Das gebrochene Versprechen
hat?... Und gar nichts darüber, was sie hier vorhatte?...
Typisch. Na ja, wenigstens ist sie okay. Ich muss Schluss machen, Dan. Ich halte
dich auf dem Laufenden.«
Er klappte das Handy zusammen
und steckte es in die Tasche. »Das war Kessell. Rae ist hier in Albuquerque.«
»Was?«
»Jawohl. Sie hat ihn heute
Nachmittag aus San Luis Obispo angerufen und gefragt, ob eine von unseren
Maschinen sie hierher bringen könnte. Sie sind um neunzehn Uhr neun gelandet.«
»Das ist fast drei Stunden her.
Wo, zum Teufel, steckt sie?«
»Keinen Schimmer.«
Ich nahm Rickys Handy heraus,
wählte das Hyatt. Nein, Ms. Kelleher habe weder für Mr. Savage noch für mich eine
Voice-mail-Botschaft hinterlassen. »Hier im Coliseum kann sie nicht sein«,
sagte ich zu Hy. »Sie wäre doch als Erstes ins Backstage gekommen, um Ricky zu
sehen.«
»Shit, manchmal macht sie mich
wirklich wahnsinnnig!«
»Mich auch. Jetzt ist die Frage
— sollen wir’s ihm sagen?«
Er überlegte und schüttelte
dann den Kopf. »Er hat schon auf seinen Auftrittsmodus umgeschaltet. Und seit
dieser letzten Voicemail-Botschaft scheint er nicht mehr so besorgt um sie.«
»Nicht mehr so besorgt und
mächtig erfreut wegen irgendwas, was sie da draufgesprochen hat.«
»Dann votiere ich dafür, es ihm
nicht zu sagen. Der Gedanke, dass sie hier in der Stadt ist, könnte ihn völlig
aus der Bahn werfen, und dann hätten wir eine schöne Bescherung.«
Ich nickte zustimmend.
»Irgendwas vom Blumenladen?«
»Geschlossen. Weißt du, McCone,
ich denke, diese Lilien sind auch nur so eine Warnung. Die Terriss schaukelt
sich hoch, um dann in Austin irgendwas Ernsthaftes zu tun.«
»Aber warum stand dann auf der
Karte: ›Heute Abend vor drei Jahren‹? Und Rae ist doch aus einem zwingenderen
Grund hier in Albuquerque als nur aus plötzlicher Sehnsucht, Ricky zu sehen.
Außerdem glaube ich, dass jemand eine Waffe ins Coliseum geschmuggelt hat.«
»Wer?«
»Das weiß ich nicht.«
»Was für eine Waffe?«
»Vermutlich eine Pistole.«
»Und wie wurde sie
reingeschleust?«
»In Rats Metallkoffer.« Ich
erklärte ihm, dass sich sowohl im Hotel als auch in der Garderobe jemand an dem
Koffer zu schaffen gemacht hatte.
»Okay«, sagte Hy, »wo ist diese
Waffe?«
»Auch das weiß ich nicht. Aber
wir müssen es rausfinden.«
Raes Tagebuch:
22 Uhr 51
»Ich
muss das heute Abend noch rausfinden, Sir.«
»Ms.
Keil eher, würden Sie mir das Ganze bitte nochmal erzählen?« Ich schloss die
Augen und atmete tief durch. Geduld war noch nie meine Stärke gewesen, aber im
Umgang mit dem Nachtdienst-Sergeant der Polizei von Albuquerque war sie ganz
offensichtlich unerlässlich. Wobei ich es auf keinem Polizeirevier leicht
gehabt hätte, mit dieser abstrusen Geschichte.
»Diese
Frau, Patricia Terriss, hatte eine kurze Affäre mit unserem Klienten, Ricky
Savage, der jetzt gerade hier im Coliseum auftritt«, hob ich an und ging das
Ganze nochmal durch, langsam und so detailliert, wie es mir der Polizei
gegenüber angemessen schien. Ich musste ein prekäres Mittelmaß treffen:
einerseits der Polizei genug liefern, um sie dazu zu bringen, ihre Akten zu
öffnen, und andererseits im Sinne der Schadensbegrenzung nicht zu viel sagen.
Also ließ ich die wirklich üblen Sachen weg — dass Ricky zwei seiner damaligen
Musiker zu dieser Terriss geschickt hatte, um sie einzuschüchtern, und dass
beide kurz darauf ums Leben gekommen waren.
Und
ich sagte auch nichts davon, dass ich ihn liebte und es nicht überleben würde,
wenn ihm etwas zustieße.
Der
Zivilbeamte, der mir am Schreibtisch gegenübersaß, hörte schweigend zu. Er
hatte intelligente braune Augen, und außerdem hatte er bis jetzt noch nichts
von der Arroganz gezeigt, die so viele Polizisten gegenüber Privatermittlern
hegen — ein erfreulicher Kontrast zu dem Kollegen, mit dem ich zuerst
gesprochen hatte. Der war regelrecht unverschämt gewesen, bis ich Anstalten
gemacht hatte, mir seine Dienstnummer aufzuschreiben. Da hatte er mich dann an
seinen Vorgesetzten weiterverwiesen. Der Vorgesetzte, Sergeant Boyd, hörte mir bis
zu Ende zu und wollte dann meine kalifornische Ermittlerlizenz überprüfen. Als
Referenz nannte ich Greg Marcus und gab ihm dessen Privatnummer. Zum Glück war
Greg da und gerade nicht auf dem schnoddrigen Trip. Er setzte sich für mich
ein. Oh, verflixt, einen dieser Tage würde ich mich bei ihm dafür entschuldigen
müssen, dass ich ihn ein Chauvi-Schwein genannt
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