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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Mariani
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Blick, während sie ihre Gedanken ordnete. «Okay, hör zu. Was, wenn das Manuskript, das Klaus Rheinfeld gestohlen hat, gar nicht zerstört wurde?»
    Er schüttelte benommen den Kopf. «Worauf willst du jetzt schon wieder hinaus? Pater Pascal hat es selbst gesehen. Der Regen hat es ruiniert.»
    «Richtig. Aber erinnerst du dich an Rheinfelds Notizbuch?»
    «Was ist damit?», grunzte er. «Deswegen zerrst du mich aus der Bar?»
    «Vielleicht ist es wichtiger, als wir bis jetzt dachten.»
    Er runzelte die Stirn. «Was redest du da?»
    «Hör einfach zu, okay? Ich habe mir Folgendes überlegt. Was, wenn das Notizbuch und das Manuskript ein und dasselbe sind?»
    «Bist du jetzt verrückt geworden, oder was? Wie soll denn das möglich sein? Sie haben ihm das Notizbuch doch erst in diesem Institut gegeben.»
    «Ich meine nicht das Papier, Dummkopf. Ich meine das, was in dem Notizbuch geschrieben steht. Vielleicht hat Rheinfeld die Geheimnisse in das Notizbuch übertragen.»
    «Ah, richtig. In einer geschlossenen Anstalt, nachdem er das Original verloren hatte. Wie hat er das angestellt? Die Informationen nach drinnen geschmuggelt? Hör zu, Roberta, ich gehe wieder rein.»
    «Halt den Mund und hör mich zu Ende an!», brüllte sie und packte seinen Arm. «Ich versuche, dir etwas zu erklären, du starrköpfiger Mistkerl! Ich glaube, dass Rheinfeld alles auswendig gelernt und es später in sein Notizbuch geschrieben hat.»
    Er starrte sie an. «Roberta, es waren mehr als dreißig Seiten voller Rätsel, unverständlicher Zeichnungen, geometrischer Formen und durcheinandergewürfelter Nummern. Obendrein gab es noch lateinische und französische Phrasen und alles mögliche andere Zeugs. Niemand kann sich so etwas bis ins kleinste Detail genau einprägen.»
    «Er hat sie jahrelang mit sich herumgetragen», widersprach sie protestierend. «Wahrscheinlich hat er im Freien übernachtet, ohne Geld. Es war alles, was er hatte. Er war besessen davon.»
    «Ich glaube trotzdem nicht, dass irgendjemand so ein Gedächtnis hat. Erst recht nicht ein durchgeknallter Irrer in einer geschlossenen Anstalt.»
    «Ben, ich habe ein Jahr lang Neurobiologie an der Yale studiert. Zugegeben, es ist ungewöhnlich, aber es ist Gott weiß nicht unmöglich. Man nennt es eidetisches oder auch fotografisches Gedächtnis. Es geht gewöhnlich bei Erreichen des Erwachsenenalters verloren, doch manche Menschen behalten es ihr Leben lang. Rheinfeld litt nach allem, was ich weiß, an OCD …»
    «OCD?»
    « Obsessive Compulsive Disorder . Eine Zwangsstörung», erklärte sie geduldig. «Er hatte sämtliche Symptome, wiederholte ständig bestimmte Handlungen und Worte, ohne dass es dafür einen erkennbaren äußeren Anlass gab – oder zumindest ohne einen Anlass, den irgendjemand außer ihm verstand. Es ist bekannt, dass viele Zwangsneurotiker über ein ganz erstaunliches Erinnerungsvermögen verfügen. Sie können riesige Mengen an Details abrufen, die du oder ich niemals behalten könnte. Komplizierte mathematische Gleichungen, Gemälde oder gewaltige Brocken von wissenschaftlichen Texten. Es ist alles wissenschaftlich untersucht und seit fast einem Jahrhundert bekannt.»
    Ben setzte sich auf eine Bank. Sein Verstand klärte sich rasch, und der Whiskeynebel verflog.
    «Denk mal drüber nach, Ben», fuhr sie fort und setzte sich neben ihn. «Sie gaben Rheinfeld ein Notizbuch, damit er seine Träume aufschreibt – das ist ein normaler Vorgang bei einer Psychotherapie. Doch stattdessen hat er es benutzt, um die Erinnerungen aus seinem Kopf festzuhalten: Er hat eine schriftliche Aufzeichnung von dem angefertigt, was er gestohlen und wieder verloren hatte. Die Psychiater hatten natürlich keine Ahnung, was er tat oder woher diese Symbole und Phrasen stammten. Sie taten es als das irre Kauderwelsch eines Wahnsinnigen ab. Aber was, wenn es mehr war als das?»
    «Rheinfeld war verrückt. Wie können wir dem Verstand eines Verrückten trauen?»
    «Sicher war er verrückt», stimmte sie ihm zu. «Aber er war hauptsächlich zwanghaft, und ein Charakteristikum bei zwanghaften Persönlichkeiten ist, dass sie besessen sind von Details. Solange die Details, die er niedergeschrieben hat, nur nah genug beim Original waren, so lange spielt seine Verrücktheit keine Rolle. Was allein zählt, ist die Tatsache, dass dieses Notizbuch möglicherweise eine nahezu perfekte Kopie der Dokumente enthält, die Jacques Clément nicht verbrannt hat, weil Fulcanelli sie ihm

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