Das gebrochene Versprechen
mal unsere Security zu testen.«
»Du klingst ziemlich
entmutigt.«
»Bin ich auch, in gewisser
Weise. Unser Mann hat Charlene, Chris und Jamie schon gebrieft, was die
üblichen Vorsichtsmaßnahmen angeht — die täglichen Wege, Zeiten und Abläufe
variieren, immer mit verriegelten Türen fahren und wegen niemandem anhalten und
arbeitet jetzt mit dem Hauspersonal. Trotzdem, diese vielen Besucher werden
unseren Job ganz schön erschweren.«
»Ich sag’s ja ungern, aber
meinen werden sie erleichtern. Ich wollte mir Rickys Leute sowieso mal genauer
angucken, und auf diese Weise habe ich sie alle unter einem Dach.«
»Also, wann kommst du?«
»Sobald ich gepackt habe und
einen Flug kriege.«
»Du bringst die Citabria nicht
her?«
»Du hast doch selbst gesagt,
ein Linienflug ist schneller.«
Als er nicht antwortete, setzte
ich hinzu: »Ehrlich, das ist der einzige Grund.« Es war die Wahrheit; alle
Angst, die die Beinahekollision hinterlassen hatte, war verflogen, sobald ich die
Flugzeugschlüssel an mich genommen hatte.
»Hör mal«, fuhr ich fort, »ich
möchte Charlotte Keim beauftragen, ein paar Computerchecks für mich
durchzuführen. Wessen Okay muss ich dafür bei RKI einholen?«
»Meins — und das hast du
hiermit.«
»Danke. Weißt du, ob es dort
unten ein Fax gibt?«
»Ja, hier im Büro.« Er gab mir
die Nummer durch.
Ich erklärte ihm, dass ich am
Lindbergh Field einen Mietwagen nehmen würde, hängte dann ein und wählte Keims Privatnummer.
Obwohl morgen Sonntag war, erklärte sie sich bereit, gleich früh ins Büro zu
gehen. Nachdem ich sie vergattert hatte, dass Mick nicht wissen dürfe, woran
sie arbeite, versprach ich, ihr eine Liste mit Rickys Angestellten und Partnern
zu schicken. Jetzt galt es nur noch, zu packen und Rae für meinen Plan zum
Schutz meines Neffen zu gewinnen.
»Mick soll also glauben, er
schützt mich vor der Person, die mich in der Coso Street angefallen hat,
während in Wirklichkeit ich ihn schütze?« Rae lehnte mit angezogenen Beinen auf
meinem Bett und sah mir beim Packen zu. Die Gesichtsschwellung war etwas
zurückgegangen, aber sie hielt den rechten Arm immer noch vorsichtig still und
hatte jetzt dort und an den Beinen Blutergüsse. »Ich weiß, es ist nicht der tollste
Plan, aber was Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen.« Ich sah
den Pool auf der Hügelterrasse hinter dem savageschen Haus vor mir und warf
einen Badeanzug in die Reisetasche.
»So schlecht ist der Plan gar
nicht, und Mick wird glauben, dass er zur Abwechslung mal was ›Richtiges‹ tun
darf. Aber ich finde, Ricky macht einen großen Fehler, wenn er ihm nichts von
den Ermittlungen erzählt.« Sie zog die Brauen zusammen. »Wovor hat er
eigentlich Angst?«
»Na ja, wenn da eine Frau im
Spiel ist —«
»Und wenn? Glaubt er wirklich,
Mick wüsste nicht, dass er in der Gegend herumvögelt?«
Ich sah sie an.
»Nein, ich kreide es ihm nicht
an. Ich verstehe ja, was da abläuft, und außerdem glaube ich nicht, dass er’s
noch tut. Er hat mir gesagt, gestern Abend war das erste Mal seit Jahren, dass
er’s sich gestattet hat, sich für irgendwen zu interessieren. Aber der Punkt
ist, dass Mick ihn doch schon vor Ewigkeiten durchschaut haben muss.«
»Vielleicht ist Ricky da ja
einfach überbehütend. Er neigt dazu.« Rae senkte den Blick, fältelte den Saum
ihres Oversized-T-Shirts zwischen den Fingern. »Vielleicht. Oder...«
Ich zog den Reißverschluss
meiner Reisetasche zu. »Oder was?«
»Ich habe das Gefühl, dass da
bei ihm noch was anderes ist: Schuldgefühle. Auf der unbewussten Ebene fühlt er
sich wegen irgendwas extrem schuldig — und ich glaube nicht, dass es mit deiner
Schwester oder den Kindern zu tun hat. Es ist ihm vielleicht selbst nicht
klar.« Spekulationen einer ehemaligen Psychologiestudentin oder echte
Intuition? »Worauf gründet sich dieses Gefühl?«
»Ach, auf lauter kleine
Indizien, nichts wirklich Konkretes.« Ihre Finger fältelten den Saum jetzt
schneller. »Wenn man mit jemandem... relativ intim war, kriegt man so was mit.«
»Hast du nicht gesagt, ihr
hättet nicht —«
»Ich habe gesagt, ich kam zur
Besinnung, nachdem wir zwei Blocks weitergefahren waren. Aber im
Großstadtverkehr kann auf zwei Blocks eine Menge passieren, selbst um die Zeit.
Aber wie dem auch sei, ich hatte das Gefühl, dass vieles, was er mir dann später
gesagt hat, nach tief sitzenden Schuldgefühlen klang. Schau doch mal, ob du das
auch hörst.«
Ich nickte. »Und du ruf
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