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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Mick an
und frag ihn, ob er für ein paar Tage hierher ziehen kann. Und es kann sein,
dass ich dich in dieser Sache brauche, wenn ich mit Ricky geredet habe — falls
er seinen Flieger gekriegt hat und tatsächlich zu Hause auftaucht.«
    »Oh, den Flieger hat er
gekriegt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat mich kurz vor dem
Abflug angerufen. Wollte sich nochmal dafür entschuldigen, dass er sich gestern
Abend so auf mich gestürzt hat. Ich habe ihm nichts von der Sache in der Coso
Street erzählt; das ist dein Bier.«
    »Nett von ihm, nochmal
anzurufen.«
    »Er ist ja auch ein netter Typ,
einer der nettesten, die ich kenne.« Sie zögerte, grinste leise. »Eigentlich
war ich’s ja, die sich auf ihn gestürzt hat. Hätte ich nicht tun sollen, aber
wie, zum Teufel, sollte ich dieser irren Komm-fick-mich-Stimme widerstehen?«
    »Dieser was?«
    Sie sah mich ungläubig an. »Das
kann dir doch nicht entgangen sein.«
    »Er hat eine tolle Stimme, ja.
Aber er ist... na ja, der Mann meiner kleinen Schwester.«
    »Was hat das mit irgendwas zu
tun? Hör ihm doch einfach mal richtig zu.«
     
    Auf der Fahrt nach sfo schob ich eine Kassette mit dem Broken
Promise Land -Album in das Auto-Kassettengerät und hörte Ricky richtig zu.
    Rae hatte Recht: er hatte eine
Komm-fick-mich-Stimme.
     
     
     
     

9
     
    Das Haus, das Charlene und
Ricky gebaut hatten, nachdem ihr altes in Pacific Palisades den Flammen zum
Opfer gefallen war, lag hoch droben auf einem Hügelkamm über La Jolla und bot
einen imposanten Ausblick auf Stadt und Meer. Unter den großen, dicht
bewaldeten Anwesen hier oben war ihrs das größte — gut zwanzig Morgen, dicht
bewachsen mit Eukalyptus- und Pfefferbäumen und den windgebeugten
Torrey-Kiefern, die an der Küste um San Diego heimisch sind. Ich schraubte mich
auf einer frisch geteerten Straße die Hügel empor; nach etwa einer Meile
markierten hohe, weiß verputzte, von leuchtend roter Bougainvillea überrankte
Mauern die Grundstücksgrenze. Ein schmiedeeisernes Sicherheitstor versperrte
die Zufahrt, und daneben saß ein Wächter in einem kastanienbraunen RKI-Blazer;
selbst aus der Entfernung konnte ich die Ausbeulung durch das Schulterholster
erkennen.
    Ich hielt und ließ das Fenster
meines Mietwagens herunter. Die Frühabendhitze quoll herein und verdrängte die
Klimaanlagenkühle. Der Wachposten prüfte meinen Ausweis, öffnete dann das Tor
und winkte mich durch. Ich fuhr weiter in Richtung des roten Ziegeldachs, das
über den Bäumen aufragte. Das abfallende Terrain rechts und links der Zufahrt
verschwand in dichtem Baum- und Strauchwuchs. Nach einer Viertelmeile etwa
sichtete ich den Tennisplatz und das Gebäude, das Rickys Probenstudio
beherbergte. Die Zufahrt machte eine Kurve, führte unter einem Baldachin von
Eichenästen bergan, und mündete schließlich in einen großen, halbrunden
Parkplatz vor dem Haus. Dieses war in mediterranem Stil gebaut, cremefarben,
der Haupttrakt zweistöckig, mit schiefwinklig abgehenden, einstöckigen Flügeln
— zu funkelnagelneu und pompös für meinen Geschmack, aber, wie ich zugeben
musste, ästhetisch.
    Ich parkte im Schatten einer
der Eichen, stieg aus und musterte die übrigen parkenden Wagen: Rickys Porsche,
Chris’ kleiner Triumph, zwei kastanienbraun-graue RKI-Vans, ein bmw, ein Cadillac, zwei relativ neue
Ford Pick-ups und ein Geo Prism, der mir ebenfalls ein Mietwagen zu sein
schien.
    Heerscharen ist allerdings
richtig, dachte ich kopfschüttelnd, während ich auf die helleichene Tür zu
ging.
    Hy öffnete sie, noch ehe ich
dort war; der Wachposten am Tor musste mich angekündigt haben. Ich hatte
gestern Abend vor dem Konzert schon gefunden, dass Hy müde aussah, aber jetzt
wirkte er fix und fertig. Wortlos breitete er die Arme aus; ich ging auf ihn zu
und schmiegte mich einen Moment an ihn. Als ich zurücktrat, sagte ich: »Nanu,
keine Salukis, die mich freudig begrüßen?«
    Er verdrehte die Augen. »Die
Jungs, wie deine Schwester sie nennt, sind in ihren Auslauf verbannt worden.
Ricky kam, warf einen Blick auf das, was sie aus seinen Lieblingshausschuhen gemacht
haben, und verwies sie des Hauses. Charlene protestierte, er brüllte, und Chris
und Jamie flüchteten auf ihre Zimmer. Dann tauchte Kurt Girdwood auf und schrie
Ricky an —«
    »Ricky? Warum?«
    »Nur so. Während Girdwood noch
brüllte, erklärte mir Ricky, dass Manager immer schreien, weil sie dauerndem
Geschrei ausgesetzt sind und daher schwerhörig werden. Schließlich gab

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