Das gebrochene Versprechen
Terriss hinter
diesem ganzen Spuk steckt, kommt diese Geschichte vermutlich auch noch an die
Öffentlichkeit.«
»Könnte schwer werden, da den
Deckel draufzuhalten.«
»Das war’s dann wohl mit meiner
Glaubwürdigkeit. Aber andererseits hab ich’s vielleicht auch nicht besser
verdient. Hatte ich wirklich die Stirn zu sagen, ich hätte mir meinen Ruf auf
ehrliche Weise erworben?«
»Du hast ihn auf ehrliche Weise
erworben.«
»Nicht allzu viele Leute sehen
das so wie du. Es wird genügend geben, die sich ins Fäustchen lachen, wenn ich
vom Podest stürze.«
»Ricky, für solche Situationen
hast du einen Manager. Ich finde, du solltest offen mit Kurt reden. Er wird
irgendwie Schadensbegrenzung betreiben müssen. Vielleicht kann er ja jemanden
anheuern, der auf so was spezialisiert ist — vor allem jetzt, wo diese Tour
ansteht.«
»Du lieber Himmel, die Tour!«
Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Sie soll Mittwochabend im
Universal Theatre starten. Die ›Midnight Train‹-Single müsste ab heute im Radio
laufen.«
»Apropos, als ich vorhin mit
Kurt telefoniert habe, bat er mich, dir zu sagen, du sollst ihn bei Zenith
anrufen. Offenbar haben er und Ethan das ganze Wochenende drauf gewartet, mit
dir zu reden, wegen irgendeines Problems mit der Radio-Release; er wollte mir
nicht sagen, was es ist.«
»Phantastisch — er und Ethan
hängen die ganze Zeit herum, saufen meine Bar leer und halten es nicht mal für
nötig, mir zu sagen, dass es da ein Problem gibt.«
»Na ja, du hast es ihnen auch
nicht gerade leicht gemacht.«
»Nein, stimmt. Heiliger
Strohsack, was kann denn in einem einzigen Leben noch alles schief laufen?«
»Einiges, fürchte ich. Und es
tut mir Leid, dass ich dir noch etwas zumuten muss, aber du solltest wissen,
dass Mick dieses Fax in die Finger gekriegt hat und draufgekommen ist, dass die
Rothaarige Rae war. Und er ist auch draufgekommen, dass sie zu dir nach Little
Savages geflogen ist.«
»Himmel!« Er schlug sich gegen
die Stirn. »Wie hat er reagiert?«
»Nicht gerade positiv. Zuerst
war er stinksauer auf dich, dann hat er gesagt, er wolle sich bemühen, dir
etwas Leine zu lassen. Aber Rae, sagt er, wird er es nie verzeihen, und
außerdem verlangt er, an den Ermittlungen beteiligt zu werden.«
»Das hast du hoffentlich
kategorisch abgelehnt.«
»Zuerst ja, aber dann sagte er;
er würde auf eigene Faust ermitteln. Ich will nicht, dass er loszieht und alles
noch schlimmer macht, als es schon ist — und sich vielleicht selbst in Gefahr
bringt.«
Ricky überlegte. »Dann setz ihn
in irgendeiner Form ein, aber sorge um Himmels willen dafür, dass er nicht
hinter diese Terriss-Geschichte kommt.«
»Das hatte ich anfangs auch
vor, aber auf der Fahrt hierher habe ich nochmal drüber nachgedacht. Mick ist
stolz darauf, ein selbständiger, erwachsener Mensch zu sein; er hasst es, wenn
wir ihm gegenüber überbehütend sind. Was ist, wenn das Ganze über die Medien
herauskommt und er merkt, dass wir es ihm verheimlicht haben?«
»Ich will einfach nicht, dass
er erfährt —«
»Er weiß oder ahnt sowieso
schon eine ganze Menge über deine außerehelichen Aktivitäten.«
»Hm, vermutlich schon.«
Ȇberleg mal, Ricky: Wie du das
jetzt handhabst, kann entscheidend für euer ganzes weiteres Verhältnis sein.«
Er überlegte lange und
angestrengt. Schließlich sagte er: »Okay, sag’s ihm. Beschönige nichts. Und sag
ihm auch, ich werde ihm alle Fragen beantworten, die er dazu hat.«
Eine Aufgabe, auf die ich gar
nicht scharf war.
Die Schlafzimmertür ging auf,
und Rae trat mit feuchten Haaren ins Zimmer; sie trug eins ihrer
Oversized-T-Shirts und ansonsten, soweit ich sehen konnte, nicht viel. Ihre
Augen verdunkelten sich, als sie Rickys aufgewühlte Miene sah. Rasch glitt sie
auf die Armlehne des Sofas und legte ihm die Hand auf die Schulter. Ich konnte
förmlich sehen, wie sein Stresspegel sank.
»Wie läuft’s?«, fragte sie.
»Was Schwester Sharon und mich
angeht, ist alles in Butter. Aber ansonsten ist alles total verfahren.« Mit
sporadischer Unterstützung meinerseits berichtete er ihr, worüber wir geredet
hatten. Raes Reaktion war gelassen, simpel und praktisch: »Du rufst am besten
sofort Kurt an. Und Shar und ich sollten schleunigst darangehen, diese Terriss
aufzuspüren.«
»Du willst an der Sache
mitarbeiten?«, fragte er, zumindest partiell überrascht.
»Natürlich. Es käme mir sehr
gelegen, wenn ich diejenige wäre, die sie findet. Ich brenne
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