Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Love Once Lived‹ meiner Schwester gewidmet hat. Und dass er
mit Rae davongefahren ist.«
    »Und? Ist das gesetzlich
verboten?«
    »Wussten Sie, was er mit dieser
Information anfangen würde?«
    »Wusste ich nicht und wollte
ich auch nicht wissen. Amory bezahlt mich dafür, dass ich ihm sage, was Rick so
treibt, und ich kann das Geld gebrauchen.« Rats setzte die Flasche an und
trank.
    Ich fragte: »Was wissen Sie
über Patricia Terriss?«
    Er nahm die Flasche so jäh vom
Mund, dass ihm Flüssigkeit übers Gesicht lief. Wir passierten wieder einen
Bahnübergang, diesmal einen mit Blinklicht, und seine Augen glommen rot. »Wen?«
    »Patricia Terriss. Austin,
Texas, im Frühjahr vor drei Jahren. Ricky hatte dort ein Konzert, und hinterher
waren Sie alle noch in einem Lokal namens Sunshine Lodge, wo sie sang. Er hat
sie aufgerissen und nach Houston und Dallas mitgenommen.«
    »Oh, yeah, die. Schwer, sie
alle auseinander zu halten.«
    »Also?«
    Er klemmte die Flasche zwischen
die Oberschenkel, grabbelte in seiner Hemdtasche herum und zog einen Joint
heraus. Rattray war, wie mir auffiel, das einzige Mitglied des Tour-Trosses,
der kein Midnight Train- T-Shirt trug. Ein Streichholz flammte auf, und
der würzige Rauch driftete zu mir herüber.
    »Also?«
    »Also was? Rick hatte in der
Nacht eben Glück. Sie war ein hübsches Ding.«
    »So viel Glück auch wieder
nicht. Sie folgte ihm hinterher an die Küste und machte ihm das Leben zur
Hölle.«
    Rattray antwortete nicht.
    »Aber vielleicht wussten Sie
das ja«, setzte ich hinzu. Es war ein Schuss auf gut Glück, aber er traf ins
Schwarze; der Road-Manager versteifte sich, zog seine Knie von meinen weg. »Sie
wussten es«, sagte ich.
    »...Okay, und wenn ich’s
gewusst habe? Und wenn sie ihm das Leben zur Hölle gemacht hat? Ich hab die
Schnauze voll von Leuten wie Rick, die alles kriegen und jede vögeln können,
sooft sie wollen, ohne den Preis dafür zahlen zu müssen. Diese Patricia war ein
hübsches Mädel, und er hat ihr böse wehgetan. Er hat ihr Versprechungen
gemacht, die er nie zu halten gedachte.«
    Ich dachte an Terriss’
Gewohnheit, sich, wenn sie irgendetwas brauchte, an die Männer zu halten, die
sie kannte, und wagte eine zweite Vermutung. »Hat sie sich an Sie herangemacht,
als er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte?«
    Rattray nahm noch einen Zug von
seinem Joint. »Und wenn?«
    »Haben Sie mit ihr geschlafen?«
    »Ich?«
    Die eine kurze Silbe kam sehr
pointiert. Ich wartete.
    Er setzte hinzu: »So eine würde
nie mit mir schlafen.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich hab sie sich an meiner
Schulter ausheulen lassen. Einfach nur heulen.« Meine Ungläubigkeit musste sich
in meinem Gesicht spiegeln, aber Rattray missdeutete sie. »Glauben Sie, ich
kann keine weinende Frau trösten?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Brauchen Sie auch nicht zu
sagen; ich hab ja Augen im Kopf. Glauben Sie, ich hab keine Gefühle? Ich kann
niemanden mögen? Oh, klar, ich bin ja nur Rats — der giftige Kerl mit dem
dreckigen Mundwerk. Tja, vielleicht hab ich ja Grund dazu. Meinen Sie, es ist
leicht, ich zu sein?«
    »Ich schätze, nein.«
    »Verdammt richtig geschätzt!
Rick, der beschwert sich die ganze Zeit, wie schwer er’s hat. Aber, große
Neuigkeit — andere Leute in diesem verfluchten Business haben’s auch schwer.
Ich, ich hab diese ganzen Roadies am Hals, und die Hälfte davon ist dumm wie
Bohnenstroh, und die andere Hälfte will einen besseren Job — meinen Job. Ich hab
diesen Wichser von Manager am Hals, der mich ständig so laut anbrüllt, dass ich
demnächst noch taub werde. Ich hab die Promoter und Ricks Booking-Agenten und
die Security-Leute von den Veranstaltungsorten am Hals, und alle wollen sie
irgendwas. Die Gitarren- und Schlagzeugtechniker sind totale Nervensägen, und
die Beleuchter traktieren mich mit ihren künstlerischen Furzideen. Und dann
sind da die Transportmittel, die nie rechtzeitig da sind, und die
Hotelbuchungen, die sich in Luft auflösen, ehe wir ankommen. Ich reiße mir
zwanzig Stunden am Tag den Arsch auf, wenn wir auf Tour sind, ratze ein
bisschen im Flieger, wache dann auf und fang wieder von vorn an. Und wissen
Sie, was das Schlimmste daran ist?«
    Ich schüttelte den Kopf,
fasziniert von diesem Ausbruch.
    »Wenn alles gesagt und getan
ist, ist der Einzige, der sich bei mir bedankt, Ihr verflixter Schwager, und
ich hasse ihn wie die Pest!«
    »Warum?«
    »Warum ich ihn hasse? Wegen
dem, was er den Leuten

Weitere Kostenlose Bücher