Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
wollen?
    Ich fragte: »Das Ehepaar Savage
— kamen die zusammen oder getrennt an?«
    Etwas flackerte in seinem Blick
auf; vielleicht brachte er jetzt erst den Namen mit dem Star in Verbindung.
»Ich erinnere mich wirklich nicht mehr.«
    Ich sah mir die Eintragungen
noch einmal an und notierte mir das texanische Kennzeichen von Terriss’ Chevy
Camaro. »Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht an die Frau erinnern? Sie hat die
Anmeldung ausgefüllt, und sie sah wohl ziemlich toll aus.«
    Harry schüttelte den Kopf, aber
sein Blick ging in die Ferne, als ob er sich an etwas erinnerte. Vom Wohnzimmer
aus bemerkte seine Frau: »Du kannst es ihr auch gleich sagen, Harry. Lieber
eine Privatdetektivin als die Polizei.«
    Er schrumpfte über dem Tisch in
sich zusammen, gleichzeitig nervös und resigniert. Obwohl ihre Serie wieder
lief, hatte seine Frau es geschafft, auch noch das Real-Life-Drama
mitzuverfolgen. Dann sagte er: »Sie reden immer von ihr in der Vergangenheit.
Ist sie tot?« Seltsame Frage. »Nicht, dass ich wüsste.«
    Er zögerte und fuhr sich mit
der Zungenspitze über die trockenen Lippen.
    Die Frau rief: »Ich hab’s dir
gesagt, eines Tages kommt jemand und fragt.«
    »Sei still.«
    »Wir hätten es der Polizei —«
    »Sei still!«
    »Hören Sie«, sagte ich rasch,
»ich habe nicht die Absicht, die Polizei da mit reinzuziehen. Das ist das
Letzte, was mein Klient wünscht.« Er runzelte die Stirn und sah Hilfe suchend
zu seiner Frau hinüber. Sie wandte den Blick nicht von der Mattscheibe.
Schließlich seufzte er. »Okay, die Frau kam so gegen sechs Uhr abends hier an.
Hat für eine Nacht bar bezahlt. Sagte, sie wolle ihren Mann hier treffen. Ich hatte
den Eindruck, dass sie darauf irgendeine Reaktion erwartete, und das hat mich
gewundert, denn viele Paare kommen separat hier an. Vielleicht war sie ja auch
nicht mit ihm verheiratet, und sie war nervös, weil sie dachte, das würde mich
stören.«
    Nein, dachte ich, sie hatte
erwartet, dass er Rickys Namen kennen würde. Zum Glück war Harry kein
Country-Fan! »Erzählen Sie bitte weiter.«
    »Das war alles.«
    »Harry, wenn du’s ihr nicht
erzählst, geht sie doch noch zur Polizei, und die Art Publicity hat uns gerade noch
gefehlt.«
    Ich zog noch einen Zwanziger
heraus und legte ihn auf den Tresen. Diesmal sackte ihn Harry ohne Zögern ein,
wobei er vertraulich den Finger an die Lippen legte. »Okay, die Frau war
komisch. Diese riesigen Augen, so unruhig und durchdringend, und sie hat an den
falschen Stellen gelacht. Sie ist zu dem Bungalow rübergegangen, dann rief sie
hier an, um zu fragen, wie sie ein Ferngespräch führen könne. Ich hab ihr
gesagt, ich muss das anmelden und die Gebühren erfragen, weil sie ja das Zimmer
nicht auf Kreditkarte genommen hatte. Das war ihr nicht so recht, aber sie hat
trotzdem telefoniert und ist hinterher gleich gekommen, um es zu bezahlen.« Ich
sah auf die Gebühren auf dem Bildschirm; das Gespräch ging in den
Vorwahlbereich 213 — in das Transamerica-Büro, wo Ricky, wie er ihr gesagt
hatte, auf ihren Anruf wartete. »Wann ist ihr Mann dann gekommen?«, fragte ich.
    Harry zuckte die Achseln.
    »Er ist doch gekommen?«
    »...Irgendwer ist gekommen,
ja.«
    Ich legte die Pressefotos von
Dan und Benjy, die ich aus Rickys Unterlagen hatte, auf den Tresen. »War es
einer von den beiden hier?«
    Harry musterte sie mit
zusammengekniffenen Augen, dann zeigte er auf Dan. »Das ist der, der die Tür
aufgemacht hat.«
    »Die Tür?«
    »So um zehn abends hat die
Familie aus dem Nachbarbungalow angerufen und sich über die laute Feierei
nebenan beschwert. Ich bin rübergegangen und habe geklopft, und dieser Typ hier
kam an die Tür. Er war so weit ganz höflich, hat sich entschuldigt und gesagt,
sie würden leiser machen.«
    »Haben sie’s getan?«
    Er antwortete nicht. Sein
grimmiger Gesichtsausdruck sagte, dass er das Real-Life-Drama nicht annähernd
so erfreulich fand wie das, was im Fernsehen kam. »Ja, haben sie«, sagte er schließlich.
»Und früh am nächsten Morgen waren sie weg.«
    »Und das war alles?«
    Schweigen.
    »Mein Gott, Harry, sag’s ihr
und bring’s hinter dich!«
    »Okay, okay! Meine Frau hat
gesehen, dass das Auto weg war, und ist reingegangen zum Saubermachen. Hat mich
dann geholt. Das Zimmer war voll mit Flaschen und gebrauchten Gläsern, und wie
es aussah, hatten sie auch Marihuana geraucht. Das Bettzeug war zerfetzt, und
meine Frau... na ja, sie sagt, dass sie’s immer an den Laken erkennt:

Weitere Kostenlose Bücher