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Das Gebot der Rache

Das Gebot der Rache

Titel: Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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seinen kahlen Kopf. »Donnie«, grüßte er mich mit einem Nicken.
    »Hallo, Sam«, sagte ich und hielt das Handy in die Höhe, da ich mich wie so häufig in seiner Gegenwart irgendwie ertappt fühlte. »Hab kurz mit Walt geredet.«
    »Wie geht’s dem kleinen Mann?«
    »Bestens. Er wird gerade ins Bett gebracht.« Ich musste daran denken, wie Walt nach Herbys Tod instinktiv nach seinem Großvater gerufen hatte. Holt Opa zu Hilfe!
    »Willst du eine?«, fragte Sam, hielt die Zigarre in die Höhe und tastete dabei nach seiner Brusttasche.
    »Nein, danke. Tolle Party. Hab gehört, der Gouverneur ist auch hier.«
    »Ja, na ja.« Er gähnte, streckte sich und blickte auf seine Uhr. »Hat sich ganz schön bitten lassen. Wird eh bald Zeit, dass ich das Schnorrerpack vor die Tür setze.« Der Alte war Ende sechzig, hatte sich aber gut gehalten. Er war schlank und drahtig, und seine Glatze schien das einzige Zugeständnis an sein fortgeschrittenes Alter zu sein. Seine Augen waren hart und klar, von der Sorte, deren Blick man meidet, wenn man Mist gebaut hat. Ich hatte einmal mit angesehen, wie ein Betrunkener in einem Restaurant den Mund zu weit aufriss und Sam zu nah auf die Pelle rückte. Mit nur einem Schlag hatte er den Kerl auf die Bretter geschickt. Natürlich kostete ihn das am Ende ein beträchtliches Sümmchen. »Wenn dein Bild ab und an in der Zeitung ist«, hatte er danach gesagt, »meinen die Leute, sie könnten alles zu dir sagen.«
    »Wann fliegt ihr morgen?«, fragte ich.
    »Um 5:50 Uhr mit dem Morgenflug nach Winnipeg und von dort aus weiter nach L. A.«
    »Ich schätze, du willst langsam ins Bett?«
    »Ach, in meinem Alter braucht man nicht mehr so viel Schlaf.« Er paffte an seiner Zigarre. Wir blickten hinaus auf den Rasen, die Ulmen, das Mondlicht, während aus dem Haus hinter uns die Klänge der Party ertönten: Gläserklirren, Gesprächsfetzen und gedämpfte Musik. »Ist vielleicht das letzte Mal, dass wir so eine Gesellschaft geben«, sagte er.
    »Wie kommt’s?«
    »Tja, ich bin fast siebzig, Donnie. Da verliert das letzte Mal allmählich seinen bedrohlichen Klang.«
    »Mein Gott, Sam, du hast noch …«
    »Ach komm.« Der kurze Wink mit der Zigarre signalisierte mir, dass ich mir den Rest sparen konnte, egal welche Plattitüde mir gerade auf der Zunge lag.
    »Na gut«, sagte ich und musste nun ebenfalls gähnen. »Ich suche mal lieber Sammy und sage ihr gute Nacht. Wird allmählich Zeit, dass ich heimfahre.«
    Er nickte. »Und Walt kommt mit der Hundesache zurecht?«
    »Ich denke schon«, erwiderte ich. »Er ist ein wenig durch den Wind. Aber das sind wir alle.«
    »Eine Schande ist das. Wie auch immer, du solltest dich wirklich auf die Socken machen, wenn du noch fahren musst, siehst du …« Mein Blick folgte der glühenden Spitze seiner Zigarre, mit der er über meine Schulter deutete, wo der Schnee lautlos in großen Flocken vom Himmel fiel.
    »Da hast du wohl recht«, sagte ich. »Danke für die Party.«
    »Wir sehen euch alle in ein paar Tagen auf der Insel?«
    »Am zweiundzwanzigsten.«
    »Nacht, Donnie.« Wir schüttelten uns die Hände. »Fahr vorsichtig.«
    Ich fand Sammy im großen Salon am Kamin, wo sie in ein Gespräch mit Billy Vaughan, dem Leiter der Anzeigenabteilung, und einem Grüppchen Smoking tragender Herren mittleren Alters mit Scotch-Gläsern vertieft war, die unschwer als umworbene Kunden zu erkennen waren. Sammy trug ein hautenges schwarzes Kleid, tief ausgeschnitten, mit einer kleinen, diamantenbesetzten Brosche. Das offene Haar fiel ihr über die Schultern. Auf ihren hohen Absätzen überragte sie die meisten der Männer. Als ich mich der Runde näherte, sagte sie gerade: »… um mehr Traffic für die Website zu generieren.« Ich lächelte sie an, und sie unterbrach ihren Vortrag mit den Worten: »Entschuldigt mich bitte einen Moment, Jungs.« Billy führte ihre Ansprache fort, während sie sich aus der Gruppe löste und einige Schritte zu mir herüberkam.
    »Ich muss jetzt los.«
    »Wirklich?«, fragte Sammy. »Es ist doch erst …« Sie blickte auf ihre Uhr. »Mist.«
    »O ja, die Zeit vergeht wie im Flug, wenn man mit seinen Kumpels rumhängt.«
    Sie zog eine Grimasse und flüsterte: »Mein eigenes Gewäsch langweilt mich zu Tode. Und wenn mich das nicht umbringt, dann geben mir diese Absätze garantiert den Rest.«
    »Dafür verdienst du ja auch das große Geld, mein Liebling.« Eine Floskel, die sie nicht zum ersten Mal von mir hörte. »Jedenfalls muss ich jetzt los,

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