Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Ben sah sie eindringlich an. Lass mich machen , sagten seine Augen. Ich weiß, was ich tue.
Der Kahlköpfige war nicht unvorbereitet gekommen. In seiner Lederjacke steckte eine Glock 19. Ben trat sie zur Seite, und sie schlitterte über die Kante der Böschung. Es gab ein leises Platschen, als sie im Wasser versank.
«Dafür wirst du sterben, Zardi», murmelte der Kahlköpfige.
«Ich bin eigentlich schon tot, oder hast du das vergessen, Arschloch?», entgegnete Ben. «Bist du Saul?»
Der Kahlköpfige antwortete nicht. Ben hieb ihm krachend den Kolben seiner Pistole über den Schädel. «Bist – du – Saul?», wiederholte er langsam.
Der Mann wimmerte, und ein dünner Blutstrom lief an seinem Hals herunter.
Roberta sah weg.
«Nein», antwortete der Kahlköpfige. «Ich bin nicht Saul.»
«Dann verrate mir, wer Saul ist und wo ich ihn finde.»
Der Mann zögerte, und Ben schlug ihn erneut. Er fiel zu Boden und rollte auf den Rücken. Er starrte Ben aus angstvollen Augen an. Doch sie blickten nicht zu furchtsam. Ben sah ihm an, dass er Bestrafungen gewohnt war. «Also schön», sagte er. «Du bist nutzlos.» Er legte den Sicherungshebel um und zielte mit der Waffe auf das Gesicht des Kahlköpfigen.
Offensichtlich überzeugte ihn der Blick in Bens Augen, dass es kein Bluff war. «Nicht schießen!», kreischte er im panischen Tonfall eines Mannes, der wusste, dass es seine letzte Chance war. «Ich weiß nicht, wer er ist! Ich bekomme meine Befehle per Telefon!»
Ben senkte den Lauf der Waffe und nahm den Finger vom Abzug. «Wer ruft wen an? Du ihn? Wie lautet seine Nummer?»
Der Kahlköpfige kannte die Nummer auswendig. Er sagte sie leise auf.
Ben musterte ihn, während er überlegte, was er mit dem Kerl machen sollte. Die Jacke des Mannes stand offen, und darunter trug er ein offenes Hemd mit einer goldenen Kette auf der behaarten Brust. Ben sah noch etwas. Er zielte weiterhin mit der Waffe auf das Gesicht des anderen, während er mit der freien Hand nach unten griff und das Hemd ganz aufriss. Im schwachen Licht des Mondes und der Straßenlaternen oben sah er eine Tätowierung.
Es war ein Schwert. Ein altertümliches Schwert mit gerader Klinge und flacher Parierstange, geformt wie ein Christuskreuz. Um die Klinge schlang sich ein Banner mit den Worten Gladius Domini .
«Was ist das?», verlangte Ben zu wissen und zeigte mit der Waffe auf das Tattoo.
Der Kahlköpfige sah an sich hinab. «Nichts.»
«Gladius Domini» ,murmelte Ben zu sich selbst. «Schwert Gottes.» Er stellte den Fuß auf die Hoden des Kahlköpfigen, der daraufhin einen Schrei ausstieß.
«Um Himmels willen …», bettelte Roberta.
«Ich denke, du solltest es mir verraten», sagte Ben leise und erhöhte den Druck.
«Schon gut, schon gut, ich sag’s ja! Nehmen Sie den Fuß weg!», ächzte der Mann und richtete den Oberkörper ein wenig auf. Schweiß strömte über sein verzerrtes Gesicht. Ben nahm den Fuß herunter. Der Lauf seiner Waffe zeigte unerschütterlich auf die Stirn des anderen. Der stieß ein erleichtertes Ächzen aus und ließ sich zurücksinken. «Ich bin ein Soldat Gottes», murmelte er. «Ein Soldat von Gladius Domini .»
«Was ist Gladius Domini ?»
«Eine Organisation. Ich arbeite für sie … Ich weiß nicht …» Er brach ab und starrte Ben mit leerem Blick an. Irgendetwas an seinen Augen erinnerte Ben an seinen Beschatter auf dem Laufsteg zwischen den Türmen der Kathedrale, kurz bevor er Selbstmord begangen hatte. Irgendjemand hatte sich an den Köpfen dieser Burschen zu schaffen gemacht. Gehirnwäsche oder etwas Ähnliches.
«Ein Soldat Gottes bist du?», fragte Ben. «Und als du unschuldige Menschen umgebracht hast – ist das für Gott gewesen?» Er hob die Pistole und trat zurück. Schob den Finger durch den Abzugsbügel. «Dann wirst du ihn jetzt persönlich kennenlernen.»
Roberta kam auf ihn zugestürmt. «Was machen Sie denn? Lassen Sie ihn! Töten Sie ihn nicht! Lassen Sie ihn gehen, bitte! Bitte lassen Sie ihn gehen!»
Ben bemerkte das Flehen in ihren Augen. Er nahm den Finger vom Abzug und senkte die Waffe. Es war gegen all seine Instinkte.
«Geh», sagte er zu dem Kahlköpfigen. Der erhob sich langsam, hielt sich die schmerzenden Testikel, stöhnte. Sein Hemd war nass von seinem Blut, und auf seinem Gesicht glitzerte Schweiß. Stolpernd kam er auf die Beine.
Roberta starrte Ben an. Ihr Gesichtsausdruck war verschlossen. Sie versetzte ihm einen wütenden Stoß. Er reagierte nicht. Sie boxte
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