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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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überzeugt, dass da
ein Insider beteiligt ist?«
    »Mehr denn je. Ach, übrigens,
hast du Rattray gesehen?«
    »Ja. Der erste Wagen ist für
die Crew reserviert, und dort hat er sich schmollend verkrochen. Toole hat ihm,
sobald er eingestiegen war, eine Flasche in die Hand gedrückt und ihn
vergattert, keinen Fuß in diesen Wagen hier zu setzen. Sie will nicht, dass er
irgendwelchen Medienleuten auf die Zehen tritt, und ich kann’s ihr nicht
verdenken. Rats ist nicht gerade die Verbindlichkeit in Person.« Ich lächelte
leise. »Ich glaube, ich spaziere mal dorthin und rede mit ihm. Komm nach,
sobald du kannst, okay?«
    Er nickte und wandte sich ab.
    Ich arbeitete mich durch den
Wagen und entschuldigte mich in Abständen, wenn mich das Ruckein des Zuges
gegen jemanden warf. Zwischen den Wagen war das Wackeln und Hüpfen noch
stärker, und ich fühlte mich wie bei einem mittleren Erdbeben. Ich ging durch
zwei Wagen mit Abteilen, die eher wie Telefonzellen denn wie Schlafquartiere
wirkten, und erreichte dann einen dritten, wo sie etwas geräumiger waren —
relativ gesehen. Vom anderen Ende her hörte ich Kurt Girdwood brüllen, als
wollte er die Toten auferwecken.
    »Nein, Toole, Sie müssen nicht
wissen, was dieses Transparent zu bedeuten hat! Machen Sie Ihren Job und halten
Sie die Presse bei Laune. Unseren Star übernehme ich.«
    Toole hob jetzt ebenfalls die
Stimme — aus Notwehr vermutlich. »Wie, zum Teufel, soll ich die Presse bei
Laune halten, wenn hier so verrückte Sachen laufen? Ein Security-Mann auf fünf
Personen, und Rick ist, na ja, total daneben.«
    »Er macht das sehr gut.«
    »Quatsch! Dieses Ding, das er
da am Bahnhof abgezogen hat — da arbeite ich tagelang dran, sein Image
wiederherzustellen, und er zerrt diese Tussi aus dem Wagen.«
    »Diese Tussi aus dem Wagen zu
zerren, hat ihm vermutlich den Arsch gerettet. Haben Sie sie gesehen? Sie sah
hübsch und unschuldig aus — wenn sie auch in Rickys Nähe Letzteres unmöglich
sein kann. Aber es wirkte wie echte Liebe.«
    »Ich dachte, Sie sind total
dagegen. Sie haben doch selbst gesagt, er denkt mit dem Schwanz.«
    »Tut er ja auch. Aber er liebt
sie, Toole. Oder glaubt zumindest, dass er sie liebt, was so ziemlich auf
dasselbe rausläuft. Dagegen kann man nichts machen.«
    Nach kurzem Schweigen seufzte
Linda Toole. »Okay, wie auch immer. Ich werde jetzt diesen Amtrak-Arsch noch
mal anrufen.« Ich ging weiter, guckte in die Abteile. Im mittleren hing Virgil
Rattray schlaff auf dem Fensterplatz. Das Licht war aus, aber ich konnte die
Flasche in seiner Hand erkennen. Als ich eintrat, drehte er sich zu mir, und
seine Augen glitzerten, weil sie die hochstehenden Scheinwerfer eines Autos an
einem Bahnübergang reflektierten.
    Ich fragte: »Können wir ein
bisschen reden?«
    Er setzte die Flasche an, trank
und zeigte auf den Platz gegenüber. Ich setzte mich hin, die Knie so dicht an
seinen, dass sie sie berührten, als der Zug schaukelte.
    »Auch verbannt worden?«, fragte
er.
    »Gewissermaßen.«
    »Mein Lebensschicksal. Stört
mich aber nicht. Ich hasse Riesenansammlungen von Arschlöchern, die sich
gegenseitig was vorschleimen.«
    Ich sah aus dem Fenster. Wir
fuhren gerade durch einen Ort, aber ich konnte wenig erkennen. »Was glauben
Sie, wo wir sind?«
    Er sah auf das
Leuchtzifferblatt seiner Uhr. »Irgendwo vor San Berdoo. Pomona vielleicht.«
    »Noch ganz schön weit.«
    »Yeah.«
    »Rats, ich habe vorhin mit
Ethan Amory geredet.«
    »Schön für Sie.«
    »Dabei ist mir aufgegangen,
dass Sie doch alles mitkriegen müssen, was bei so einem Konzert läuft.«
    »Und ob. Ich mach sogar
Notizen. Das ist mein Job.«
    »Bei dem Konzert in Sonoma
County — haben Sie da eine Limousine für die Bandmitglieder besorgt, oder hatten
die eigene Autos?«
    »In der Nacht gab’s keine
Limousine.« Er dachte stirnrunzelnd nach. »Norm und Pete hatten ihre eigenen
Trucks. Ich glaube, Norm und seine Freundin hatten vorher noch ein paar
Urlaubstage eingelegt, irgendwo die Küste rauf. Pete, der steht auf Autofahren.
Jer und Forrest sind geflogen, waren mit einem Mietwagen da, hatten am Vortag
noch ein paar Weinproben eingeschoben. Wieso fragen Sie?«
    »Nur vollständigkeitshalber.
Haben Sie jemanden von ihnen nach dem Konzert abfahren sehen?«
    »Nein. Was hinterher passiert,
ist nicht mein Bier.«
    »Aber was Ricky hinterher
gemacht hat, war sehr wohl Ihr Bier.«
    »Was, zum Teufel, soll das
heißen?«
    »Sie haben Ethan erzählt, dass
er ›The House Where

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