Das gebrochene Versprechen
wozu dann diese ganze Aufregung?«
Girdwood verdrehte theatralisch
die Augen. »Sie ticken wohl’n bisschen langsamer als andere? Schon mal was von
dem Wort ›Prinzip‹ gehört? Ricky hat denen in den letzten Jahren tonnenweise Geld
rangeschafft, das sie mit mittelmäßigen Bands und miesem Management verpulvert
haben. Jetzt beschließt er, selbst was auf die Beine zu stellen, und sie
behandeln ihn wie den letzten Dreck.«
»Was wollen Sie jetzt machen?«
Während unseres Dialogs waren die
anderen im Raum aufmerksam geworden; jetzt starrten alle schweigend auf
Girdwood. Er sah Amory an.
Der Anwalt zuckte die Achseln.
»Na ja, wir werden sie nicht verklagen. Das wäre weder produktiv noch
kosteneffizient.« Girdwood schäumte: »Am liebsten würde ich zu Sy Ziff gehen,
die Tür eintreten und den Kerl erwürgen.«
»In der Todeszelle nützt du mir
nichts«, sagte Ricky zu ihm. Forrest Curtin erklärte: »Wenn du willst, Rick,
bring ich ihn um — und John Geller gleich mit.«
»Dieses Gerede bringt uns nirgendwohin«,
sagte Amory. »Wir müssen jetzt eine Strategie entwickeln.«
Linda Toole stöhnte. »Das hier
und der Artikel heute Morgen in ›StarWatch‹, das ist der totale PR-Albtraum. O
Gott, warum ich?«
»Es ist nicht bloß Ihr
Albtraum!«, giftete Girdwood.
»Ich bin jedenfalls die, die in
der Schusslinie steht.«
Rae hatte ihre Finger in die
von Ricky geflochten und starrte nachdenklich auf ihr Knie, wo ihrer beider
Hände ruhten. Dann sah sie auf und sagte zu Ricky: »Warum drehst du es nicht zu
deinen Gunsten?«
Alle Köpfe wandte sich ihr zu.
Girdwood grunzte verächtlich. Rae wurde rot.
Aber Ricky sah sie interessiert
an. »Wie?«
Sie holte tief Luft, nervös,
aber ermutigt. »Na ja, was Transamerica da mit dir anstellt, macht dich zum
Underdog. Und dieses Land liebt Underdogs. Wir verzeihen einem Einzelnen fast
alles, wenn ihm von einem großen, gierigen Unternehmen ein Unrecht zugefügt
wird. Besonders, wenn der Underdog sich wehrt.«
Er nickte langsam. »Wenn der
Underdog sich wehrt, verzeihen ihm die Leute eine attraktive Rothaarige oder
schlimmere Sünden. Sprich weiter.«
»Okay, du nimmst den Kampf auf.
Die Frage ist — wie? Du wirst es aus eigener Tasche bezahlen müssen.
Riesenanzeigen in den Zeitungen, in denen du sagst, was das für Schweine sind —
wäre nahe liegend, aber nicht bloß teuer, sondern auch juristisch
problematisch.« Sie sah hinüber zu Amory, der nickte. »Was du brauchst«, fuhr
sie fort, »ist ein Weg, die Botschaft zu verbreiten, der nicht so direkt und
nicht so teuer ist, sondern dir im Gegenteil noch was einbringt.«
»Woran denkst du?«
Durch Rickys Hilfestellung
beflügelt, sprach sie mit mehr Überzeugung weiter. »Vorhin habt ihr über das
Merchandising von Winterland geredet. Wie schnell könnten die einen größeren
Posten T-Shirts herstellen?«
Ricky sah Amory an. Der Anwalt
sagte: »Ziemlich schnell, die Verträge für das zusätzliche Savage-Merchandising
existieren nämlich erst im Entwurf. Bis sie die in der Tasche haben, werden sie
uns bei Laune halten wollen. Außerdem kriegen sie ständig Bestellungen dieser Art.«
Rae fragte: »Könnten sie
rechtzeitig zum Auftaktkonzert am Mittwoch liefern? Und dann auch noch andere
T-Shirts mit anderem Aufdruck, für die übrigen Tour-Stationen, wo die Single
nicht gespielt wird?«
»Da bin ich sicher, ja.«
Alle hörten jetzt zu, selbst
Girdwood, wenn er auch immer noch eine geringschätzige Miene zur Schau trug.
Rae wandte sich wieder Ricky zu. »Du könntest ein Extra-T-Shirt machen lassen.
Was Besonderes. Nicht die Fanartikel-Dutzendware zur neuen Tournee, sondern
eins, mit dem die Leute mehr verbinden würden, wegen seiner... sagen wir,
historischen Bedeutung«. Jeder auf der Tour, von dir bis zu den Roadies, würde
es tragen. An einer Stelle des Konzerts erklärst du den Leuten, was es damit
auf sich hat, und du bittest sie, die Sender anzurufen und nach der Single zu
fragen. Und das würdest du auch den Journalisten sagen. Und die T-Shirts könnte
man überall auf der Tour kaufen.«
Ricky und Linda grinsten jetzt.
Girdwood guckte skeptisch, aber Amory rutschte auf seinem Sessel nach vorn.
»Was würde draufstehen?«,
fragte er gespannt in seinem Südstaatentonfall.
»Na ja, so was wie boykottiert
in Los Angeles: › The Midnight Train to Nowhere‹.«
»T-Shirt-Farbe?«
»Schwarz.«
»Schrift?«
»Silbern.«
»Mit Bild?«
»Ein Zug in einem Kreis mit
einem Strich durch.«
Jerry
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