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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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antut.«
    »Leuten wie Patricia Terriss.«
    »Sind wir wieder bei der? Okay,
Sie wollen wissen, wie das mit ihr und mir war? Ich werd’s Ihnen sagen. Er hat
sie einfach zurückgestoßen, ihr übel wehgetan. Also hat sie mich angerufen. Wir
haben geredet. Sie war meine Freundin. Einmal hat sie sogar bei mir gewohnt,
als sie nichts anderes hatte. Sie hat gesagt, ich sei der einzige echte Freund,
den sie je gehabt hätte.«
    Natürlich hatte sie ihm das
gesagt. Diese Terriss wusste instinktiv, wie sie andere packen musste, um zu
kriegen, was sie wollte. »Und?«, fragte ich.
    »Yeah, ich weiß, worauf Sie
rauswollen. Okay, ich hab ihr seine Telefonnummer und Adresse gegeben. Und
wissen Sie was? Ich würd’s wieder tun.«
    »Wussten Sie, dass sie
vorhatte, ihn zu belästigen? Wussten Sie, dass sie vorhatte, seine Kinder zu
bedrohen?«
    »Das hätte sie nie getan. Sie
wollte ihn nur wiederhaben.«
    »Sie hat ihn überhaupt nie
gehabt.«
    Rattray schwieg einen Moment.
»Wohl nicht«, sagte er dann. »Menschen wie Rick können niemandem gehören.«
    Aber da täuschte er sich. Auf
seine Art hatte Ricky meiner Schwester achtzehn Jahre gehört. Und seinen
Kindern würde er immer gehören. Und jetzt gehörte er Rae, mit einer
Entschiedenheit, die sich schnell und mächtig entwickelt hatte. Menschen wie
Ricky mussten jemandem gehören, weil in ihrem Inneren ein Stück fehlte, das
ihnen nur jemand, der sie liebte, geben konnte. Aber das würde Rattray nicht
verstehen, daher fragte ich weiter.
    »Wann haben Sie ihr die Nummer
und die Adresse gegeben?«
    »Die Büronummer etwa zwei
Wochen, nachdem wir aus Texas zurück waren. Die Privatnummer ein paar Wochen
später. Die Adresse noch mal eine Weile darauf.«
    »Und wann haben Sie sie zuletzt
gesehen?«
    »Mitte Juni in dem Jahr, da
waren wir zusammen essen. Danach hat sie mich noch einmal angerufen, so gegen
Ende Juni. Sie sagte, Rick würde zu ihr zurückkommen. Sie klang so...
glücklich.« Das letzte Wort sagte er, als käme es sonst in seinem Vokabular
nicht vor. »Hat aber nicht geklappt, und danach hab ich nie wieder was von ihr
gehört.«
    Rattray zündete seinen Joint
wieder an. Ich hatte nichts mehr zu fragen oder zu sagen, also saßen wir
schweigend da. In der Gegend von San Bernardino begann sich der Zug die Berge
hinaufzuarbeiten. Zuerst verliefen die Schienen parallel zum Freeway, und die
Lichter durch die Nacht krauchender Lastzüge glitten über die Fensterscheiben.
Dann entfernten wir uns von der Straße und tauchten in ein Dunkel ein, das so
absolut war, als hätten wir die Welt hinter uns gelassen. Ich hatte mich gerade
damit abgefunden, nichts mehr zu sehen, bis wir am Ziel wären, als die Schienen
oder der Freeway — oder vielleicht auch beide — erneut die Richtung änderten
und wieder zusammentrafen. Und so ging es weiter, auseinander und wieder
zusammen und dabei stetig bergauf.
    Ich betrachtete den Wechsel von
Lichtern und Dunkel. Dachte, wie trügerisch das war. Dachte auch, wie sehr es
meiner Beziehung zu Hy glich. Gerade, als ich geglaubt hatte, dass wir uns auf
parallelen Bahnen bewegten, musste ich feststellen, dass wir in Wirklichkeit
auseinander drifteten. Vielleicht sogar ins Nichts drifteten.
    Hy kam nicht wie versprochen
nach. Ich schlief schließlich irgendwann ein und wurde erst wieder wach, als
Ricky mich schüttelte und sagte, Rae sei nie in San Francisco angekommen.
     
     
    Raes Tagebuch:
     
    5
Uhr 07, Pazifiksommerzeit
     
    Flughäfen
in den frühen Morgenstunden sind äußerst deprimierende Orte, und für LAX gilt
das erst recht. Man erwartet Getriebe und Glamour, wenn man in Los Angeles ist;
das hat diese Stadt gefälligst zu bieten, wenn sie ihrem Image gerecht werden
will. Aber leere Gepäckkarussells, ein paar versprengte, plieräugige Passagiere
und halb schlafende Angestellte an den Mietwagenschaltern bringen es nicht.
Immerhin hatte Hertz wenigstens offen, und sie waren nur zu froh, mir einen
ihrer Kompaktwagen andienen zu können.
    In
New Mexico war es inzwischen kurz nach sechs und Ricky musste jetzt im Hotel
sein. Er hatte sicher, wie versprochen, um drei bei Shar zu Hause angerufen und
festgestellt, dass ich nicht da war. Und machte sich jetzt wohl ernsthaft Sorgen.
    Ich
hätte von der Limousine aus sein Handy anrufen sollen, sobald ich zu dem
Entschluss gekommen war, den Flug, den er für mich gechartert hatte, doch nicht
zu nehmen, aber mir war klar gewesen, dass er gerade in den Zug gestiegen war
und mitten in der

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