Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Wochenendes zu reparieren. Er nickte mir zu. Seine Augen waren stumpf, doch
als sie zu Ray wanderten, leuchteten sie auf. Sie ging zu ihm und berührte ihn
am Arm. »Ich werde jetzt duschen und vielleicht ein bisschen schlafen. Du und
Shar, ihr redet miteinander, okay?«
    Er ergriff ihre Hand, hielt sie
fest. »Red...«
    »Nein, es ist besser so.«
    Er ließ sie los, aber sein
Blick folgte ihr. Dann drehte er sich zu mir und verschränkte defensiv die
Arme.
    Ich sagte: »Setz dich hin und
entspann dich. Ich werde nicht über dich herfallen. In dieser Familie hatten
wir schon genug Streit, um ein Leben lang davon zu zehren. Du hast mit Charlene
geredet?« Er setzte sich steif ans andere Ende des Sofas. »Ja, hab ich. Es war
ein bisschen verkrampft, aber wir haben ein paar Sachen geklärt — zum Beispiel,
dass die kleineren Kinder nichts von der Trennung erfahren, bis ich von der
Tour zurück bin und wir’s ihnen gemeinsam sagen können. Und sie hat
beschlossen, nicht nach China zu fliegen; Chris und Jamie brauchen sie im
Moment. Charly ist toll, wenn man bedenkt, was alles war.«
    Wenn man bedenkt, was alles war ...
    »Ich nehme an, du und Rae, ihr
habt auch ein paar Sachen geklärt.«
    Ich hatte das als Überleitung
zu dem gemeint, was er mir von Patricia Terriss erzählen wollte, aber er
verstand es falsch. »Ja, und
    ich höre förmlich die Fragen,
die du mir so dringend stellen möchtest. Ob ich mit ihr schlafe? Geht dich
nichts an, aber aus dem ganzen Arrangement hier sollte es eigentlich
hervorgehen. Ob das zwischen uns wichtig ist? Verdammt wichtig. Ob es halten
wird? Keine Ahnung, aber ich tue alles dafür. Ob sie genauso empfindet? Ja, tut
sie.«
    »Das ging alles furchtbar
schnell, Bruder Ricky.«
    Er grinste schief. »Irgendwie erinnere
ich mich da an eine Geschichte über eine Frau aus San Francisco, die gerade mit
ihrem Freund Schluss gemacht hatte. Eines Morgens juckte es sie, und sie setzte
sich in ihren MG und fuhr rauf bis zum Tufa Lake, wo dieser Typ, den sie ein
paar Monate vorher kennen gelernt hatte, auf einer Ranch lebte. Ich weiß nicht,
was zwischen ihnen passiert ist, aber es ist auf jeden Fall ziemlich schnell
passiert. Und sie sind bis heute zusammen.«
    »Punkt an dich. So, ich glaube,
du hast mir etwas zu sagen.«
    Er wurde ernst und beugte sich
vor, die Ellbogen auf den Oberschenkeln, die Hände zwischen den Knien gefaltet.
»Okay. Ich habe Red gesagt, was sie zu hören kriegt, würde ihr nicht gefallen.
Es hat ihr nicht gefallen. Und dir wird’s auch nicht gefallen.«
     
     
     
     

14
     
    Während Ricky mir von Patricia
Terriss erzählte, beobachtete er mich ängstlich, um meine Reaktion
abzuschätzen. Als er fertig war, sagte ich zunächst nichts, was ihn nervös zu
machen schien. Aber ich schwieg nicht, weil ich zu schockiert oder empört für
Worte war; ich spulte in meinem Kopf eine bestimmte Sequenz vor und zurück.
    Nach einer Weile sagte ich:
»Ich bin froh, dass es draußen ist; jetzt habe ich einen Ansatzpunkt. Und falls
du dich fragst, was ich denke: Ich finde das, was du getan hast, ziemlich
grässlich, aber das, was diese Terriss getan hat, auch. Mir ist schon
Schlimmeres begegnet, und zwar bei Leuten, die es keine Sekunde Schlaf gekostet
hat.« Er entspannte sich ein bisschen.
    »Ich habe eine Menge Fragen«,
fuhr ich fort. »Erstens, was weißt du noch über diese Terriss? Stammt sie aus
Austin?«
    »Nein, sie war dort, um
Karriere zu machen; Austin ist ein Country-Music-Zentrum wie Bakersfield. Ich
weiß nicht, wo sie ursprünglich herkam, aber ich erinnere mich, dass sie sagte,
sie komme aus einer musikalischen Familie. Aber das behauptet natürlich jeder
Hillbilly, dessen Dad ein bisschen Fiedel spielen konnte.«
    »Du sagst Hillbilly. Aus dem
Süden vielleicht?«
    »Sie hatte einen leichten
Südstaatenakzent, aber der könnte auch eine Masche gewesen sein. Manche
Kollegen legen sich den extra zu, um authentischer zu klingen.«
    »War Terriss ihr richtiger
Name?«
    »Ich glaube, ihr
angeheirateter. Sie sagte etwas von einem Exmann, der an einer Doktorarbeit
über irgendein obskures Gebiet mittelalterlicher Geschichte schrieb. Er habe
sie zu Tode gelangweilt, deshalb sei sie gegangen.«
    »Hat sie erwähnt, wie er mit
Vornamen hieß oder wo er studierte?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Wir
haben, offen gestanden, nicht viel geredet.«
    »Okay, beschreib sie.«
    Dazu fiel ihm wesentlich mehr
ein: »Groß, gertenschlank, hellbraunes Haar, in der Mitte gescheitelt und

Weitere Kostenlose Bücher