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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Jeans. Ich wurde
hochgehoben und, wumm, mit dem Gesicht gegen die Wand geknallt. Ich schlug um
mich, schrie, obwohl da niemand war, der mich hören konnte.
    Durch
mein Schreien hindurch hörte ich raues Atmen. Die Person, die mich festhielt,
war stark. Zu stark, als dass ich mich hätte losreißen können. Mein Schrei
endete in einem Schluchzen.
    Die
Person sprach jetzt. Mit einer heiseren Stimme, die männlich oder weiblich sein
konnte. »Lass ihn in Ruhe«, sagte die Stimme. » Kapiert? Lass ihn in Ruhe.«
    »Wen?«
    »Du
weißt, wen. Hast du’s kapiert?« Er - oder sie — knallte mich wieder gegen die
Wand.
    »Ja«,
flüsterte ich. Vor Schmerz konnte ich nicht lauter sprechen.
    »Ich
höre nichts.«
    »Ja!
Ja, ich hab’s kapiert!«
    »Gut.«
Noch einmal wumm, dann ließen die Hände los.
    Ich
fiel rückwärts, krachte gegen die andere Wand. Die Luft entwich aus meinen Lungen,
und ich fiel die Stufen hinunter, bis zum Treppenabsatz. Drunten rannte jemand
durch den Flur des zweiten Stocks. Schmerz lohte durch meinen ganzen Körper,
als die Eingangstür krachend zu fiel.
     
     
     
     

7
     
    Als das erste Licht durch die Jalousetten
sickerte, erwachte ich von einem leisen, klappernden Geräusch. Ich sah zu Hy
hinüber der normalerweise eine hochempfindliche innere Alarmanlage hat; er
schlief fest. Wieder das Geräusch, von der Vordertür her.
    Ich schlüpfte aus dem Bett und
fuhr in meinen weißen Frottébademantel. Das Geräusch war mir eindeutig
unvertraut. Es kam nicht von Ralph, meinem orange getigerten Kater, der mit
einem Plumps von einem erhöhten Schlafplatz sprang. Auch nicht von Alice,
meiner schwarzweiß gescheckten Katze, die auf der Suche nach verbotenen
Leckerbissen auf die Arbeitsfläche in der Küche hüpfte. Nicht vom Chronicle, der auf den Eingangsstufen landete, auch nicht von einem früh aufstehenden
Nachbarn — Da, wieder, lauter jetzt.
    Ich umrundete das Bett und nahm
Hys .44er von ihrem Platz im Nachttischfach. Meine eigene Waffe lag in einer
U.S.-Navy-Munitionskiste eingeschlossen, die am Boden meines Wäscheschranks
vernietet war, aber mein Liebster — konditioniert durch gefährliche Jahre —
schlief immer mit einer Waffe in Reichweite. Mit der Pistole in der Hand
schlich ich den Flur hinunter, durch die Küche und ins Wohnzimmer.
    Wieder das Geräusch — von der
Vordertür.
    Langsam schlich ich durch den
Flur zurück, die Waffe jetzt beidhändig im Anschlag. Mied sorgsam knarzende
Dielen. Glitt leise an die Tür heran und linste durch den Spion.
    Rae, aber —
    »Mein Gott!« Ich steckte die
Waffe in die Bademanteltasche, deaktivierte die Alarmanlage, löste die
Türverriegelung und ließ sie herein. Die rechte Seite ihres runden Gesichts war
böse geschwollen; sie hielt den rechten Arm steif und hatte den Schlüssel mit
der linken Hand ins Schloss zu fummeln versucht.
    Sie sagte: »Ich glaube, dieser
Schlüssel ist verbogen.«
    Ich schob sie vorsichtig aus
dem Weg, damit ich die Tür schließen konnte. »Was ist passiert?«
    »Jemand hat mich in der Coso
Street angefallen, auf der Speichertreppe.«
    »Angefallen —«
    »Nein, nicht vergewaltigt oder
so was. Einfach nur gepackt, und da bin ich gefallen.«
    »Wo war Ricky währenddessen?«
    »In seinem Bett, schätze ich.«
    »Ich dachte, ihr wärt —«
    »Tja, stimmt aber nicht.« Sie
strebte nach rechts ins Gästezimmer und ließ sich steif aufs Bett hinab. »Shar,
hast du irgendwelche Schmerztabletten?«
    »Klar. Ich geh sie holen. Leg
dich hin, deck dich zu.« Ich eilte ins Schlafzimmer zurück und deponierte die
sperrige .44er wieder im Nachttisch. Hy grunzte, schlief aber weiter. Im
Badezimmerschränkchen fand ich Kodeintabletten, die mir mein Hausarzt
verschrieben hatte, nachdem ich letzten Winter bei der Verfolgung eines zahlungsunwilligen
Vaters böse gestürzt war. Den Rest hatte ich für solche Situationen aufgehoben
— wenn ich auch, angesichts meiner Lebensführung, davon ausgegangen war, dass
ich es sein würde, die sie brauchte. Mit zwei Tabletten und einem Glas Wasser
ging ich zu Rae zurück.
    Sie war unter die Decke
geschlüpft und hatte sich die Kissen in den Nacken gestopft. Ich beaufsichtigte
die Einnahme der Tabletten und setzte mich dann im Schneidersitz ans Eußende
des Betts. »Jetzt erzähl mir genau, was passiert ist.«
    Sie presste sich die Hand an
die Stirn. Kein Wunder — sie musste zu allem auch noch einen Mordskater haben.
»Ricky hat den Fahrer angewiesen, uns ins Hotel zu bringen, aber zwei

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