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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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Pappbecher mit dem kochend heißen Espresso. Gott sei Dank, die Kopfschmerzen wurden bereits schwächer. Er eilte die Treppe in den dritten Stock hinauf, klopfte gegen die Tür und wartete darauf, eingelassen zu werden. Drei Minuten später hämmerte er mit der Faust gegen das Holz und brüllte wütend nach seinen Leuten. Was zum Teufel trieben sie dadrin? Noch eine Minute verging, und dann war ihm klar, dass irgendetwas nicht stimmte.
    «Polizei», sagte er zu dem Nachbarn und zeigte seinen Dienstausweis. Der kleine alte Mann senkte den Kopf auf dem dürren, runzligen Schildkrötenhals über den Ausweis und spähte aus zusammengekniffenen Augen zuerst auf das Foto, dann auf Simon und den Pappbecher in seiner Hand.
    «Polizei», wiederholte Simon lauter. «Ich muss in Ihre Wohnung.» Der alte Mann öffnete die Tür ein Stück weiter und trat zur Seite. Simon schob sich an ihm vorbei. «Halten Sie das hier, bitte.» Er reichte dem Alten seinen Espresso. «Wo ist der Balkon?»
    «Dort entlang.» Der Nachbar schlurfte durch seine enge, mit Aquarellen gesäumte Diele und in ein aufgeräumtes Wohnzimmer mit einem Klavier und unechten Antikmöbeln. Der Fernseher plärrte. Simon blickte zu den Fenstern und sah, was er erhofft hatte: einen schmalen Balkon.
    Zwischen dem Balkon des alten Mannes und dem von Roberta Ryders Wohnung war nur eine Lücke von vielleicht anderthalb Metern. Simon, der entschlossen jeden Blick nach unten vermied, kletterte über das Eisengeländer und sprang von einem Balkon zum anderen.
    Die Balkontür von Dr.   Ryder war unverschlossen. Simon zog seine Dienstwaffe, entsicherte sie und spannte den Hahn, während er lautlos durch die Wohnung schlich. Von irgendwo war ein dumpfes Klopfen zu hören. Es schien aus Dr.   Ryders improvisiertem Labor zu kommen. Mit der Waffe im Anschlag bewegte er sich lautlos in Richtung des Geräuschs.
    Im Labor hörte er es erneut. Es kam aus dem Raum hinter der Doppeltür, in dem Ryder ihre ekelhaften Fliegen züchtete.
    Simon öffnete die Türen, und das Erste, was er sah, waren die Myriaden schwarzer, haariger Insekten, die hinter den Glaswänden der Tanks aufgeregt durcheinanderschwirrten. Zu seinen Füßen bewegte sich etwas.
    Simon sah nach unten.
    In dem schmalen Zwischenraum unter den Tanks lagen seine beiden Beamten, gefesselt und geknebelt, und zappelten hilflos.
    Ihre Waffen lagen entladen und zerlegt nebeneinander auf dem Tisch; allerdings fehlten ihre Läufe.
    Die Spurensicherung fand sie später wieder. Einen in jedem der beiden Fliegentanks.
     
    «Hier», sagte Ben und warf ihr das rote Büchlein in den Schoß. «Bei der ersten Gelegenheit vernichten Sie das, klar?»
    Sie nickte. «K-klar.»
    Als der Peugeot sich in den Verkehr einfädelte und sich die Straße hinunter entfernte, richtete sich ein Mann in einer Haustür auf und sah ihm hinterher. Der Mann war kein Polizist; trotzdem hatte er die Ryder-Wohnung seit der vorangegangenen Nacht observiert. Er nickte und zog sein Handy hervor. Als nach einigen Klingelzeichen jemand antwortete, sagte er: «Ein silbernes 206 Coupé mit einem verbeulten Kotflügel ist gerade gestartet und fährt in südlicher Richtung die Rue de Rome hinunter. Ein Mann und eine Frau. Wenn Sie sich beeilen, erwischen Sie die beiden noch am Boulevard de Batignolles.»

Kapitel 30
Sechs Monate zuvor,
in der Nähe von Montségur,
Südfrankreich
     
    Anna Manzini war sehr unglücklich darüber, dass sie sich selbst in eine solche Situation manövriert hatte. Wer hätte gedacht, dass die Autorin zweier gefeierter Bücher über mittelalterliche Geschichte und geachtete Dozentin an der Universität von Florenz sich so impulsiv und idiotisch verhalten könnte? Eine gutbezahlte Stellung aufzugeben, sich nach Südfrankreich zurückzuziehen und dort eine Villa zu mieten – eine sehr kostspielige Villa, nebenbei bemerkt –, um ein neues Leben als Schriftstellerin zu beginnen, war nicht gerade die Art von bedächtigem, logischem Verhalten, für das Anna bei ihren ehemaligen Kollegen und Studenten bekannt war.
    Schlimmer noch: Sie hatte sich absichtlich für ein abgelegenes Haus entschieden – tief in den zerklüfteten Bergen und Tälern des Languedoc –, in der Hoffnung, dass die Einsamkeit ihre Phantasie befeuern würde.
    Es war nicht geschehen. Seit mehr als zwei Monaten steckte sie hier und hatte in der ganzen Zeit kaum mehr als einen Satz zu Papier gebracht. Zu Anfang hatte sie sich völlig abgeschottet und keinen Kontakt mit der

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