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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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weiter ging mir auf, was für einen schrecklichen Fehler zu machen wir gerade im
Begriff waren. Er hat sofort von mir abgelassen, und wir sind dann einfach in
der Gegend rumgefahren. Ich habe ihm meine Lebensgeschichte erzählt und er mir
seine.« Sie hielt einen Moment inne. »Er leidet wirklich wegen der Sache mit
deiner Schwester.«
    »Hat er’s dir ausführlich
erzählt?«
    »Ziemlich, ja, aber ich finde,
du fragst besser die beiden selbst, wenn du’s wissen willst. Na, jedenfalls, er
hat mir auch von der Sache mit diesen Briefen erzählt und dass er uns engagiert
hat. Das ist ja total... gruselig. Und ich glaube, es hat irgendwas mit dem zu
tun, was mir eben passiert ist.«
    Während sie mir die Szene auf
der Speichertreppe in der Coso Street genau schilderte, hörte ich mit
wachsender Beunruhigung zu. Gegen Ende wurden ihre Lider immer schwerer; und in
dem leuchtend roten Lockenkranz auf dem Kissen sah sie aus wie ein
verängstigtes kleines Mädchen. Mein ganzer Ärger über ihr Verhalten vorhin
verflog, und ich legte die Hand auf die Steppdecke und drückte ihren Fuß.
    »Klingt wirklich so, als könnte
es was mit diesen Briefen zu tun haben«, sagte ich.
    »Deshalb habe ich auch keine
Polizei gerufen. Er hat mir erklärt, dass es ihm schaden könnte, wenn die
Medien Wind davon kriegen würden.« Sie seufzte tief und schloss die Augen.
    Ich saß da und hielt immer noch
ihren Fuß, während sie wegdriftete. Dann zog ich die Vorhänge zu, um die
Morgensonne auszusperren, und ging Hy wecken.
     
    Hy legte gerade auf, als ich,
mein frisch gewaschenes Haar rubbelnd, in die Küche kam. »Ich muss sofort
runter nach San Diego«, sagte er. »Die Situation im Haus deiner Schwester wird
immer komplizierter.«
    Ich goss mir Kaffee ein und
deutete auf seinen Becher; er hielt ihn mir zum Nachschenken hin. »Inwiefern?«
    »Na ja, die drei jüngsten
Kinder sind im Feriencamp. Charlene hat beschlossen, sie dort nicht
rauszureißen, was vermutlich gut so ist. Wir haben die Betreuer in beiden Camps
informiert, und sie trainieren Vorsichtsmaßnahmen. Chris und Jamie akzeptieren
die Hausregeln, die unser Mann für sie aufgestellt hat, aber deine
Schwester...« Er schüttelte den Kopf.
    »Was ist mit Charlene?«
    »Sie hatte Wochenendpläne, die
jetzt geplatzt sind. Sie ist stocksauer und lässt es an allen aus. Außerdem
steht Rickys Manager — Kurt Girdwood — heute am späten Nachmittag ins Haus, und
sein Anwalt hat auch schon angerufen und angedeutet, dass er mitkommen will.
Und dann arbeiten dort Heerscharen von Leuten; unmöglich, da die Kontrolle zu
behalten, außer man gäbe Lichtbildausweise aus. Allen ist klar, dass irgendwas
faul ist, und alle tun ihr gottverdammtes Bestes, in Erfahrung zu bringen, was
— wodurch die Gefahr besteht, dass etwas zu den Medien durchsickert. Mein Team
ist erst zwei Stunden vor Ort und sagt jetzt schon, dass die Situation außer
Kontrolle ist.«
    »Und du glaubst, dass du das
ändern kannst?«
    »Ja. Ich werde damit anfangen,
der Dame des Hauses klarzumachen, wo’s langgeht.«
    »Viel Glück.« Charlene hatte,
wie alle McCones, ein generationenaltes Erbe an Dickköpfigkeit mitbekommen und
diese Gabe durch fleißiges Üben zu einer Art Kunstform perfektioniert. »Wann
willst du los?«
    »Ich habe um halb elf einen
Flug von SFO.«
    »Du nimmst nicht die Citabria?«
Hys Maschine stand auf dem North Field des Flughafens von Oakland.
    »Nein, ein Linienflug ist
schneller. Ich lasse die Schlüssel hier, für den Fall, dass du sie später
runterfliegen willst.«
    Ich guckte weg.
    »Ach, komm, McCone. Du bist
doch letzten Monat auch allein nach Bakersfield geflogen. Du schaffst das
schon.«
    »Das habe ich nur gemacht, um
etwas zu beweisen — und weil du mich so lange provoziert hast.«
    »Und du hast es doch bewiesen,
oder? Nach einem Beinahezusammenstoß, wie du ihn hattest, muss man gleich
wieder in die Maschine steigen, wie auf ein Pferd, das einen abgeworfen hat —«
    »Ja, okay.« Ich wollte nichts
von diesem Beinahezusammenstoß hören; er hätte Hy, Habiba und mich um ein Haar
das Leben gekostet.
    »Und wenn man wieder drin
sitzt«, fuhr er fort, als hätte ich nichts gesagt, »ist alles okay. Also bring
die Citabria nach San Diego.«
    »Mal sehen.« Doch als er mir
die Schlüssel zuwarf, fing ich sie auf, hielt sie fest und ertappte mich dabei,
wie ich sie mit den Fingern streichelte. Rasch wechselte ich das Thema. »Also,
wie siehst du diese Sache mit Rae?«
    »Ich möchte

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