Das ganze gleich nochmal
das neue Kleid.” Carley lachte, als sie sicher war, dass ihre Tochter es nicht mehr hörte.
Trotz all ihrer Bemühungen war aus Cami ein richtiger Wildfang geworden. Sie hätte auch Cowgirl sagen können. Der Ausdruck passte noch besser. Cami hing an ihrem Vater und versuchte, ihm in jeder Hinsicht nachzueifern. Anstatt sich für Kleider und Puppen zu interessieren, arbeitete sie auf eine spätere Karriere beim Rodeo hin.
Seufzend legte Carley die Schürze aus der Hand und nahm einen hübschen achtzehn Monate alten Jungen hoch. Wenn sie die beiden mit dem leuchtend roten Lockenhaar und den großen grünen Augen sah, musste sie jedes Mal lächeln. Später würden Houston und sein Bruder Chess ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten sein. Carley war gespannt, ob sie sich wie ihre Schwester für alles interessieren würden, was mit dem Wilden Westen zu tun hatte, oder ob bei ihnen vielleicht die technische Begabung durchbrach.
Die Fliegengittertür öffnete sich. Carley wandte sich dem Mann zu, der ihr Leben und ihr Herz erfüllte. “Wo ist Doc Luisa?”, fragte sie.
“Sie sieht nach Camis neuem Kätzchen und kommt gleich nach.” Witt trat zu ihr und drückte sich von hinten an sie, als sie sich über das Kind beugte. “Bekomme ich keinen Willkommenskuss, Ehefrau?”
Während sie mit einer Hand das strampelnde Kind festhielt, drehte sie sich zu ihrem Mann um. Witt fand ihre Lippen, erforschte ihren Mund und vertrieb jeden klaren Gedanken aus ihrem Kopf. Was hatte sie bloß getan, um so viel Glück zu verdienen?
“Du warst nur eine Stunde weg”, stellte Carley fest, als er den Kuss beendete und sie leidenschaftlich ansah. “Was ist denn los?”
Er zuckte lässig mit den Schultern. “Darf ich denn meiner Frau keinen heißen Kuss geben, bevor wir von Kindern überrannt werden?”, fragte er und griff nach dem zweiten Zwilling. “Außerdem siehst du heute ganz besonders hinreißend aus. Hast du etwas mit deinem Haar gemacht?”
Carley lächelte verstohlen. Ihr Geheimnis musste bis zum Abend warten. Vor der Feier zu Carlos’ Collegeabschluss hatte sie keine Zeit, um mit Witt zu sprechen.
“Daddy!” Chess hatte sich aufgerappelt und zupfte seinen Vater am Hosenbein, während Witt versuchte, den schreienden Houston zu wickeln.
Carley befestigte rasch die Windel, mit der Witt gekämpft hatte, als die Kinderschar die Treppe herunter- und in die Küche stürmte. Alle schrien durcheinander, Hunde bellten, Kinder zankten.
Witt genoss es. Er liebte es, seine eigenen Kinder zusammen mit ihren geliebten Pflegekindern großzuziehen. An jedem Tag ereignete sich erneut ein Wunder, wenn eines der Kinder zum ersten Mal entdeckte, was es bedeutete, jemanden zu lieben und geliebt zu werden. Ein anderes Leben konnte er sich gar nicht mehr vorstellen.
Er betrachtete die jungen Gesichter und genoss sämtliche Unterschiede, die er entdeckte – braune Augen und braune Haut bei einem mageren kleinen Mädchen – tief liegende dunkle Augen bei einem stämmigen Jungen – rötliche ernste Gesichter bei zwei anderen Jungen.
Die Davidson-Version der Regenbogenkinder. Das Leben war für sie alle gut in dem großen Haus, das er mit eigenen Händen am Rand des Grundstücks der Kirche gebaut hatte.
Witt betrachtete seine geliebte Carley, die inmitten dieses Chaos stand und die Lebensfreude der Kinder in sich aufsog. Was für eine Frau! Mutter, Beraterin, Vermittlerin … Geliebte. Nie zuvor erlebte Zärtlichkeit erfüllte ihn.
“Was ist denn bei euch los?” Doc Luisa kam in die Küche, warf einen Blick auf Carley und stemmte die Fäuste in die Hüften. “Also wirklich! Wieso hat mir denn niemand gesagt, dass du wieder in anderen Umständen bist, Mädchen? Ich muss doch einplanen, dass ich in einigen Monaten durch dich einen neuen Patienten bekomme.”
Witt blieb der Mund offen stehen. Er drehte sich zu seiner Frau um, die rot wurde. Als sie bloß lächelte, sah er sie genauer an. Ja, tatsächlich, jetzt fiel auch ihm auf, dass Carley wie bei den vorangegangenen Schwangerschaften von innen heraus strahlte.
Er lachte, als er sich daran erinnerte, wie er sich beim ersten Mal vor fast sechs Jahren in einem billigen Motel am Stadtrand von Houston verhalten hatte. Damals hatte er nichts als Panik verspürt, ohne überhaupt zu begreifen, was los war. Doch jetzt erfüllten ihn Liebe und Sehnsucht.
Wieso war ihm nicht schon früher etwas aufgefallen?
Er trat zu seiner Frau und legte ihr den Arm um die Taille. “Wann
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