Das ganze gleich nochmal
drehte.
Zu ihrem Entsetzen tauchte ausgerechnet in diesem Augenblick ein Reiter auf. Das Pferd scheute vor dem Motorrad und wollte kehrtmachen, doch der Cowboy hielt das verängstigte Tier zurück. Laut wiehernd bäumte es sich auf.
Bevor Carley überhaupt Zeit hatte, sich über die Behandlung des Pferdes aufzuregen, flog dem Reiter der Hut vom Kopf. Sie erstarrte. Auf dem scheuenden Tier saß kein anderer als Witt!
Dr. Mills hatte vor jedem weiteren physischen Trauma gewarnt, und Reid hatte sie persönlich für Mills verantwortlich gemacht. Carley unterdrückte einen Aufschrei, erteilte Rosie hastig einige Anweisungen, flog förmlich die Treppe hinunter und stürmte durch die Küche. Sie musste Houston helfen.
Sie stieß die Fliegengittertür auf, die hinter ihr wieder zufiel und sie am Absatz traf. Leise fluchend lief sie weiter zu den Bäumen, die dem Haus Schatten spendeten und ihr vorübergehend die Sicht auf den Platz vor dem Stall verstellten.
Sobald sie die Bäume hinter sich ließ, stockte sie. Mitten auf der offenen Fläche stand Houston Smith, hielt die Zügel des ruhigen Pferdes in der einen Hand und klopfte den Hut gegen seinen muskulösen Schenkel.
Er lächelte und unterhielt sich mit dem Kerl, der ganz in Leder gekleidet war und soeben den Motor abgestellt hatte!
Carley ging weiter. Es roch nach Pferdeschweiß und Auspuffgasen. Dicht vor Houston blieb sie stehen. “Was machen Sie bloß für Sachen!”
“Ma’am?”
Er drehte sich zu ihr um. Es traf Carley wie ein Schlag, dass er sie sehr vorsichtig und zurückhaltend ansah. Das war nicht der Blick, an den sie bei ihrem früheren Geliebten gewöhnt war. In den einsamen Monaten hatte sie von seinem verwegenen Lächeln und seinen glutvollen Blicken geträumt. Jetzt stand er zwar vor ihr, sah jedoch mehr oder weniger durch sie hindurch.
“Sie hätten umkommen können! Sie sollten nicht reiten!” Carley holte tief Atem und versuchte, sich zu beruhigen. “Sie sollten nur zu Fuß gehen oder mit dem Wagen fahren.”
“Ma’am?”, wiederholte er fragend, doch in seine Augen trat gleichzeitig ein amüsierter Ausdruck.
Er fand sie amüsant? Wenn er nicht aufhörte, sie Ma’am zu nennen, würde sie Dr. Fields Anweisungen vergessen und handgreiflich werden. Wie sollte sie ihm erklären, dass er vorsichtig sein sollte und ein weiterer Schlag auf den Kopf seine Erinnerungen für immer begraben konnte?
“Sie … Sie haben das Pferd zu rau behandelt. Es hat Sie beinahe abgeworfen, und Sie sind für die Ranch zu wichtig, um ein solches Risiko einzugehen.”
“Ma’am?” Diesmal schlug er einen reichlich unfreundlichen Ton an.
Carley biss die Zähne zusammen und trat einen Schritt näher. “Hören Sie auf, mich so zu nennen. Ich möchte nur, dass Sie vorsichtiger sind, das ist alles.”
Der Mann hinter ihr lachte schallend. Sie drehte sich zu ihm um. Er saß noch immer auf dem chromblitzenden schwarzen Motorrad und trug eine verspiegelte Fliegersonnenbrille.
“
Amigo
, das war eindeutig ein Schlag gegen deine Fähigkeiten im Umgang mit Pferden.” Der dunkelhäutige Mann nahm die Sonnenbrille ab und betrachtete Carley sehr erotisch. Er ließ den Blick über ihr Gesicht zu ihrer Brust und den Hüften wandern. “Wollen Sie mich vielleicht vor den Gefahren eines Motorrads warnen, Süße?”
Hoheitsvoll wandte sie sich wieder an den Cowboy. “Hören Sie, ich …”
“Nein, Sie hören mir zu, Ma’am.” Houstons Augen schimmerten im Schein der untergehenden Sonne. “Ich weiß nicht, was Sie gesehen haben oder wieso Sie überhaupt glauben, dass es Sie etwas angeht. Ich war jedenfalls nicht zu grob zu dem Pferd. Und ich war nicht in Gefahr, abgeworfen zu werden.”
Bei dem scharfen Ton sah sie ihn betroffen an, doch als sie sich gerade eine Ausrede für ihr Verhalten ausdenken wollte, lächelte er.
“Verstehen Sie etwas von Pferden? Haben Sie jemals eines geritten?”
“Ich? Nein, aber ich …”
Houston zog die Krempe des Stetsons tiefer ins Gesicht. “Na, dagegen müssen wir eindeutig etwas unternehmen. Sie sollten Reitunterricht nehmen, damit Sie sich auf der Ranch besser zurechtfinden.”
“Der Meinung bin ich nicht”, wehrte sie ab. “Im Gegenteil, ich wollte Ihnen vorschlagen, dass Sie Ihre Arbeit vom Auto aus erledigen. Es gibt doch Autos auf modernen Ranches, oder?”
Er lachte und streichelte die Nüstern seines Pferdes. “Sie brauchen keine Angst vor Pferden zu haben. Nehmen Sie zum Beispiel Poncho.”
Houston
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