Das gebrochene Versprechen
darauf, ihr die
Hände um den Hals zu legen und zuzudrücken!«
»Meine furchtlose Beschützerin.
Das kann ich im Moment allerdings brauchen.« Er lächelte tatsächlich, als er
telefonieren ging. Rae wandte sich mir zu. »Also, wo fangen wir an?«
»Es gilt mehrere Stränge zu
verfolgen. Du, Mick und ich teilen sie unter uns auf, und Charlotte wird weiter
die Computerrecherchen machen. Ich übernehme die heikleren Dinge, denen wir
Mick nicht aussetzen sollten und die du dir wohl lieber ersparen möchtest.«
»Beispielsweise?«
»Zum Einstieg ein Motel an der
Küste bei Ventura.«
Mick wollte nicht in die
Hotelsuite kommen, die Rae mit seinem Vater teilte, aber wir mussten alle drei
eine gemeinsame Strategiediskussion führen. Schließlich verabredeten wir uns zu
einem späten Lunch im Hard Rock Café im Zentrum von La Jolla. Als mein Neffe
kam, sagte er mir hallo und nickte ihr nur kurz zu. Er setzte sich so, dass er
sie nicht anzugucken brauchte, und sein Körperausdruck war rigide.
Um der Harmonie innerhalb
meines Teams willen sagte ich zu Mick: »Gestern Nachmittag wart ihr noch gute
Freunde, du und Rae.«
Er nahm die Speisekarte und
studierte sie.
Obwohl ich es selbst nicht
recht glaubte, setzte ich hinzu: »Sie ist immer noch derselbe Mensch.«
Er legte die Speisekarte weg
und sah Rae an, die Augen zusammengekniffen, als versuchte er, wenigstens eine
klitzekleine Veränderung auszumachen.
Rae fragte: »Was ist, Mick? Das
muss sich doch nicht auf unsere Freundschaft auswirken, oder?«
»Mit ›das‹ meinst du die
Tatsache, dass du mit meinem Vater vögelst?«
Sie zuckte zusammen.
»Ist nicht nett, wenn man’s
sagt, wie es ist, was?«
»Es mag ja für dich so
aussehen, aber du musst wissen, dass ich ihn wirklich sehr mag. Und es tut mir
Leid, dass du’s aus einer Klatschkolumne erfahren musstest.«
Sein zorniger Blick wurde
unstet. Er sah auf den Tisch, und einen Moment lang zitterten seine Lippen wie
die eines kleinen Jungen, der am Weihnachtsmorgen schrecklich enttäuscht worden
ist.
Rae fuhr fort: »Ich weiß, wie
es ist, wenn dein Leben an allen Ecken und Enden aus den Fugen gerät.«
»Ach, ja?«
»Ja. Bitte, hass mich nicht,
Mick. Das könnte ich nicht ertragen.« Er sah wieder auf. Sein Gesicht war jetzt
verletzlich und sehr jung. »Ich hasse dich nicht, das ist das falsche Wort. Es
ist eher... Ich weiß nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Und... verdammich,
Rae, warum hast du’s mir gestern nicht gesagt, als du wusstest, dass du nach
Arizona fliegen würdest?«
»Dein Dad wollte nicht, dass
du’s erfährst.«
»Immer noch mehr Geheimnisse!
Herrgott, nach dem, was Mom, Jamie und Chris sagen, geistern in dieser Familie
genügend Geheimnisse herum, um uns alle auf ewig zur Stummheit zu verdonnern!«
»Jetzt nicht mehr.«
»Nein, jetzt nicht mehr.« Er
zögerte, streckte ihr dann die Hand hin. »Okay, ich werde versuchen, mit dir
umzugehen. Mehr kann ich dir nicht versprechen.«
»Das ist mehr als genug.« Sie
ergriff seine Hand und hielt sie fest. Mick setzte hinzu: »Tu mir einen
Gefallen, ja? Falls es länger geht und ihr irgendwann heiratet, zwing mich
nicht, dich Mom zu nennen.«
Mick gefiel Rickys Geschichte
noch weniger als Rae und mir. Aber ich verschwieg nichts und versuchte,
eingedenk der Instruktionen seines Vaters, auch nichts zu beschönigen. Er hörte
kommentarlos zu, wobei er den Appetit verlor und nur noch lustlos in seinem
Essen stocherte. Schließlich gab er’s auf, zog einen kleinen Spiralblock aus
der Tasche und begann, sich Notizen zu machen.
»So, das war’s«, schloss ich.
»Was sich daraus an Ansatzpunkten ergibt, ist offenkundig. Ich nehme mir das
Motel in Ventura vor, und ich kenne einen Kollegen in Austin, den ich
beauftragen werde, Hintergrundmaterial über die Terriss zu beschaffen. Wer von
euch möchte was übernehmen?«
Mick sagte: »Ich übernehme den
Motorradunfall. Wir brauchen von Kurt die Namen der Polizeibeamten, die damals
die Ermittlungen geführt haben, und ich glaube, es wäre nicht gut, wenn Rae
sich an ihn wenden müsste. Er ist ein großer Fan von Mom und gar nicht
begeistert von der Trennung, also sucht er garantiert jemanden, dem er die
Schuld in die Schuhe schieben kann. Und ich werde mit den Brandermittlern in
Pacific Palisades reden.«
Rae sagte: »Also bleibt mir die
Drogenüberdosis. Ich setze mich mit der Polizei von Denver in Verbindung und
fliege rauf, wenn’s sein muss. Und ich rede mit dem Anwalt, der Ricky
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