Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Sie.» Er hatte vergessen, es während des Interviews abzuschalten. Er nahm sein Handy zögernd aus der Tasche.
«Und? Wollen Sie nicht antworten?», fragte sie und hob eine Augenbraue.
Er drückte die grüne Taste. «Hallo?»
«Loriot hier», meldete sich der Anrufer. «Ich habe Ihre Nachricht erhalten.»
«Danke, dass Sie zurückrufen, Monsieur Loriot», sagte Ben mit einem entschuldigenden Blick zu Roberta Ryder. Er hob einen Finger, als wollte er andeuten, dass das Gespräch nur eine Minute dauern würde. Sie zuckte die Schultern und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Dann griff sie nach einem Bericht auf ihrem Schreibtisch und begann darin zu lesen.
«Ich würde Sie gerne treffen», erklärte Loriot. «Hätten Sie Lust, heute Abend auf einen Drink und eine Unterhaltung zu mir zu kommen?»
«Das wäre großartig. Wo wohnen Sie, Monsieur Loriot?»
Roberta warf den Bericht auf den Schreibtisch zurück, seufzte und warf demonstrativ einen Blick auf ihre Armbanduhr.
«Ich wohne in der Villa Margaux, in der Nähe der Ortschaft Brignancourt, auf der anderen Seite von Pontoise. Nicht weit von Paris.»
Ben notierte die Adresse. «Brignancourt», wiederholte er hastig in dem Bemühen, die Unterhaltung kurz zu machen, ohne Loriot gegenüber unhöflich zu erscheinen. Möglich, dass sich der Mann als wichtiger Kontakt erwies. Aber wenn du dich schon als Journalist ausgibst, dann bemüh dich wenigstens um ein wenig Professionalität! ,dachte er ärgerlich über sich selbst.
«Ich schicke meinen Wagen vorbei, um Sie abzuholen», sagte Loriot.
«Okay …» Ben notierte eifrig die Details, während Loriot weitersprach. «Zwanzig Uhr fünfundvierzig heute Abend … Ja … Ich freue mich auf unser Treffen … Danke nochmals für Ihren Rückruf, Monsieur Loriot … Auf Wiederhören.» Er schaltete das Mobiltelefon aus und ließ es in seine Tasche gleiten. Dann wandte er sich wieder Roberta zu. «Bitte entschuldigen Sie. Ich habe das Handy nun ausgeschaltet. Jetzt stört uns niemand mehr.»
«Oh, machen Sie sich deswegen keine Sorgen.» Sie sprach in einem sarkastischen Tonfall. «Es ist schließlich nicht so, als hätte ich etwas zu tun, nicht wahr?»
Er räusperte sich. «Wie dem auch sei, diese Formel, die Sie gefunden haben …»
«Ja?»
«Haben Sie sie schon an anderen Lebewesen ausprobiert? Was ist mit Menschen?»
Sie schüttelte den Kopf. «Noch nicht. Das wäre wirklich eine Sensation, meinen Sie nicht? Wenn die Resultate die gleichen wären wie bei meinem Fliegen-Experiment, dann würde die Lebenserwartung eines Menschen von ungefähr achtzig auf fast hundertzehn Jahre steigen. Und ich glaube, wir können es noch verbessern.»
«Wenn eine Ihrer Fliegen krank wäre – würde diese Formel die Krankheit heilen können?», fragte er vorsichtig. «Ganz egal, um was für eine Krankheit es sich handelt?»
«Sie meinen, ob sie heilende Eigenschaften besitzt?», erwiderte Roberta und schnalzte mit der Zunge. «Ich wünschte, ich könnte Ihre Frage mit Ja beantworten», gestand sie seufzend. «Wir haben versucht, sterbende Fliegen aus Gruppe B damit zu behandeln, um zu sehen, was passiert, aber sie starben trotzdem. Bis jetzt scheint die Formel lediglich präventiv zu funktionieren.» Sie zuckte die Schultern. «Aber wer weiß? Wir haben gerade erst angefangen mit unseren Experimenten. Mit der Zeit sind wir vielleicht imstande, etwas zu entwickeln, das nicht nur bei gesunden Exemplaren lebensverlängernd wirkt, sondern auch kranke Exemplare heilt … vielleicht sogar den Tod auf unbestimmte Zeit hinausschiebt … Und vielleicht können wir irgendwann diese Wirkung auch bei Menschen erzielen …»
«Klingt, als hätten Sie eine Art Lebenselixier entdeckt?»
«Nun ja, ich will noch keine Korken knallen lassen, dazu ist es zu früh», sagte sie kichernd. «Aber ja, ich denke, ich habe da etwas. Das Problem ist der Mangel an Mitteln. Um echte Forschung zu betreiben und die Ergebnisse zu verifizieren, müsste ich eine Reihe größerer klinischer Tests durchführen, und das kann Jahre dauern.»
«Warum erhalten Sie keine Förderung von den Pharmakonzernen?»
Sie lachte auf. «Meine Güte, Sie sind vielleicht naiv! Wir reden hier von Alchemie! Hexerei, Voodoo, Hokuspokus. Was glauben Sie, warum ich meine Experimente in einer gewöhnlichen Wohnung durchführe? Niemand nimmt mich noch ernst, seit ich über diese Dinge geschrieben habe.»
«Ich habe gehört, dass Sie deswegen Schwierigkeiten gehabt
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