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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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transportiert werden, mehr hatten die Meteorologen noch nicht herausbekommen. Die hohe kinetische Energie der Staubkörnchen trieb die Temperatur im Container beängstigend in die Höhe. Die Teilchen bewegten sich rasend schnell, so schnell, daß vor den Fenstern bald eine homogene graue Fläche stand. Umsonst riefen sie Vakili. Die Funkverbindung war gleich zu Beginn des Gewitters zusammengebrochen.
      »Jetzt!« Chena duckte sich. Ihre Hände umkrampften die Sitzkante. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie zu Tilden hin. »Achtung!« schrie der. »Nicht bewegen! Abreißfunken!«
      Sie saßen starr wie Wachspuppen. Chodat erbleichte, als er spürte, wie ihm die elektrische Ladung jedes einzelne Körperhaar aufrichtete. Widerlicher Ozongeruch legte sich erstickend auf die Lungen. Das Sehvermögen wich, Fluoreszenz im Glaskörper der Augen gaukelte blauviolette Leuchterscheinungen vor, die um jeden Gegenstand eine schimmernde Gloriole zauberten. Gemeine Angst schnürte ihnen den Brustkorb ein, als sich die Muskeln langsam verkrampften. Sie wagten nicht, sich in die Augen zu sehen. Nur Chodat, der dies zum erstenmal erlebte, ahnte nicht, wie die mimische Muskulatur reagierte. Er bereute den forschenden Blick in die Gesichter seiner Gefährten.
      Plötzlich hob sich der Staub wie eine schwarze Decke und entschwand dem begrenzten Gesichtsfeld. Noch verbarg die unheimliche Wolke das Zentralgestirn. Da raste die erste Entladungswelle vorüber.
      Chena, die der Sichtluke gegenübersaß, warf den Kopf zur Seite und preßte die Augen zu.
      In breiter Front wanderte eine zweite Entladungswelle auf sie zu. Myriaden Blitze flatterten in ununterbrochener Folge aus allen Spitzen, Ecken und Kanten, vereinten sich mit grellen Lichtkaskaden, die aus der schwarzen Staubwolke herabstürzten. Jedes Kristallbüschel spie Feuer und verwandelte sich in einen Flammenfächer.
      Mit angespannten Nerven erwarteten sie den Donner. Doch Totenstille! Nur innerhalb ihrer Zufluchtsstätte knisterte es gefährlich von unsichtbaren Entladungen.
      Unfaßbar schnell, so überraschend wie er kam, verschwand der Spuk. Ungetrübt brannte das Zentralgestirn vom aschgrauen Himmel. »Wie neugeboren, was?« spöttelte Tilden mit erleichterter Stimme, als sich Chodat den Schweiß von der Stirn wischte. Und nach dieser Wolke hatte er ahnungslos und sehnsüchtig Ausschau gehalten!
      »Bei euch alles karascho?« tönte Vakilis Stimme aus dem Lautsprecher. »War mindestens Stärke vier! Die Blitze auf den Sauerstoffflaschen neben euch nahmen sich gut aus!«
      Mit Scherzworten verjagten sie das letzte Unbehagen.

    Vielleicht lag es an der Distanz. Oder am Lautsprecher, der die Stimme so überzeugend färbte. Jedenfalls setzte sich Vakili durch. Die fruchtlose Schürfarbeit hatte sie mürbe gemacht. Vor allem Tilden stand auf seiner Seite. Mitten in der Debatte wies Chena die Diagramme vom Echolot vor, zögernd, weil sie ihrer Sache nicht sicher war. Tilden riß sie ihr aus den Händen. »Das wäre nichts, sagst du?« beschwörend klopfte er mit dem Handrücken auf den schmalen Papierstreifen. »Das ist unsere Eintrittskarte!« Er klammerte sich an die Zacken der Kurve, die wenig, aber doch sichtbar von der Null-Linie abwichen.
      »Wer sagt dir, daß es ein Hohlkörper ist?« Chodat blieb skeptisch. Unbewegten Gesichts schaute er durch die Luke hinaus.
      »Kannst du einen Echolotstreifen lesen oder nicht?«
      »Wie lange wollt ihr noch verhandeln?« plärrte Vakili über den Lautsprecher dazwischen.
      »Er hat recht. Sind die Brenner einsatzbereit?«
      »Ja«, antwortete Chodat einsilbig.
      »Die Biologie darf sich auch äußern.« Langsam wandte Kruyt den Kopf und sah zu Tilden. »Welche Vorsichtsmaßnahmen? Es könnte da so einiges eintreten. Wir sprachen schon darüber.«
      »Eine Gravitationsbombe wird es kaum sein«, krächzte der Lautsprecher. Vakili befürchtete, daß seine Gefährten umfallen und den Rückzug antreten würden.
      »Alles einkalkuliert!« Tilden zerstreute Kruyts Zweifel mit einer großzügigen Handbewegung. »Wir rüsten den Brenner auf Fernbedienung um und arbeiten mit der Kamera.«
      »Zweiter Schritt, meine ich. Zuerst sollten wir den Laser einsetzen. Ein paar stricknadeldicke Löcher – damit ließe sich schon viel anfangen.«
      »Einverstanden. Und während Chodat und Chena die Geräte montieren, verstaue ich mit dir die übrige

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