Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
früher am Abend aus Paris angerufen worden war. Er hatte damit gerechnet, dass Usberti ihn herzitieren würde, nur nicht so schnell. Er stammelte seine Entschuldigungen heraus. Er hatte Idioten beauftragt, die ihn bitter enttäuscht hatten. Es war nicht seine Schuld, dass der Engländer noch am Leben war. Es tat ihm leid, unendlich leid, und es würde bestimmt nicht wieder geschehen.
Usberti durchquerte den Raum und trat vor ihn hin. Er hob die Hand und brachte Ferraros hektisch-nervösen Redeschwall mit einer Geste zum Verstummen. «Giuseppe, Giuseppe», sagte er. «Du musst mir nichts erklären.» Er lächelte und legte dem jüngeren Mann einen Arm um die Schultern. «Wir sind alle nur Menschen. Wir alle machen Fehler. Gott verzeiht.»
Ferraro war sprachlos. Das war nicht der Empfang, den er erwartet hatte. Der Erzbischof führte ihn zu einem mondbeschienenen Fenster. «Was für eine herrliche Nacht», murmelte er. «Meinst du nicht auch, mein Freund?»
«Äh … ja, Monsignore. Ja, eine herrliche Nacht.»
«Ist man nicht froh, am Leben zu sein – in einer so herrlichen Nacht?»
«Ja, Monsignore.»
«Es ist ein Privileg, Giuseppe, auf Gottes Erde zu leben.»
Die beiden Männer standen da und blickten hinaus in den schwarzen Nachthimmel. Die Sterne leuchteten atemberaubend hell, und der Mond war kristallklar. Die Milchstraße zog sich wie ein perlmutternes Band bis hinüber zu den römischen Hügeln.
Nach einer Weile fragte Ferraro: «Monsignore, habe ich Ihre Erlaubnis zu gehen?»
Usberti tätschelte ihm die Schulter. «Selbstverständlich. Aber zuerst möchte ich dich mit einem guten Freund bekannt machen.»
«Ich fühle mich geehrt, Monsignore.»
«Ich habe dich hergerufen, damit du ihn kennenlernst. Sein Name ist Franco Bozza.»
Für Ferraro schien sich der Boden unter seinen Füßen zu öffnen, so groß war der Schock, als er den Namen hörte. «Bozza? Der Inquisitor?» Plötzlich schlug ihm das Herz bis zum Hals. Sein Mund war trocken, und Übelkeit stieg in ihm auf.
«Ich sehe, du hast schon von meinem Freund gehört, Giuseppe», erwiderte Usberti und ging zu seinem Schreibtisch zurück. «Er wird sich jetzt deiner annehmen.»
«Was? Aber … Monsignore … Ich …» Ferraro fiel auf die Knie. «Monsignore, ich flehe Sie an …»
«Er erwartet dich unten», erklärte Usberti und betätigte eine Taste auf seiner Gegensprechanlage. Während der schreiende Ferraro von denselben beiden Männern fortgeschleppt wurde, die ihn hergebracht hatten, bekreuzigte sich der Erzbischof und murmelte ein lateinisches Gebet für die Seele des Mannes. « In nomine patris et filii et spiritus sancti, ego te absolvo – ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, amen. »
Kapitel 17
«Und wohin jetzt?», fragte Roberta, als endlich das Taxi eingetroffen war, um sie von der Bar abzuholen.
«Sie fahren nach Hause», erwiderte Ben.
«Machen Sie Witze? Ich fahre ganz bestimmt nicht nach Hause zurück!»
«Wie lautet die Adresse Ihres Assistenten?»
«Wozu brauchen Sie die?», wollte sie wissen, während sie in das Taxi kletterte.
«Ich möchte ihm ein paar Fragen stellen.»
«Und Sie glauben, ich will nicht dabei sein? Ich habe selbst ein paar Fragen, die ich diesem Mistkerl gerne stellen möchte.»
«Sie sollten sich lieber aus dieser Geschichte raushalten», riet er und nahm seine Brieftasche hervor.
«Was machen Sie da?», fragte sie, als er Banknoten abzählte.
Er hielt ihr das Geld hin. «Hier, nehmen Sie. Es ist genug, um heute Nacht in einem anständigen Hotel zu schlafen und gleich morgen früh in die Vereinigten Staaten zurückzukehren. Nehmen Sie es.»
Sie starrte auf die Banknoten, dann schüttelte sie den Kopf und schob die Hand mit dem Geld von sich weg. «Hören Sie, mein Freund, ich stecke genauso in dieser Geschichte drin wie Sie. Ich will wissen, was zum Teufel hier vorgeht. Versuchen Sie erst gar nicht, mich auszubooten.» Bevor er antworten konnte, hatte sie sich vorgebeugt und dem Fahrer eine Adresse im zehnten Arrondissement von Paris genannt. Der Fahrer murmelte etwas vor sich hin und fuhr los.
Als sie die Straße erreicht hatten, in der Michels Wohnung lag, fanden sie eine Reihe von Einsatzwagen mit blitzenden Blaulichtern vor dem Haus, dazu einen Krankenwagen. Schaulustige hatten sich eingefunden und bildeten einen Kordon. Ben bat den Taxifahrer zu warten, dann stieg er zusammen mit Roberta aus. Sie schoben sich
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