Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Ölsardinen getestet?»
Rudel sah ihn unterkühlt an. «Nein. Aber auf dem Küchentisch stand eine halbgeöffnete Dose Ölsardinen, neben einem Futternapf für Katzen. Was ich mich frage, ist – wer schießt sich beim Füttern seiner Katze das Gehirn aus dem Schädel?»
Der Junge war halb bewusstlos, als sie ihn von der harten Pritsche zerrten. Ringsum hörte er Stimmen, das Schlagen von Metalltüren, das Klimpern von Schlüsseln. Die Geräusche hallten durch einen leeren Raum. Grelles Licht blendete ihn und steigerte seine Verwirrung. Ein plötzlicher stechender Schmerz im Arm ließ ihn zusammenzucken.
Stunden später, oder vielleicht nur Minuten … Alles war verschwommen, unreal. Er war sich undeutlich bewusst, dass er sich nicht bewegen konnte. Seine Arme waren hinter dem Rücken gebunden. Das weiße Licht brannte sich in seinen Kopf, ließ ihn blinzeln und den Kopf zur Seite drehen. Er bemerkte, dass er gefesselt auf einem Stuhl saß.
Er war nicht allein.
Zwei Männer saßen bei ihm. Beobachteten ihn.
«Soll ich ihn erledigen?», fragte eine Stimme.
«Nein, lass ihn am Leben, für den Augenblick zumindest. Er könnte sich noch als nützlich erweisen.»
Kapitel 28
Das warme Wasser rann über ihren Kopf und plätscherte gegen den Rand der Badewanne, über die sie gebeugt war. Der Schaum, der in den Ausguss lief, war rot gefärbt vom Blut, das er ihr behutsam aus den Haaren wusch.
«Autsch!»
«Entschuldigung. Sie haben getrocknete Klumpen im Haar kleben.»
«Das will ich gar nicht so genau wissen!»
Er hängte den Duschkopf an der Wandbefestigung auf und drückte aus einer Flasche weiteres Shampoo in seine Hand, um es in ihre Haare zu massieren.
Sie hatte sich inzwischen ein wenig gefangen – die Übelkeit war verflogen, und ihre Hände zitterten nicht mehr unkontrolliert. Sie entspannte sich unter seiner Berührung und genoss sie sogar. Sie spürte die Wärme seines Körpers in ihrem Rücken, als er erneut den Schaum aus ihren Haaren spülte.
«Ich denke, jetzt ist alles weg.»
«Danke», murmelte sie und wickelte sich ein Handtuch um den Kopf.
Er gab ihr eins von seinen Hemden und ließ sie allein, damit sie sich säubern konnte. Während sie unter der Dusche stand, zerlegte er seinen Browning rasch, reinigte ihn und setzte ihn wieder zusammen. Während dieser Arbeit, die ihm in Fleisch und Blut übergegangen war und beinahe automatisch geschah, schweiften seine Gedanken in weite Ferne.
Sie kam aus dem Badezimmer, das Hemd um die Taille zusammengeknotet; die langen dunkelroten Haare waren immer noch feucht und glänzend. Er füllte ein Glas mit Wein und reichte es ihr. «Alles in Ordnung?»
«Ja … alles in Ordnung.»
«Roberta … ich war nicht ganz aufrichtig zu Ihnen. Es gibt ein paar Dinge, die Sie erfahren sollten.»
«Wegen der Pistole?»
Er nickte. «Unter anderem.»
Sie saß da, trank von ihrem Wein und starrte zu Boden, während er ihr alles erzählte. Von Fairfax, von seiner Suche, von dem sterbenden kleinen Mädchen. «Das war mehr oder weniger alles. Mehr steckt nicht dahinter. Jetzt wissen Sie Bescheid.» Er wartete auf ihre Reaktion.
Sie schwieg eine ganze Weile. Ihr Gesicht war nachdenklich und reglos. «Das ist also Ihre Arbeit, Ben? Sie retten Kinder?», fragte sie schließlich leise.
Er sah auf seine Uhr. «Es ist spät. Sie sollten versuchen, ein wenig zu schlafen.»
In dieser Nacht überließ er ihr sein Bett, während er im anderen Zimmer auf dem Boden schlief. Sie wurde im Morgengrauen geweckt, als sie ihn nebenan kramen hörte. Verschlafen ging sie in den anderen Raum und sah, wie Ben seinen grünen Seesack packte. «Was bedeutet das?»
«Ich verlasse Paris.»
« Sie verlassen Paris? Und was ist mit mir?»
«Wollen Sie immer noch mit mir kommen – nach gestern Abend?»
«Ja, das will ich. Wohin fahren wir?»
«Nach Süden», antwortete er, während er Fulcanellis Journal vorsichtig im Sack verstaute. Er bedauerte, nicht mehr Zeit zu haben, um es zu lesen. Er öffnete die Schublade seines Schreibtischs und nahm den Pass heraus, den er dort aufbewahrte. Er hatte ihn in London anfertigen lassen, und er war von einem echten nicht zu unterscheiden. Das Bild war seins, doch der Name im Pass lautete Paul Harris. Er schob ihn in die Innentasche seiner Jacke.
«Aber es gibt noch ein Problem, Ben», fiel ihr in diesem Augenblick ein. «Ich muss noch einmal zurück in meine Wohnung.»
Er schüttelte den Kopf. «Keine Chance. Tut mir leid.»
«Aber ich
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