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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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mit seinem Anwalt zu besprechen.«
    »Hat er’s getan?«
    »Keine Ahnung. Das Ganze muss
sich aber irgendwie gelöst haben, weil er und Charly ja immer noch zusammen
sind, und er hat’s mir gegenüber nie wieder angesprochen.« Letta runzelte die
Stirn. »Andererseits bin ich mir gar nicht sicher, ob er überhaupt noch weiß,
dass er’s mir erzählt hat — so sturzbetrunken, wie er war. Glauben Sie etwa,
die Briefe sind von dieser Frau?«
    Die Parallelen zwischen der
Situation und ihrer Folk-Ballade waren unübersehbar, aber ich sagte dennoch:
»Nein, das glaube ich nicht. Unwahrscheinlich, dass sich solche Phantasien drei
Jahre halten — oder die Enttäuschung.«
    »Sie werden doch hoffentlich
Ricky nicht sagen, dass ich Ihnen das erzählt habe?«
    »Nein, ich werde versuchen, die
Geschichte irgendwie aus ihm herauszuholen. Und Sie werden doch hoffentlich
niemandem von den Briefen erzählen?«
    »Ich weiß, ich bin ein
ziemliches Plappermaul, aber das würde ich Ricky nie antun. Er hat mir beigestanden,
damals in Bakersfield, bei meinem Coming-out. Und glauben Sie mir, dazu
brauchte man zu der Zeit ganz schön viel Mut. Und er will’s zwar nicht zugeben,
aber ich weiß sicher, dass er es war, der die A&R-Abteilung meiner neuen
Plattenfirma auf meine Sachen aufmerksam gemacht hat. Ich habe ihm dafür
gedankt, in den Liner-notes zu Old-fashioned Lady, dem Album, wo die
Ballade drauf ist.«
    »Ich weiß«, sagte ich
zerstreut.
    Arletta James runzelte wieder
die Stirn. »Sharon, mir scheint, Sie sind doch beunruhigt wegen dieser Frau
damals in Texas.«
    Das sah sie ganz richtig.
     
    Als ich die Maut-Plaza auf der
anderen Seite der Golden Gate Bridge erreichte, gab es noch einen weiteren
Punkt, der mich beunruhigte — Micks Sicherheit. Wenn ich die Botschaft der
Briefe richtig interpretierte, war jedes Mitglied der Familie Savage potenziell
gefährdet. Aber Mick war hier in San Francisco völlig auf sich gestellt und
ahnte nichts von der Gefahr, weil sein Vater darauf bestanden hatte, dass ich
ihm nichts von dem Ermittlungsauftrag sagte. Okay, er war relativ gewitzt und
abgebrüht, aber auch die Gewitztesten unter uns können sich besser wehren, wenn
sie vorgewarnt sind. Bis ich Ricky überreden konnte, sich Mick anzuvertrauen,
musste ich etwas für seinen Schutz tun.
    Als ich gerade die Motelmeile
in der Lombard Street entlangfuhr, kam mir eine Idee, aber noch ehe ich sie
richtig zu Ende denken konnte, piepste mein Pager irgendwo in den Tiefen meiner
Umhängetasche. Als ich ihn endlich zutage förderte, zeigte das Display Rickys und
Charlenes Nummer. Ich drückte die entsprechenden Tasten des Autotelefons,
während ich in die Van Ness einbog. Hy nahm ab. »Wie sieht’s aus?«, fragte ich.
    »Ich habe die Situation im
Griff«, sagte er in einem verhaltenen Ton, dem ich entnahm, dass er nicht allein
war, »aber ich finde, du solltest herkommen.«
    »Ach?«
    »Warte mal, ich gehe an einen
anderen Apparat.«
    Ich wartete und transferierte
den Hörer in meine linke Hand, damit ich schalten konnte.
    »Okay«, sagte Hy kurz darauf,
»ich bin jetzt in Rickys Büro und kann reden.«
    »Ich schätze mal, Charlene war
in der Nähe.«
    »Charlene, Kurt Girdwood, die
Haushälterin, ein Hausmädchen und der Hundetrainer.«
    »Hundetrainer?«
    »Du weißt noch nichts von den
Hunden? Zwei Saluki-Welpen; sie haben sie seit ein paar Wochen.«
    »Aber wieso brauchen sie einen
Trainer? Kann Charlene sie nicht selbst erziehen?«
    »Offenbar nicht. Richtiges
Gehorsamstraining, hat sie mir erklärt, sei äußerst wichtig für die Entwicklung
eines Hundes.«
    »Ein Jammer, dass sie diese
Theorie nicht auf die Erziehung ihrer Kinder angewandt hat. Wie benimmt sie
sich?«
    »Sie ist giftig wie eine
Schlange, aber kooperativ.«
    »Ricky schon da?«
    »Nein, aber er hat vorhin mal
angerufen, um zu sagen, dass Ethan Amory aus L.A. runterkommt und die Band dann
heute Abend folgt. Er behauptet, sie brauchten noch ein paar Probe-Sessions vor
der Tour. Und Rattray hat sein Kommen ebenfalls angekündigt. Weiß der Teufel,
wer hier noch alles aufkreuzt, ehe der Tag rum ist.«
    »Ripinsky, weißt du, was ich
glaube? All diese Leute um sich zu scharen ist Rickys Art, sich nicht mit der
Situation auseinander zu setzen — und auch nicht mit Charlene.«
    »Glaube ich auch. Ich habe ihn
dran erinnert, dass er nicht wollte, dass irgendwer erfährt, warum meine Leute
hier sind, aber er sagt, er hat die Parole ausgegeben, dass ich ihn überredet
habe,

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