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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Wir öffnen die Tore von Elfenhöhe, wenn unser neuer Graf eintrifft. «
    Frida sank auf ihr Bett und vergrub das Gesicht in den Händen. Lia fuhr fort:» Wenn du deinen hirnlosen menschlichen Einfällen folgen willst, werde ich nur froh sein, dich loszuwerden. Morgen früh nach Tagesanbruch, wenn die Trolle schlafen, lasse ich dich mit allem, was du mitnehmen willst, aus der Burg gehen. Danach kannst du tun, was die beliebt. Ich vermute, du wirst in das Land der Menschen fliehen und deine Stimme dem schrillen Winseln von Nonnen zugesellen, deren himmlischer Bräutigam aus irgendeinem Grund niemals zu ihnen kommt. Ich wünsche dir dabei viel Vergnügen! «
    Sie ging.
    Frida blieb auf dem Bett liegen. Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit überwältigten sie. Weinen konnte sie nicht, und die unvergessenen Tränen schnürten ihr die Kehle zusammen. Nun hatte sie alles verloren, ihre Familie, ihre Liebe – Nein!
    Sie setzte sich auf und ballte die Fäuste. Skafloc war nicht tot. Das würde sie erst glauben, wenn sie seine blutlosen Lippen geküßt hatte – und wenn Gott barmherzig war, brach dann ihr Herz und sie blieb neben ihm liegen. Aber wenn er lebte … Vielleicht lag er irgendwo schwer verwundet, und die Feinde umringten sein Versteck, und er brauchte ihre Hilfe.
    Schnell suchte sie alles zusammen, was sie für nützlich hielt. Einen Helm und eine Rüstung, die ihm gehörten, und die Kleidung, die darunter zu tragen war (ohne das sein Körper darin steckte, sah sie seltsam leer aus, viel leerer als irgendwelche anderen weggelegten Männersachen), Axt und Schwert und Schild, Speer und Bogen und viele Pfeile. Auch für sich selbst nahm sie einen leichten Brustharnisch, wie ihn die Schildjungfrauen unter den Elfen zu tragen pflegten. Er paßte ihrer schlanken Gestalt gut, und sie konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als sie vor dem Spiegel Kappe und goldgeflügelten Helm auf ihre rötlichen Locken setzte. Sie wirkte in diesem Aufzug nicht wie ein Knappe, eher wie ein spielendes Kind, und er hatte sie immer gern darin gesehen.
    Es ging nicht anders, als daß sie eine Ausrüstung aus Elfenmetall zusammenstellte, denn die Elfenpferde würden Eisen nicht tragen, aber sie glaubte doch, daß sie Skafloc von gutem Nutzen sein würde. Frida fügte dem Stapel noch Stockfisch und andere Nahrungsmittel hinzu, auch Pelze und Decken und Nähzeug und was sie für wichtig hielt.» Ich werde zu einer Hausfrau «, sagte sie und lächelte von neuem. Das heimatliche Wort machte sie froh wie der Anblick eines alten Freundes. Dann trug sie bestimmte Dinge herbei, von denen sie nicht wußte, wozu sie gebraucht wurden, auf die Skafloc aber immer großen Wert gelegt hatte: Felle vom Wolf und vom Otter und Adlerschwingen, mit Runen versehene Stäbe aus Eschen – und Buchenholz sowie einen merkwürdig geschmiedeten Ring.
    Als alles zusammengepackt war, suchte sie Lia auf. Die Elfenfrau sah erstaunt auf die Walkürengestalt vor ihr.» Was willst du jetzt? «fragte sie.
    » Ich möchte vier Pferde «, antwortete Frida.» und Hilfe dabei, das eine mit dem, was ich mitnehme, zu beladen. Dann laß mich heraus. «
    » Es ist noch Nacht, und die Trolle sind wach und streifen umher. Und bei Tag können Elfenpferde nicht draußen sein. «
    » Das macht nichts. Sie sind schneller als alle anderen, und Schnelligkeit ist, was ich vor allem brauche. «
    » Ja, du wirst wohl vor dem Morgengrauen eine Kirche erreichen, wenn du durch die feindlichen Linien kommst «, spöttelte Lia.» und unterwegs mögen dir die Waffen, die du bei dir hast, einigen Schutz gewähren. Aber du kannst nicht darauf hoffen, daß das Gold des Feenreichs dir lange bleibt. «
    » Ich habe kein Gold, das der Rede wert ist, und ich will auch nicht in das Land der Menschen. Es ist das nördliche Tor, das du mir öffnen sollst. «
    Lias Augen wurden groß. Sie zuckte die Schultern.» Die reine Dummheit! Was soll dir Skaflocs Leichnam nützen? Aber es soll geschehen, wie du willst. «Ihr Mund wurde weicher, und sie sagte mit leiser, nicht ganz sicherer Stimme:» Küß ihn einmal für Lia, ich bitte dich. «
    Frida antwortete nicht, aber sie dachte, daß Skafloc lebend oder tot diesen Kuß niemals bekommen sollte.
    Der Schnee fiel dicht, als sie aufbrach. Geräuschlos schwang das Tor auf, und die Koboldwachen, denen für ihren Dienst die Freiheit versprochen worden war, winkten ihr zum Abschied. Frida ritt mit ihren vier Pferden davon. Sie blickte nicht mehr zurück. Ohne

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