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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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los.«
     
     
     
     

11
     
    Sunday morning coming down...
    Der Titel des alten
Kris-Kristofferson-Songs kam mir in den Sinn, als ich, im Badeanzug und ein
Handtuch unterm Arm, vom Gästehaus zur Terrasse hinüberging.
    Dieser Sonntagmorgen schien
schwer auf allen Bewohnern des Anwesens zu lasten. Hy und ich waren seit halb
elf auf, aber bis auf die Security-Leute war kein Mensch draußen zu sehen.
Selbst Nona Davidson kam heute erst mittags.
    Beim Aufwachen war der
Gefühlswirrwarr, in den mich das Scheitern der Ehe meiner Schwester gestürzt
hatte, immer noch da gewesen, aber inzwischen hatte sich meine Stimmung
aufgehellt, und mich erfüllte neue Energie. Ich war zum Haus gegangen,
entschlossen, meine Schwester dazu zu bringen, mit mir zu reden, und aus Ricky
die Informationen herauszuholen, die ich für meine Nachforschungen brauchte.
Aber ich war vor verschlossenen Türen gelandet. Also war ich zum Gästehaus
zurückgegangen, hatte mich umgezogen und zum Pool aufgemacht. Das Wasser war
morgendlich frisch und kühl. Ich begann, meine Bahnen zu ziehen, konzentrierte
mich ganz darauf, ruhig und gleichmäßig zu kraulen. Die körperliche Betätigung
war genau das, was ich jetzt brauchte; jedes Mal, wenn ein finsterer Gedanke
auftauchen wollte, schob ich ihn erfolgreich zur Seite.
    Als ich etwa zwanzig Minuten
später aus dem Wasser stieg, fand ich Norm O’Dell auf der Liege neben der, auf
der mein Handtuch lag. Der große, bärtige Mann schien die Koksorgie der letzten
Nacht mühelos weggesteckt zu haben, obwohl ich vermutete, dass das Glas, aus
dem er trank, mehr enthielt als nur reinen Tomatensaft.
    »Morgen«, brummte er und nickte
mir zu.
    »Morgen. Ich dachte, Sie wären
um diese Zeit schon am Proben.«
    »Hm?«
    »Gestern Abend sagte Ricky, Sie
würden heute zeitig loslegen.«
    »Zeitig heißt bei uns, nach dem
Essen. Um zwei oder drei vielleicht, dann aber so lange, bis wir zufrieden
sind.«
    Ich setzte mich auf die Liege
und fuhr mir mit den Fingern durchs nasse Haar. »Ist Ihr Probenplan immer so
locker oder nur, weil das hier kein gewöhnliches Wochenende ist?«
    »Der ist nicht locker. Es kommt
nicht drauf an, wann du arbeitest, wichtig ist, wie. Gehen Sie nicht von
gestern Abend aus — die Kokserei und das alles. Das ist nicht normal.«
    »Nein?«
    »Nein. Der Abend gestern war
nicht gerade der allerproduktivste, den ich hier erlebt habe. Normalerweise
führt Ricky ein strenges Regiment; das macht uns so gut. Sie sollten mal die
Sessions von anderen Bands sehen. Ich muss es wissen, ich habe in meinem Leben
bei vielen gespielt.«
    »Wie sind denn die Sessions von
anderen Bands?«
    Er grinste. »Okay, das geht
etwa so: Man setzt für eine bestimmte Zeit die Probe an, aber dann fehlt einer.
Also wird herumtelefoniert, und man findet ihn schließlich im Bett seiner
Freundin. Er sagt, er kommt sofort. Inzwischen ist alle Welt hungrig, und einer
geht los und holt Pizza, und wenn er zurückkommt, ist der verknallte Knabe
immer noch nicht da, also wird gegessen und das erste Bier aufgemacht.
    Dann taucht eine von den
Ehefrauen mit ein, zwei Kindern auf. Sie bricht einen Streit mit ihrem Mann vom
Zaun und lässt die Kinder herumtoben. Der fehlende Kerl erscheint, mit der
Freundin im Schlepptau. Plötzlich beschließen die Mädels, dass sie den neuen
Song, der geprobt wird, nicht mögen, weil der Frau jemand beim Einkaufen gesagt
hat, dass Songs zum Thema Scheidung in den Charts keine Chance mehr haben. Der
Typ, der ihn geschrieben hat, ist sauer und redet mit keinem mehr. Inzwischen
hat schon jemand das Dope rausgeholt, und alle sind so zu, dass keiner mehr auf
den Beinen stehen kann. Die beiden Eheleute sind auf dem besten Weg zu ihrer
eigenen Scheidung, die Kinder schreien, der verknallte Knabe sieht nur noch
seine Freundin, und der Abend ist gelaufen.«
    »Oje.«
    O’Dell nickte; er hatte sich in
Fahrt geredet.
    »Genau so was verbaut einem den
Weg zum Erfolg, dieses unprofessionelle Verhalten. Wir proben hier mindestens
zwanzig Stunden pro Woche — das ist einer der Gründe, warum Rick die vielen
Gästezimmer hat. Normalerweise lassen wir Persönliches und Drogen aus dem
Probenraum draußen — nicht wie gestern Abend. Zu den Sessions hat keiner
Zutritt: keine Ehefrauen, Freundinnen oder Kinder. Mit der kleinen Anlage hier
nehmen wir alles auf, hören es ein paar Mal durch und analysieren es. Wenn wir
dann rüber nach Arizona ins Studio gehen, sind wir vorbereitet und startklar
für die Aufnahme. Wir

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