Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
beiden Wagen nicht rechtzeitig aus dem Weg gewesen wären.
Was für ein Idiot musste das sein – zwischen zwei Bahnschranken zu fahren, wenn sich ein Zug näherte? Kids wahrscheinlich, die Unsinn mit gestohlenen Fahrzeugen anstellten. Der Lokführer stieß einen langen Seufzer aus, während sein Herzschlag sich allmählich normalisierte, dann griff er nach seinem Funkgerät.
«Verdammte Scheiße!»
«Ich hab euch gleich gesagt, wir hätten in der Nähe bleiben sollen!»
Die drei Männer saßen in dem schwarzen Audi und sahen hinaus auf die Bahnstrecke, wo sie vorhin den Mercedes zurückgelassen hatten. Naudon bedachte seine Kollegen mit einem ätzenden Blick und lehnte sich in seinem Sitz zurück. Während Berger und Godard kichernd in der Bar gesessen hatten, war er im Wagen geblieben und hatte die Nachrichten im Radio abgehört. Falls es zu einem Zugunglück gekommen war, würden die Nachrichten eine Meldung bringen. Nichts! Also hatte er den anderen keine Ruhe gelassen, bis sie schließlich nachgegeben hatten und zur Bahnschranke zurückgekehrt waren, nur damit er endlich den Mund hielt.
Und er hatte recht behalten. Kein Wrack, kein entgleister Zug, kein toter Engländer. Der leere Mercedes stand ein paar Meter abseits der Bahngleise und sah nicht aus wie eine Limousine, die von einem schnell fahrenden Zug erfasst worden war.
Schlimmer noch – der Wagen stand nicht allein dort. Im dunklen Lack spiegelte sich das blitzende Blaulicht zweier Streifenwagen der Polizei, die davor und dahinter parkten.
«Das ist vielleicht eine Scheiße!», murmelte Berger und packte das Lenkrad, bis die Knöchel hervortraten.
«Hattest du nicht behauptet, die Bullen würden nie hier entlangkommen?», sagte Godard. «Das war doch der verdammte Grund, warum wir diesen Bahnübergang ausgesucht hatten, oder nicht?»
«Ich hab’s euch gleich gesagt», wiederholte Naudon vom Rücksitz.
«Wie ist er …?»
«Jungs, der Boss wird nicht erfreut sein.»
«Besser, du rufst ihn an.»
«Das tue ich bestimmt nicht. Ihr ruft ihn an.»
Die Polizeibeamten untersuchten die Umgebung, und die Lichtkegel ihrer Taschenlampen huschten hierhin und dorthin wie Suchscheinwerfer, während im Hintergrund Funkgeräte knackten und rauschten.
«He, Jean-Paul», sagte einer der Beamten und hob einen verbeulten Citroën-Doppelpfeil vom Boden auf. «Das hier sieht aus wie von einem 2CV. Außerdem liegt überall Scheinwerferglas rum.»
«Der Lokführer hat was von einem 2CV gesagt», erwiderte einer seiner Kollegen.
«Wo ist er hin?»
«Nicht weit, so viel steht fest. Hier liegen überall Flügelteile vom Kühlerventilator herum.»
Zwei weitere Polizisten leuchteten in das Innere des Mercedes. Einer der beiden entdeckte ein kleines glänzendes Objekt im Fußraum des Fonds. «Hoppla, was haben wir denn hier? Eine 9-mm-Patronenhülse!» Er schnüffelte an der Messinghülse, und Korditgeruch stieg ihm in die Nase. «Sie wurde erst vor kurzer Zeit abgefeuert.»
«Pack sie in einen Asservatenbeutel.»
Der andere Beamte hatte ebenfalls etwas entdeckt. Eine Visitenkarte auf dem Sitz. Er blinzelte im Lichtschein seiner Maglite, als er versuchte, den Namen zu lesen. «Ein ausländischer Name», sagte er.
«Was ist deiner Meinung nach hier passiert?»
«Wer weiß.»
Zwanzig Minuten später traf der Abschleppwagen ein, und der Mercedes wurde im Licht der blitzenden Blau- und Orangelichter aufgeladen. Dann fuhr der kleine Konvoi davon, ein Streifenwagen vorneweg, ein zweiter hinterdrein. Der Bahnübergang lag wieder still und verlassen im Dunkeln wie zuvor.
Kapitel 16
Rom
Die beiden Männer, die Giuseppe Ferraro in dieser Nacht zu Hause abgeholt und ihn aus der Stadt gebracht hatten, eskortierten ihn nun die breite Prunktreppe zu der Renaissancevilla hinauf. Sie hatten die ganze Zeit kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Das war auch nicht nötig gewesen – Ferraro wusste, was das zu bedeuten hatte und warum der Erzbischof ihn holen ließ. Seine Knie waren ein wenig weich, als er in den Kuppelsaal gebracht wurde und die Tür sich hinter ihm schloss. Der gewaltige Raum war unbeleuchtet, abgesehen vom Licht der Sterne und des Mondes, das durch die zahlreichen Fenster hoch oben entlang des Gewölberunds ins Innere fiel.
Massimiliano Usberti stand auf der anderen Seite des Saals bei seinem Schreibtisch. Langsam drehte er sich zu Ferraro um.
«Monsignore, ich kann Ihnen alles erklären!» Ferraro hatte an seiner Geschichte gearbeitet, seit er
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