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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Weilchen dort herumgestreift war,
wo unser Haus gestanden hatte — was ganz schön deprimierend war — , bin ich
noch bei den Nachbarn vorbeigefahren und hab sie gefragt, ob sie das damals
waren, in dem Pick-up, und sie sagten, nein, sie seien gar nicht da gewesen.«
    »Wieso hast du das nicht damals
schon rausbekommen?«
    »Herrgott, Rae, wenn du auf
diese Art alles verlierst, ist das Fetzte, was dich interessiert, wo deine
Nachbarn waren. Keins von uns Kindern war je wieder dort im Canyon, und ich
habe Mom und Dad nie von dem Pick-up erzählt. Hab eigentlich überhaupt nie
wieder dran gedacht, bis gestern Nachmittag.«
    Ich sagte: »Kannst du ihn
beschreiben?«
    »Ich habe die halbe Nacht wach
gelegen und versucht, mir das Bild in Erinnerung zu rufen. Ich weiß nur, dass
er hellfarben war und über der hinteren Stoßstange schlammverkrustet.«
    »Schlammverkrustet? Der Brand
war im Oktober, und es war ein trockener Herbst.«
    Er zuckte die Achseln. »So sehe
ich ihn vor mit; wie er die Straße hinunterrast. Du weißt doch, wie sich einem
in solchen Paniksituationen bestimmte Details ins Gehirn brennen? Man erinnert
sich vielleicht sonst an gar nichts, aber diese Details sind ganz deutlich. Und
so ist es mit dem Schlamm an dem Pick-up.«
    »Über der hinteren Stoßstange«,
sagte ich. »In der Gegend des Nummernschilds.«
    »...Hm.« Er nickte und begriff,
worauf ich hinauswollte. »Der uralte Fernsehkrimitrick — Nummernschild mit
Schlamm unkenntlich gemacht. Schlamm in der trockensten Jahreszeit. Und
Superdetektiv Mick Savage war zu blöd, um draufzukommen.«
    »Mach dir keine Vorwürfe. Die
offensichtlichsten Dinge sind auch meistens die, die mir entgehen. Okay,
versuch weiter, dich genauer an den Pick-up zu erinnern, und sag mir Bescheid,
wenn dir was einfällt. Nächster Punkt. Was ist mit dem Motorradunfall?«
    »Ermittelnde Behörde war der
County Sheriff. Der Beamte dort ließ mich die Akte einsehen. Dan war auf dem
Weg von seiner Freundin in Malibu zu seinem Haus in Santa Monica; die
Abfahrtszeit, die seine Freundin angab, passt. Regnerische Nacht, nicht viel
Verkehr. Keine Augenzeugen, keine Bremsspuren. Die Maschine explodierte auf den
Felsen, und ein Lastwagenfahrer sah die Flammen und benachrichtigte die
Polizei. Es gab Anzeichen dafür, dass ein anderes Fahrzeug in der Nähe der
Unfallstelle aufs Bankett gefahren war, aber die Reifenspuren waren so
verwaschen vom Regen, dass sie’s gar nicht erst mit Abgüssen versucht haben.«
    »Konntest du den
Autopsiebericht einsehen?«
    »Ja.« Mick verzog das Gesicht.
»Blutalkohol jenseits der Promillegrenze, aber nicht sehr hoch, und Dan
beherrschte — laut Dad — die Maschine wie ein Profi, selbst wenn er ein
bisschen zu viel getrunken hatte.«
    »Es sei denn, etwas
Unerwartetes wäre dazwischengekommen — zum Beispiel ein Auto, das ihn von einer
dunklen, nassen Straße drängte. Irgendwelche Hinweise darauf, in welche
Richtung das Fahrzeug, von dem die Spuren stammten, gefahren war?«
    »Die Spuren waren auf dem
westlichen Randstreifen, aber es hätte aus beiden Fahrtrichtungen dort
rübergeschert sein können.«
    »Außer Alkohol keine Drogen im
Spiel?«
    »Nein.«
    »Er war sofort tot?«
    »Vom Motorrad geschleudert und
tot, als die Deputies ankamen. Schwerste innere Verletzungen, unter anderem
Milzriss und Gehirnblutung...« Mick schüttelte den Kopf. »Shar, dieser
Autopsiebericht... Dan war für mich so eine Art Onkel. Der Gedanke, dass ihn
jemand absichtlich von der Straße...«
    »Ich weiß.« Ich berührte ihn am
Arm und wandte mich Rae zu. »Okay — Denver. Was wusste die dortige Polizei über
Benjy zu erzählen?«
    »Der ermittelnde Beamte war
sehr kooperativ und erinnerte sich gut an die Sache, weil er ein Savage-Fan ist
und bei dem Konzert war. Benjy hatte auf wiederholte Weckrufe am nächsten
Morgen nicht reagiert; das Hotel guckt in solchen Fällen routinemäßig nach den
Leuten. Laut Autopsiebericht hatte er erhebliche Mengen Methaqualon — sprich
Quaaludes — intus, gekoppelt mit Bourbon. Auf dem Nachttisch stand eine leere
Halbliterflasche einer Billigmarke namens High Times.« Sie schauderte.
»Erinnere mich dran, das Zeug bloß nie zu kaufen. Alles in allem sah’s nach
einer gewöhnlichen Überdosis aus, aber der Beamte hatte die Akte trotzdem nicht
endgültig geschlossen.«
    »Wieso nicht?«
    »Wegen einer Kombination von
Kleinigkeiten, die, für sich genommen, unwichtig waren. Erstens war die
Zimmertür nicht verriegelt. Kann

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