrem heißen Kaffee. «Kommen wir zum Grund Ihres Besuchs, Ben. Sie möchten, dass ich Ihnen etwas über Alchemie erzähle. Wie haben Sie überhaupt von mir erfahren?»
«Professor Jonathan Rose von der Oxford University hat mir Ihren Namen genannt. Er hat von Ihren Arbeiten gehört und denkt, dass Sie vielleicht imstande wären, mir weiterzuhelfen. Selbstverständlich werde ich bei jeder von Ihnen stammenden Information, die ich in meinem Artikel verwende, Ihren Namen angeben.»
«Lassen Sie bloß meinen Namen da raus.» Sie lachte grimmig. «Wahrscheinlich ist es am besten, wenn Sie mich überhaupt nicht erwähnen. Ich gelte heutzutage in der wissenschaftlichen Welt als Unberührbare. Aber wenn ich Ihnen helfen kann – mit Vergnügen. Was möchten Sie wissen, Ben?»
Er beugte sich vor und sah sie an. «Ich möchte mehr über die Arbeit der Alchemisten herausfinden, beispielsweise über die von, sagen wir … Fulcanelli. Wer sie waren, was sie gemacht haben, was sie entdeckt haben könnten und dergleichen Dinge.»
«Ah. Fulcanelli.» Sie stockte und musterte ihn mit einem gelassenen Blick. «Was wissen Sie genau über die Alchemie, Ben?»
«Sehr wenig», gestand er wahrheitsgemäß.
Sie nickte. «Okay. Schön, dann lassen Sie mich als Erstes etwas klarstellen: Alchemie ist mehr als nur die Verwandlung von Blei in Gold, ja?»
«Haben Sie was dagegen, wenn ich mir Notizen mache?» Er zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche.
«Nur zu. Ich meine, theoretisch ist es nicht unmöglich, Gold zu erschaffen. Der Unterschied zwischen einem chemischen Element und einem anderen ist nur eine Frage der Manipulation winziger energetischer Partikel. Nehmen Sie hier ein Elektron weg und fügen Sie dort eins hinzu, und Sie können theoretisch jedes Molekül in ein anderes umwandeln. Doch das ist es nicht, worum es in der Alchemie geht. Jedenfalls nicht in meinen Augen. Ich sehe die Verwandlung von beliebigen Metallen in Gold als eine Art Metapher.»
«Eine Metapher? Wofür?»
«Überlegen Sie selbst, Ben. Gold ist das stabilste und beständigste aller Metalle. Es läuft niemals an und korrodiert nicht, auch nicht in tausend Jahren. Objekte aus purem Gold überdauern die Zeitalter. Vergleichen Sie das beispielsweise mit Eisen, das in kürzester Zeit wegrostet. Und jetzt stellen Sie sich eine Technologie vor, die imstande ist, unbeständige Materie zu stabilisieren und die Verwitterung aufzuhalten.»
«Wovon, beispielsweise?»
«Im Prinzip von allem. Alles in unserem Universum besteht im Grunde genommen aus dem gleichen Stoff. Ich glaube, dass die Alchemisten letztendlich nach einem universalen Element in der Natur gesucht haben, das man irgendwie isolieren oder extrahieren und dazu benutzen könnte, die Perfektion von Materie zu erhalten oder wiederherzustellen. Und zwar bei jeder Art von Materie, nicht nur bei Metallen.»
«Ich verstehe», sagte er und machte eine Notiz in seinem Büchlein.
«Ja? Nun, wenn es gelänge, eine solche Technologie zu finden und einsetzbar zu machen, wäre ihr Potenzial grenzenlos. Es wäre wie eine umgekehrte Atombombe: Man würde die Energie der Natur nutzen, um etwas zu erschaffen, anstatt etwas zu vernichten. Ich persönlich – als Biologin – interessiere mich für die potenziellen Auswirkungen auf lebende Organismen, insbesondere Menschen. Was, wenn es uns gelänge, das Altern von lebendem Gewebe zu verlangsamen? Vielleicht sogar krankes Gewebe wieder gesunden zu lassen?»
Er musste nicht lange darüber nachdenken. «Es wäre die ultimative medizinische Technologie.»
Sie nickte. «Allerdings. Es wäre ein unglaublicher Fortschritt.»
«Und Sie glauben, die Alchemisten waren auf der
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