Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
muss.»
«Wozu? Falls Sie Kleidung und andere Dinge brauchen, kein Problem – wir kaufen alles unterwegs.»
«Nein, es ist etwas anderes. Diese Leute, die hinter uns her sind – wenn sie noch einmal in meine Wohnung eindringen, finden sie vielleicht mein Adressbuch. Da steht alles drin: meine Freunde, meine Familie in den Staaten, alles. Was, wenn sie sich an meine Familie heranmachen, um mich in die Finger zu kriegen?»
Als Luc Simon in sein Büro zurückkehrte, fand er das gesamte Hauptquartier in wildem Aufruhr vor. Gerade war die Nachricht von einer Schießerei an der Seine eingetroffen. Gewaltverbrechen waren in Paris an der Tagesordnung. Sie gehörten quasi zum Leben dazu. Aber wenn es ein Blutbad gegeben hatte wie dieses, wenn zwei Beamte niedergeschossen worden waren und weitere Leichen das Ufer der Seine säumten und überall verschossene Patronenhülsen und Waffen herumlagen, dann bedeutete das für die Pariser Polizei Großalarm.
Auf seinem Schreibtisch lag ein brauner Briefumschlag. Er enthielt die Handschriftenanalyse. Der Abschiedsbrief von Zardi stimmte nicht mit den anderen Schriftproben überein, die sie in seiner Wohnung sichergestellt hatten – mit seinen Einkaufszetteln, den Memos und dem halbvollendeten Brief an seine Mutter. Die Schrift war sehr ähnlich, doch sie war definitiv gefälscht. Und falsche Abschiedsbriefe von vermeintlichen Selbstmördern deuteten immer nur in eine Richtung. Insbesondere, wenn man bereits wusste, dass das Opfer nicht selbst geschossen hatte.
Es war offensichtlich ein Mordfall, und er hatte es vermasselt. Er hatte dieser Roberta Ryder nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, mit seinen Eheproblemen und der drohenden Scheidung. Eine gescheiterte Ehe zu kitten und gleichzeitig die Bewohner von Paris daran zu hindern, sich gegenseitig umzubringen: Das waren zwei Dinge, die sich nicht unter einen Hut bringen ließen.
Keine Ausreden, verdammt .Tatsache war, er hatte Mist gebaut. Roberta Ryder war keine dahergelaufene Irre. Sie war tatsächlich in irgendetwas verwickelt. Was es war und welche Rolle sie spielte, das würde er herausfinden müssen.
Bis jetzt hatte er nur Fragen und keine einzige Antwort. Wer war der Kerl, der sie begleitet hatte, als sie in der Nacht von Zardis Tod in dessen Wohnung aufgetaucht war? Irgendetwas war merkwürdig gewesen an seinem Verhalten. Als wollte er verhindern, dass sie zu viel redete. Hatte er nicht behauptet, ihr Verlobter zu sein? Sie hatten nicht den Eindruck gemacht, als wären sie ein Paar. Und hatte Roberta Ryder ihm nicht selbst erst wenige Stunden vorher erzählt, dass sie alleinstehend war?
Der Kerl war wichtig, so viel stand fest. Wie war noch gleich sein Name? Falls Simon sich richtig erinnerte, dann hatte er ziemlich herumgedruckst und nicht erfreut dreingeblickt, als diese Ryder ihn schließlich für ihn genannt hatte.
Simon klappte die vor ihm auf seinem Schreibtisch liegende Akte auf. Ben Hope, ja, das war der Name. Ein Brite, trotz seiner nahezu akzentfreien Aussprache. Er musste ihn überprüfen. Und die Wohnung dieser Dr. Ryder noch einmal durchsuchen. Nach den jüngsten Ereignissen war es bestimmt nicht schwer, einen Durchsuchungsbefehl zu erhalten.
Auf dem Weg nach draußen rannte er in einen seiner Kollegen. Es war Détective Bonnard. Beide eilten anschließend den geschäftigen Korridor hinunter.
Bonnard sah sehr ernst, grau und hager aus. «Ich habe gerade die neuesten Informationen wegen der Schießerei an der Seine», sagte er.
«Lassen Sie hören.»
«Wir haben einen Zeugen. Ein Autofahrer hat gesehen, wie zwei Personen zum fraglichen Zeitpunkt vom Tatort weggerannt sind. Ein Mann und eine Frau. Weiße. Die Frau war vermutlich rothaarig und schätzungsweise Anfang dreißig. Der Mann ein wenig älter, größer, blond. Die Frau schien vor ihm davonzulaufen. Der Zeuge sagt, sie wäre von oben bis unten voller Blut gewesen.»
«Ein blonder Mann und eine rothaarige Frau?», wiederholte Simon. «War die Frau verletzt?»
«Es sah nicht so aus. Wir glauben, es ist die gleiche Frau, die unsere Kollegen aufgesammelt haben, bevor sie erschossen wurden. Sie hat Blutspuren auf den Rücksitzen des Streifenwagens hinterlassen. Aber das Blut stammt von einer der Leichen, die wir unter der Brücke gefunden haben, und zwar von dem Kerl, dem mit einem Gewehr der halbe Kopf weggeschossen wurde.»
«Wohin ist die Frau verschwunden?»
Bonnard machte eine
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