Das gebrochene Versprechen
schien erleichtert ob
meiner regelgerechten Reaktion. »Du weißt schon.«
»Also, das interessiert mich
wahrhaftig nicht!«
»So wenig, wie dich mein flotter
Cyber-Dreier interessiert hat.« Ich mimte gekränktes Schweigen.
Sie fuhr fort: »Damals hast du
mich mit billigem Wein rumgekriegt.«
»Ich schätze, diesmal muss ich
wohl teureren auffahren.«
»Nützt auch nichts.«
»Deer Hill Chardonnay?«
»Unfair!«
»Zwei Flaschen.«
Sie seufzte. »Okay, ich erzähl
dir ein Detail und lass dich dann deine eigenen Schlüsse ziehen. Ein Detail,
mehr nicht — weder jetzt noch sonst jemals.«
Ich war mir noch nicht mal
sicher, ob ich dieses eine Detail erfahren wollte, aber für einen Rückzieher
war es zu spät. »Sag’s, wenn’s denn sein muss.«
»Okay, Ricky hat letzte Nacht
unter anderem zu mir gesagt: ›Unterschätze nie einen Gitarristen; mit den
Händen sind wir große Klasse.‹«
Nein, das hätte ich lieber
nicht hören wollen. Aber ich sagte mechanisch: »Das ist aber ein mageres
Detail.«
»Deer Hill, zwei Flaschen.«
Wieder eine Welle nagender
Gefühle. Diesmal identifizierte ich sie als das, was sie waren: Eifersucht.
Großer Gott, ich war doch wohl nicht eifersüchtig wegen Ricky! Ja, er war
attraktiv, er hatte diese Komm-fick-mich-Stimme. Aber seit achtzehn Jahren war
er wie ein Bruder für mich.
Nein, ich war eifersüchtig auf
die Art, wie sein Blick an ihr klebte, während Hy mich gar nicht zu sehen
schien. Ich war eifersüchtig darauf, dass das zwischen ihnen so neu war. Ich
war eifersüchtig auf diese Absolutheit, auch wenn sie vermutlich weder real
noch von Dauer war.
Ich wollte nicht das, was sie
hatten; ich wollte, dass Hy und ich mehr von dem hätten, was wir hatten.
Rae sah mich stirnrunzelnd an,
besorgt, etwas Falsches gesagt zu haben.
»Zwei Flaschen«, erklärte ich,
»aber du musst sie mit mir teilen.«
»Keine Bange«, sagte sie. Aber
ihr Blick war immer noch besorgt. Es klopfte an der Tür. Mick, der zu einer Lagebesprechung
kam. Rae wurde rot, als er eintrat — eine verständliche Reaktion, wenn der Sohn
aufkreuzt, während man gerade über die Offstage-Talente des Vaters plaudert.
Ich grinste sie schadenfroh an und leitete dann die Besprechung damit ein, dass
ich Mick bat, die Ergebnisse seiner Nachforschungen zu dem Brand in Pacific
Palisades zu referieren.
»Der Brand wurde eindeutig als
verdächtig eingestuft«, sagte er, während er seinen Block aufklappte. »Der
Ausgangspunkt war eine Viertelmeile weiter östlich, canyonaufwärts. Es war ein
Sackcanyon«, erklärte er mit einem Seitenblick zu Rae. »Unser Haus war das
letzte an der Straße, ein ganzes Stück von den Nachbarn weg. Der
Brandermittler, mit dem ich geredet habe, sagte, die Windbedingungen in jener
Nacht waren optimal für die Ausbreitung in unsere Richtung. Sie fanden keine
handfesten Indizien wie etwa Reste von leicht entzündlichen Flüssigkeiten, aber
angesichts der knochentrockenen Vegetation wäre das auch nicht unbedingt nötig
gewesen, um ein Feuer zu entfachen. In der Ausgangszone des Feuers fand sich
ein Ring aus Steinen, der darauf hindeutete, dass dort jemand ein Lagerfeuer
gemacht hatte, also gelangten die Brandermittler zu der Theorie, dass das Feuer
durch Obdachlose verursacht wurde, die dort in der Gegend gesichtet worden
waren.« Er zögerte, ging seine Notizen noch einmal durch und klappte dann den
Block zu. »Nachdem ich mit dem Brandermittler geredet hatte, bin ich zum Canyon
gefahren, um zu gucken, ob ich meiner Erinnerung an die Brandnacht auf die Sprünge
helfen könnte. Das Feuer brach spät in der Nacht aus — nach zwei. Dad war noch
auf, arbeitete an einem Song. Er sah den Feuerschein und rief sofort die
Notrufzentrale an. Dann weckte er uns alle. Mom packte die Kleinen in den
Porsche; Dad nahm mit Chris und Jamie Moms Wagen und ich den Jeep, den wir
damals noch hatten. Der Jeep blockierte die Ausfahrt, also fuhr ich als Erster
los. Auf Höhe unserer nächsten Nachbarn wollte ich in ihre Zufahrt einbiegen,
um sie zu warnen; da kam ein Pick-up in einem Höllentempo aus ihrer Zufahrt
gerast, und ich hätte ihn beinahe gerammt. Beim Haus machte niemand auf, also
ging ich davon aus, dass sie in dem Pick-up gesessen hatten — bis ich gestern
nochmal bei ihnen war.«
»Ihr Haus ist nicht
abgebrannt?«, fragte Rae.
Mick schüttelte den Kopf. »Die
Feuerwehr war rechtzeitig dort, um die Flammen zurückzudämmen; nur unser Haus
ging drauf. Na, jedenfalls, nachdem ich ein
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